Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

17. März nach Kribi zurückgekehrt, habe aber noch 
vorher eine Patrouille in das Sokotangebiet geschickt, 
welches südlich des Elefantenberges liegt. Diese 
Bulis hatten sich gleichfalls am Aufstand betheiligt. 
Sie hatten mir ihre Unterwerfung anzeigen lassen 
und haben 17 Strafarbeiter gestellt. 
Ich halte nun zwar durch den von mir aus- 
geführten Strafzug die Bulis für energisch bestraft, 
glaube jedoch, daß eine Sicherheit gegen eine Wieder- 
kehr eines derartigen Raubzuges, bei dem überaus 
kriegerischen Charakter der Bulis, nur in der Anlage 
von Stationen und in der dauernden Ueberwachung 
gefunden werden kann. Auch glaube ich, daß eine 
permanente stärkere militärische Besatzung der verschie- 
denen Küstenpunkte nothwendig bleiben wird. 
  
Ueber einen Strafzug gegen die Bakoe 
berichtet der stellvertretende Kommandeur der Kaiser- 
lichen Schutztruppe Hauptmann v. Dannenberg 
aus Kribi, den 20. März 1900, Folgendes: 
Am 30. Oktober 1899 verließ Leutnant v. Lottner 
mit dem Sanitätssergeanten Kneisel und 50 farbigen 
Soldaten die Station. Er marschirte nicht den 
Hauptweg, sondern auf Nebenwegen, um ein früh- 
zeitiges Benachrichtigen der Bakoe, welche sich wieder- 
holt unbotmäßig erwiesen hatten, durch die Trommel- 
sprache zu vermeiden. Er erreichte Ondua, woselbst 
verschiedene Häuptlinge zu ihm stießen, um sich am 
Zug zu betheiligen. Von diesen erfuhr er, daß die 
Bakoe Opama abgebrannt und sich mit der Beute 
in ihr Gebiet zurückgezogen hätten. Am Raubzuge 
seien betheiligt gewesen die Häuptlinge Asinteboe, 
Dulu und Fama. 
Am 31. Oktober marschirte er über Klein-Elandi 
nach Opama, bog kurz vor diesem Ort nach Osten 
ab und ging nach Nzananga. Hier erfuhr er, daß 
die Bakoe etwa 450 Mann stark fünf bis sechs 
Stunden entfernt in Asoke sich befänden und unter 
Festlichkeiten die Beute theilten. Er beschloß, in 
Nzananga zu bleiben und in der Nacht gegen Asoko 
vorzugehen. Gegen Abend erhielt er aber die Nach- 
richt, daß die Bakoe nach Theilung der Beute sich 
getrennt hätten, eine starke Abtheilung sich aber in 
Hitscholle festgesetzt habe. Er brach um 12 Uhr 
nachts unter Zurücklassung sämmtlichen Gepäcks auf. 
Es war ein äußerst beschwerlicher Marsch, gefährlich 
noch besonders dadurch, daß die Balkoe in die Wege 
angespitzte Bambusstäbchen gesteckt hatten, weshalb 
sehr vorsichtig marschirt werden mußte und die Ko- 
lonne etwas auseinander kam. Er traf deshalb erst 
um 7¼ Uhr in Mitscholle ein. Kurz vor dem 
Dorf hatten die Bakoe einen Posten ausgestellt, 
welcher bei seiner Annäherung schoß. Um den 
Moment der Ueberraschung auszunutzen, lief der 
Leutnant v. Lottner mit dem Sanitätssergeanten 
Kneisel und vier Mann der Spitze voraus, ver- 
einzelt folgten die übrigen. Die Kolonne konnte 
nicht so schnell folgen. 
461 
  
1 unterwerfen werden. 
Im Dorf angekommen, schlug diesen Wenigen ein 
starkes Feuer entgegen. Leutnant v. Lottner erhielt 
einen Schuß in das Gesicht und in das Schienbein, 
so daß er für den Augenblick niederfiel, weshalb die 
Soldaten stutzten. Sie wurden aber durch den 
Sanitätssergeanten Kneisel zum Vorgehen ange- 
trieben, und nachdem weitere Soldaten herangekommen 
waren, gelang es, nachdem auch Leutnant v. Lottner 
sich wieder hatte emporraffen können, mit Hurrah 
gegen die Bakoe vorzugehen. Dies trieb den Feind 
in die Flucht. Die Soldaten folgten den Fliehenden 
unmittelbar. Leutnant v. Lottner mußte zurück- 
bleiben und verbunden werden. Seine Verwundungen 
stellten sich als sehr ernst heraus. Die Nacht verlief 
ohne Störung. Leutnant v. Lottner mußte sich am 
nächsten Morgen zur Station zurückbringen lassen 
und die Ausführung des weiteren Strafzuges dem 
Sanitätssergeanten Kneisel übergeben. 
Dieser sandte am 2. November Patrouillen nach 
Asinteboe und Duluku. In Asinteboe traf die Pa- 
trouille auf den Gegner und vertrieb ihn. Am 
3. November wurden noch einzelne Versprengte in 
der Nähe angetroffen. Am 4. marschirte Kneisel 
nach Namemekolle und wurde auf diesem Marsche 
stark aus dem Busch beschossen. Die dem Gegner 
beigebrachten Verluste konnten nicht festgestellt werden. 
In der Nacht vom 4. zum 5. versuchten die 
Bakoe einen Ueberfall auf das Lager, derselbe wurde 
aber abgewiesen. Verluste beim Gegner konnten 
wieder nicht festgestellt werden, aber starke Blut- 
spuren wiesen auf solche hin. 
Am 6. schickte der Ewekolle-Häuptling Aguakombo 
zur Besprechung in das Lager, und wurde derselbe 
angewiesen, alle in sein Gebiet fliehenden Bakoe zu 
ergreifen. 
Am 6. wurde Tama passirt. Die Ewekolle ver- 
riethen ein Lager der Bakoe bei Dulenku. Es ge- 
lang Kneisel, den Gegner in diesem Lager zu über- 
raschen und ihm schwere Verluste beizubringen. 
Am 8., 9. und 10. wurden Patrouillen abgesandt, 
die aber nur wenig Bakoe antrafen. 
Am 11. wurde abermals ein Lager verrathen 
und am 12. angegriffen. Der Feind leistete aber 
nur noch geringen Widerstand. Sieben Todte wurden 
festgestellt. Da sich die Bakoe jetzt nicht mehr 
sammelten, sondern völlig zersprengt sich außerhalb 
ihres Landes vereinzelt in den Engonnebergen ver- 
steckten, kehrte Sanitätssergeant Kneisel am 16. No- 
vember zur Station zurück. 
70 Todte der Bakoe sind gefunden worden. 
Den ganzen Verlust hält Leutnant v. Lottner aber 
bei Weitem für größer, da das Finden der Leichen 
durch den dichten Busch sehr erschwert ist. 
Auf Seite der Schutztruppe sind verwundet: ein 
Europäer (Leutnant v. Lottner) schwer, elf farbige 
Soldaten, davon sieben schwer. 
Nach dieser energischen Bestrafung erwartet 
Leutnant v. Lottner, daß die Bakoe sich der Station 
 
	        
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