Mir scheint es durchaus nicht unmöglich, daß Hevea,
wenn sie im Ueberschwemmungsgebiet oder am Rande
der Flüsse angepflanzt würde, oder sumpfige Stellen
in den Plantagen zu ihrem Anbau verwendet würden,
einen Ertrag geben dürfte, der ihre Anpflanzung be—
zahlt machen würde.
Von Castilloa elastica haben wir hier bis-
her nur kleine Pflänzchen, welche erst nach Jahren
anzapfbar sein werden. Es ist daher nicht möglich,
schon jetzt über ihre Anbaufähigkeit sich zu äußern.
Da die Samen dieses Kautschukbaumes in sehr kurzer
Zeit ihre Keimkraft verlieren, wäre eine Anlage von
Castilloa in der ersten Zeit doch mit ziemlich be-
deutenden Schwierigkeiten verbunden.
Ich komme nun noch auf einen Kautschukbaum
zu sprechen, welcher wohl für Afrika als der passendste
zu betrachten sein wird, die Kickxia elastica.
Sie selbst, meine Herren, haben ja schon fast alle
Gelegenheit gehabt, zu sehen, wie gut dieser Baum
hier in dem Plantagengebict von Victoria wächst.
Ich habe bereits an verschiedenen Stellen Vorschläge
über die Art des Anbaues gemacht, doch will ich
dies hier noch einmal kurz wiederholen.
Nachdem die kleinen Pflänzchen sechs bis acht
Blätter haben, müssen sie aus den Saatbeeten heraus-
genommen und ausgepflanzt werden. Zu diesem
Zweck muß der Wald etwas gelichtet werden, d. h.
man schlägt nur das Unterholz und die kleineren
Baumstämme nieder. In einem derartig gelichteten
Walde können dann die Pflänzchen ungefähr im
Abstande von 5 m ausgesetzt werden. Nun hat man
nur hin und wieder die Anpflanzung zu reinigen,
bis sich die kleinen Kickrien etwas emporgearbeitet
haben. In zwei Jahren würden sie alt genug sein,
um sich selbst überlassen werden zu können. Nach
fünf bis sechs Jahren dürfte man beginnen, die
Stämme anzuzapfen. In der Sanga- Ngoko- Region
habe ich bei einmaligem Anzapfen von einem ein-
zigen Stamme 2 kg Gummi erhalten; dabei ist noch
zu bemerken, daß der Baum in der rohen Weise der
Eingeborenen angezapft wurde. Ich nehme nun an,
daß man, um cinen Baum nicht zu schwächen, nur
1 kg im Jahre abzapfen dürfte, und selbst dann
hätten wir es hier mit ciner der rentabelsten Kul-
turen zu thun. Ich habe mit Herrn Stammler
zusammen die Berechnung der Anlage einer Kickria-
Plantage gemacht, welche ich Ihnen hiermit vorlegen
möchte.
Wegen der augenblicklichen ungünstigen Arbeiter-
verhältnisse in Kamerun haben wir dieser Berechnung
die theueren Togo-Arbeiterkräfte zu Grunde gclegt.
Den Herren, welche mit billigeren Arbeitern aus dem
Kamerun-Schutzgebiet versehen sind, dürfte die Anlage
einer Kickria-Plantage noch etwas billiger kommen.
50 Togoleute schlagen und stecken
an einem Tage 1 ha ab 67 Mk. 50 Pf.
Ein dieselben beausfsichtigender
Europäer kostet für den einen
Tag 6 12 —
472
50 Togoleute machen die Pflanz-
löcher und pflanzen an einem
Tage 1 ha 67 Mk. 50 Pf.
Ein Veselben beauffichtigender
Europäer für einen Tag 12 —
Zusammen 159 Mk. — Pf.
Da bei ô5m Abstand auf 1 ha 400 Pflanzen
stehen würden, so würde eine Pflanze 40 Pf.
kosten.
Die Anpflanzung müßte in den ersten
zwei Jahren je dreimal gesäubert werden,
wozu pro Hektar zehn Leute dreimal im Jahre
verwendet werden müßten. Mithin würden
6 X 10 Togoleute für Reinigen benutzt
werden, die 81 Mk. kosten.
Da man für 50 bis 60 Arbeiter je einen
dieselben beaufsichtigenden Europäer anstellt,
müßte auch hier wieder ein Arbeitstag für
einen Europäer angesetzt werden, also 12 Mk.
mehr Unkosten würden verursacht werden,
mithin würden die Reinigungskosten der Plan-
tage, bis man dieselbe sich selbst überlassen
kann, 93 Mk. betragen, also würden jeder
Pflanze noch
Reinigungskosten hinzugefügt werden müssen.
Bis zur Anzopfungszeit würde also ein
Kickriastamm . 63Pf
kosten. Demgegeniber ist im sünften oder sechsten
Jahre die erste Gummiernte zu erwarten, welche
pro Jahr 1 kg bis 1½ kg pro Baum betragen
kann, d. h. also den Kulturkosten von 63 Pf. für
den Baum stände ein jährlicher Bruttoertrag von
6 bis 10 Mk., je nach den Marktpreisen, gegenüber.
Die Samen der Kickxria sind nach den Erfahrungen,
welche ich letzthin gemacht, höchstens 1½ Monate
keimfähig. Man muß also darauf achten, möglichst
frischen Samen zu bekommen. Das ist nun nicht
mehr schwierig, da wir am Mungo Bezugsquellen
haben, welche in jedem Jahre bedeutende Mengen
ganz frischen Samens liefern könnten. Von Malende
bis Viktoria könnte man Kickxiafrüchte in drei bis
vicr, von Mundame in fünf bis sechs Tagen herunter-
schaffen. Ich werde in Deutschland die Herren
Jantzen & Thormählen bitten, ihren Vertreter
auf der Mokonyefarm bei Mundamc zu ersuchen,
zur Reifezeit der Kickriafrüchte möglichst viel Samen
sammeln zu lassen.
Ueber die Art und Weise des Anzapfens will
ich mich hier nicht näher auslassen, da ich erst nach
meiner Rückkehr nach Europa einige praktische In-
strumente konstruiren kann, welche zu diesem Zweck
geeignet sein dürften. Entwürfe dazu habe ich
bereits gemacht. Der sogenannte Grötenschnitt
scheint mir für Kickrien die rentabelste Anschneidungs-
methode zu sein.
Einiges möchte ich Ihnen noch über die Be-
reitungsmethode des Kautschuks mittheilen. Während
meines Aufenthaltes am Ngokogebiet in der Südost-
23 Pf.