Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Besitze. Ich nahm daher von weiterem Vorgehen, 
da Verhandlungen unmöglich waren, zur Zeit Ab- 
stand und sorgte nur dafür, daß den Pom-Mandrian- 
Leuten mitgetheilt wurde, daß sie, wenn sie sich noch 
irgend etwas zu Schulden kommen ließen, schwer 
bestraft werden würden. 
Wir durchwanderten die Insel Pom--Lin, die 
besonders interessant ist, weil sie mit ihrem überall 
in großen Felsblöcken zu Tage tretenden Obsidian 
das Speerspitzenmaterial für einen großen Theil der 
Admiralitäts-Inseln liefert. Die Inselbewohner, im 
Ganzen wohl auch nur höchstens 50, wohnen in 
unansehnlichen Hütten. Sie leben von Schweinen, 
Bananen, Kokosnüssen und einer kartoffelartigen Erd- 
knolle, die über der Erde als rankendes Gewächs an 
Holzstielen gezogen wird. Ihre ausgedehnten, sorg- 
fältig gehaltenen und mühsam mit Steinmauern ein- 
gefaßten Knollenpflanzungen erinnern sehr an unsere 
heimischen Weinberge und beweisen, daß dieser Stamm 
sich vor den übrigen Admiralitäts-Insulanern durch 
Fleiß auszeichnet. Er liefert einen großen Theil der 
Verpflegung für die Leute des Händlers Molde. 
Nach unserer Rückkehr setzte der „Seeadler“ die 
Fahrt nach den Seppessa-Inseln (Fehdarb) fort. 
Hier wollten wir anhalten, weil die Seppessaleute 
sich stets freundschaftlich zu den Europäern gestellt 
hatten. Gegen 1 Uhr gingen wir in Begleitung 
des Häuptlings Kewenu, der uns während der 
ganzen Expedition begleitet hatte, an Land und 
ließen uns zunächst von ihm seine große, auf Pfählen 
am Meeresstrande stehende, schön gebaute und aus- 
gerüstete Hütte zeigen. Dann durchstreifte ich in 
Begleitung einiger Eingeborenen und eines Polizei- 
jungen den nächsten Theil der Insel, um ein Bild 
von der Fruchtbarkeit derselben zu erlangen. Von 
der Bodenkraft der wahrhaft tropischen Insel zeugten 
große Blattpflanzen und riesenhafte Laubbäume. 
Abends ward die Insel Komuli erreicht, auf der 
uns zu Ehren, beleuchtet von den Scheinwerfern des 
„Seeadler“ die befreundeten Admiralitäts-Insulaner 
einen nächtlichen wilden Kriegstanz aufführten. Am 
25. morgens trat der „Seeadler“ die Rückreise nach 
Herbertshöhe an, und in der Mitternacht zum Ge- 
burtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs 
gingen wir vor Herbertshöhe zu Anker. 
Ich hoffe, daß die gelegentlich dieser Expedition 
durchgeführte Bestrafung der Hauptübelthäter der 
Admiralitäts-Insulaner guten, bleibenden Erfolg 
haben wird und die dauernde Erschließung der viel- 
versprechenden Inselgruppe zunächst für den Handel 
und in einiger Zeit auch für Plantagenbau zur 
Folge haben wird. 
Für die Küstenbewohner der Admiralitäts- 
Inseln ist unser Vorgehen, das lediglich einige aus 
Räubern und Mördern sich zusammensetzende 
Stämme getroffen hat, als ein Glück zu bezeichnen, 
da fie, wohl unzweifelhaft mit der intelligenteste 
Theil der Bewohner des alten Schutzgebietes 
Neu-Guinea, im Begriffe standen, durch ewige 
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Kriege vollständig aufgerieben zu werden. Die Ueber- 
fälle auf Europäer sind in erster Linie darauf zurück- 
zuführen, daß die einzelnen Stämme auf jede Weise 
versuchen wollten, in Besitz von Feuerwaffen und 
Munition zu gelangen, um durch diesen Besitz 
anderen Stämmen bei den ewigen Fehden überlegen 
zu sein. Unbedingt nöthig wird für die Zukunft 
sein, daß man allen Ereignissen innerhalb der Gruppe 
ein wachsames Auge leiht, jedes Vorgehen gegen 
Europäer nachdrücklich und schleunigst bestraft und 
auch den Stämmen, die in erster Linie die anderen 
Insulaner durch Angriffe belästigen, zum Ausdrucke 
bringt, daß das Kriegführen ein Sonderrecht des 
Gouvernements ist. Den Händler Molde habe ich 
gebeten, über den Erfolg unseres Vorgehens und die 
Beurtheilung desselben durch die Eingeborenen genaue 
Erkundigungen einzuziehen und mir darüber schrift- 
lich zu berichten. S. M. S. „Seeadler“" habe ich 
ersucht, auf der Rückkehr von der Rundfahrt nach 
den Karolinen, Palau und Marianen die Admiralitäts- 
Inseln wieder anzulaufen und eventuell, falls Gefahr 
im Verzuge ist, innerhalb der Inselgruppe gegen 
verbrecherische Eingeborene sofort wieder vorzugehen. 
Das glückliche Gelingen der Expedition nach den 
Admiralitäts-Inseln ist in erster Linie S. M. S. 
„Seeadler“ zuzuschreiben, dessen Kommandant, Offi- 
ziere und Mannschaften sich in der aufopferndsten 
Weise bemüht haben, die Gouvernementsbeamten in 
der Erreichung ihrer Ziele zu unterstützen. 
Herr Dr. Schnee verließ uns bei Komuli mit 
der Polizeitruppe an Bord der „Mascotte“, um 
noch in Neu-Mecklenburg einige nothwendige An- 
gelegenheiten zu erledigen. Ueber sein weiteres Vor- 
gehen berichtet derselbe Folgendes: 
„Am 25. Januar fuhr die Mascotter von 
Komuli, wo zum Schutz der Händlerstation sechs 
Polizeisoldaten zurückgelassen wurden, zunächst in 
der Richtung auf Neu-Hannover, an dessen Nordost- 
küste kürzlich ein mit vier farbigen Arbeitern be- 
manntes Händlerboot von den Eingeborenen unter 
Ermordung der Insassen genommen war. Am 
Nachmittag des 26. Januar wurde die Insel Kung, 
Station des Händlers Gangloff, erreicht. Hier 
wurden einige mit den Verhältnissen vertraute Ein- 
geborene an Bord genommen. Am Abend wurde 
bei der kleinen Insel Ungalik geankert und am 
anderen Morgen die Insel Zoi, deren Bewohner 
der Theilnahme an der Mordthat verdächtig waren, 
angelaufen. In Zoi wurde durch Vernehmung einer 
großen Anzahl von Eingeborenen und des dort an- 
sässigen chinesischen Händlers festgestellt, daß die 
Mordthat bei Buka-Buka auf Neu-Hannover gegen- 
über Zoi von sieben Eingeborenen des Dorfes 
Mamiou auf Zoi ausgeführt war. Die Mörder 
waren nach vollbrachter That unter Mitnahme eines 
bei dem Ueberfall erbeuteten Gewehrs in das Innere 
von Neu-Hannover zu befreundeten Stämmen ge- 
flüchtet. Eine Betheiligung der auf Zoi verbliebenen 
Eingeborenen hatte nach dem Ergebniß der Er-
	        
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