die Bevölkerung auszuüben scheint. Vier große
Dörfer liegen in ihrer Nähe, aus der Zeit der Wa-
nemba-Einfälle mit Wall und Graben umgeben. Der
Grundsatz der Mission scheint zu sein, vor Allem die
Leute zur Arbeit anzuhalten. Große Schmiede= und
Zimmermannswerkstätten sind auf der Station. Die
Kirche dient als Schule. In der englischen Sprache
werden die Schüler nicht unterrichtet, wohl aber im
Lesen und Schreiben ihrer eigenen Sprache mit la-
teinischen Lettern.
30. Oktober Abercorn, 4 Stunden, ist Sitz
des ersten Beamten der South Africa Company des
Deputy commissioner, der augenblicklich mit Com-
missioner Sharp am Mwerusee ist. Der dienst-
älteste Collector Mr. Mackinnon vertritt ihn. Von
Abercorn führt eine direkte Karawanenstraße nach
Kassanga. Nahe Abercorn ist eine Reihe von
Dörfern.
31. Oktober Kituta, 5 Stunden, am Tanganyka,
ist Station der African Lakes Comp., die vor der
Einäscherung des Ortes hier ein bedeutendes Waaren-
lager — der Leiter der Station, Mackenzie, giebt
an von 200 000 Mark — hatte. Sämmtliche Ge-
bäude, sämmtliche Waaren gingen bei dem Brande
verloren, ebenso brannte das große Eingeborenendorf
ab, da Alles sich flüchten mußte, weil das Munitions-=
haus Feuer gefangen hatte. Dies war leichtsinniger
Weise ebenfalls mit Gras gedeckt und stand kaum
15 m von den Wohn= und Lagerhäusern entfernt.
Die African Lakes Comp. liefert unter Anderem
Waaren an den Kongostaat, an die französischen
Missionen im deutschen Gebiet und hat auch an die
Station Kassanga kürzlich Waaren im Werthe von
über 5000 Rup. verkauft. Die neueste Lieferung
an die Station hat indessen die Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft in Songwe erhalten. Doch hat auch die
African Lakes Comp. in Kituta wieder ein großes
Waarenlager zur Verfügung.
1. November Kalambo, 6 Stunden, Grenzfluß.
Der direkte Weg von Kituta in deutsches Gebiet ist
über alle Beschreibung schlecht und läßt sich schwer-
lich verbessern. Er führt da, wo er erträglich ist,
durch fußtiefen Sand am Seegestade über Felsen
und Schluchten hinweg, zumeist aber über Felsgeröll,
das im Laufe der Zeit von dem nahe an den See
tretenden Plateau abgebröckelt ist und gleich einem
riesigen Wall in den See abfällt. Man klettert von
Stein zu Stein, balancirt über Felsen bald 50 bis
100 m hinauf, bald hinab. Der Weg ist für Träger
mit Lasten kaum passirbar.
2. November Kassanga, 5 Stunden. Auf bei-
nahe noch schlechteren Wegen wurde Kassanga er-
reicht. An dem Dampfer „Hedwig von Wissmann“"
arbeiten augenblicklich noch vier Europäer. Der
Schiffsrumpf ist unversehrt geblieben, auch die Kessel,
kürzlich geprüft, sind gut. Die verbrannten Holz-
theile werden an Ort und Stelle neu gearbeitet.
Zum Glück hat sich gutes Holz in der Nähe ge-
funden. Der Leiter der Arbeiten, Maschinist Wächter,
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giebt an, daß der Dampfer im März oder Aur#
fahren kann. Man ist daran, Häuser aus Ziegel-
steinen zu errichten. Dem Dampferunternehmen stehen
zwei Dhaus zur Verfügung, deren Ankauf sich die
Station hat entgehen lassen. Die Compagnie ist
eifrig beschäftigt, die provisorische Station auszubauen.
Die jetzigen Gebäude wären an die Transcontinental
Telegraph Comp., die, wie ein kürzlich in Kassango
anwesender surveyor sagte, in Kassanga jedenfalls
eine Station errichten wird, oder an einen Geschäfts-
mann zu verkaufen.
5. November Kalambo (auf dem Plateau).
7 Stunden (v. Prittwitzsche Route). Der Aufstieg
auf das Plateau ist ziemlich steil, wenn auch hier
eine Bara-Bara-Anlage auf nicht so viele Schwierig-
keiten stößt, wie die Stevenson Road bei Kitula. Die
Gegend ist gut bewaldet, oben auf dem Platean
fruchtbar, hat Platz für dichtere Bevölkerung. Dicht
bei Kalambo, wo stückweise an einer Bara-Bara ge-
baut ist, sind viele Wildgruben mit Spitzvpfählen
hart an der Straße. Es fehlte nicht viel, daß ich, wie
der Grieche Croussos bei Ninga, in eine solche ge-
rathen wäre. Dem Griechen drangen zwei Pfähle
durch den Oberschenkel. Er hat wochenlang dem
Tode nahe gelegen. Desgleichen traf ich bei Ka-
mämbia später und bei Liviula zahlreiche neuerdings
gebaute so hart an der Karawanenstraße, daß Leute,
die aus irgend einem Grunde nur 10 m vom Wege
abkommen, hineingerathen können. Bei Lioviula
schneidet die mehrere hundert Meter lange Wildhecke,
welche aus lose geschichtetem Buschwerk mit alle 10
bis 15 m eingelassenen Gruben gebildet ist, den Weg.
Nachts wird auch der Weg gesperrt. Im hohen
Grase bemerkt man die Hecke gar nicht.
6. November Katete, 3⅛½ Stunden. 7. No-
vember Pangamila, 4 Stunden. 8. November
Masanga, 5 Stunden. Ufipa, Gegend ist bergig,
felsig, unterbrochen von Steppen, aber gut bewässem
und in den Thälern leidlich bevölkert. Es ist Gummi
vorhanden gewesen, aber in früheren Jahren nament-
lich von englischen Händlern, in erster Linie der
African Lakes Comp., ausgebeutet. Die Leute gingen
früher als Träger in das englische Gebiet, wissen
aber jetzt, daß es verboten ist, und tragen Lasten für
Mirambo, den Griechen Croussos, die Station
Kassanga. Die Eingeborenen sind aufgeweckt und
entgegenkommend.
9. November Kamämbia, 6 Stunden. Die
Gegend zeigt denselben Charakter. Bei Ninga hat
der Grieche Croussos eine Handelsniederlassung, um
Gummi einzukaufen. Auch hier ist nur noch sehr
wenig Gummi. Dagegen wird Gummi aus eng-
lischem Gebiete eingeführt. ·
10. November Jamisungati, 5½ Stunden.
Marsch durch Pori. Das Dorf ist kürzlich verlossen,
die Bewohner sind näher an die englische Grenze
gezogen. In Lwiula floh Alles, als die Expedition
sich nur von ferne zeigte.