Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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Oktober in dem Wayaodorf Mawelewele begonnen. 
Eine dritte Außenmission habe ich diesen Monat auf 
dem Mwereplateau im Dorfe Mpeme begonnen, wo 
ich an den Leuten des Wamwerahäuptlings Man- 
derve dankbare Katechumenen zu erhalten hoffe; Schule 
und Kapelle sind auch dort bereits im Bau begriffen. 
Aus fremden KHolonien. 
Ueber eine Neise nach Mozambique und Britisch- 
Tentralafrika 
berichtet Hauptzollamtsvorsteher Ewerbeck, wie folgt: 1 
Am 3. August erreichten wir Mozambique. Die 
kleine Stadt mit massiven, verschiedenfarbig ge- 
strichenen Häusern und vielen Ziegeldächern, liegt 
auf einem schmalen Korallenriff nahe dem Festlande, 
sie macht vom Hafen aus einen freundlichen Ein- 
druck. Den Eingang zum Hafen beherrscht ein um- 
fangreiches von Vasco de Gama erbautes Fort. 
In der Stadt ist kein Hotel, dagegen die Gast- 
freundschaft sehr ausgedehnt. Bemerkenswerth sind 
verschiedene Regierungsschulen, in denen Eingeborene 
und Mischlinge einige Jahre unentgeltlich in ver- 
schiedenen Handwerken ausgebildet werden und nach 
ihrer Ausbildung als Entgelt für den Unterricht 
eine Zeit lang ebenso für die Regierung zu arbeiten 
haben. 
Auf der Insel selbst herrscht wenig Leben. Der 
eigentliche Handel vollzieht sich auf dem Festlande, 
die Insel dient wie Sansibar, mehr als Stapelplatz. 
für die Waaren. Es wurden 1898 importirt: 
Waaren im Werthe von 2 618 198 Mk., exportirt: 
Waaren im Werthe von 1 369 137 Mk. (Ibo und 
Beira sind nicht inbegriffen). 
Einen Hauptantheil am Handel hat die Firma 
Philippi. 
An Erdnüssen wurden ausgeführt: 80 000 Sack 
à 70 kg. An Mtama, Mais wurden ausgeführt: 
100 000 Sack à 70 kg. 
Wachs kommt in Mozambique wenig zur Ver- 
schiffung, mehr in Jbo. Die Gummiausfuhr hat 
nachgelassen. Da die Dampferverbindungen ungünstige 
sind, die Fracht eine hohe ist, findet viel Dhauverkehr 
mit Sansibar und Indien statt. Es sind viele 
Inder an der Küste, welche unabhängig von den 
europäischen Firmen Geschäfte machen. Da sie von 
den Portugiesen gern gesehen und gut behandelt 
werden, machen sie den Europäern große Konkurrenz. 
Nach dem weiteren Innern (Nyassagebiet) findet kein 
Handel statt. Das Land ist bis zum Rovuma, 
Nyassa, südlich bis zur Grenze der Zambesi-Company 
in den Händen der Nyassa-Company, welche Zölle, 
Hüttensteuer erhebt und selbständig Gerichtsbarkeit 
ausübt. Bestimmte Grenzen sind ihr allerdings von 
der Portugiesischen Regierung gezogen, andererseits 
Verpflichtungen auferlegt, Wege, Plantagen anzulegen, 
Eisenbahnen zu bauen 2rc., und ferner sind ihr 
  
  
Kontrollbeamte der Regierung beigegeben. Da diese 
aber von der Gesellschaft bezahlt werden, ihre Ab- 
lösung, wenn sie sich unbequem zeigen, leicht zu be- 
werkstelligen ist, kommt die ganze Verwaltung und 
Kultur des Landes allein auf ein Ausrauben des 
Landes hinaus. Die Folge davon sind fortwährende 
Feindseligkeiten der Eingeborenen, die der Gesellschaft 
bezw. der Regierung viel zu schaffen machen. Näher 
dem Nyassa zu hatte die Verwaltung überhaupt 
noch keinen Fuß gefaßt. Erst jetzt ist eine große 
portugiesische Expedition gegen den Wayaohäuptling 
Mataka ausgesandt. 
Am 5. August wurde Beira erreicht. 1889 
gab es in Beira noch keine Niederlassung, heute ist 
es eine Stadt von 5000 Einwohnern der verschie- 
densten Nationalität (darunter 38 Deutsche, 24 Oester- 
reicher, 15 Schweizer, 44 Italiener, 59 Griechen, 
85 Franzosen, 191 Engländer, 11 Holländer, 
665 Portugiesen, 127 Chinesen, 309 Inder 2c.). 
Die Straßen bedeckt fußhoher Sand, doch erleichtern 
ein solider Bürgersteig und eine Art Feldbahn den 
Verkehr, der ein sehr reger ist. Geschäftshaus liegt 
an Geschäftshaus. Nahezu alle europäischen Bedarfs- 
artikel sind, allerdings zu hohen Preisen, zu erstehen. 
Nur einzelne massive Häuser sind vorhanden, beinahe 
die ganze Stadt besteht aus Wellblechhäusern, doch 
sind dieselben praktisch und wohnlich eingerichtet, auch 
kühl. Sie stehen auf 1 m hohen Pfählen, die 
Wände sind aus Wellblech. Innen ist Alles mit 
Brettern verschaalt. 
1898 wurden (einschl. Bahnbaumaterial) Waaren 
im Werthe von 18 205 031 Mk. in Beira einge- 
führt, daran betheiligten sich: 
England mit über 
Portugal mit nahezu 3 000 000 = 
Deutschland mit 687 330 = 
Der Transitverkehr nach Rhodesia belief sich auf 
3528 605 Mk. Im letzten Jahre soll indeß ein 
Geschäftsrückgang eingetreten sein. 
1898 wurde Gold im Werthe von 223 132 Mk. 
ansgeführt. Die Ausfuhr anderer Artikel (Gummi, 
Wachs, Elfenbein) ist unbedeutend. In Beira stieg 
ich am 8. August auf den Küstendampfer der Deutsch- 
Ostafrika-Linie „Peters“, der am selben Tage nachts 
vor der Chindemündung eintraf. Vor der Mündung 
liegt eine gefährliche Barre, die von dem „Peters“ 
nur bei Hochwasser passirt werden kann. Da am 
Morgen des 9. August ein dichter Nebel jede Aus- 
sicht versperrte, liefen wir erst beim nächsten Hoch- 
wasser um 6 Uhr abends in den Hafen ein. Bojen 
und Baken sind nicht vorhanden. Vor einigen 
Wochen ist ein großer Segler auf der Barre ge- 
strandet und mit seiner Ladung verloren gegangen. 
Ungefähr um dieselbe Zeit ertranken der Kapitän 
und erste Maschinist eines großen Dampfers, der 
wegen zu geringen Wasserstandes nicht einlaufen 
konnte, als sie im Boot die Barre passiren wollten, 
um nach Chinde zu fahren. 
10 000 000 Mk.
	        
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