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ecke der Kamerunkolonie habe ich Kautschuk in den
verschiedensten Weisen angefertigt, von denen ich
Ihnen hiermit einige kurz schildern möchte.
Das Einkochen der Milch scheint wohl für
Kickria am geeignetsten zu sein. Es ist schon des-
halb sehr vortheilhaft, da man am wenigsten Arbeits-
kräfte dazu nöthig hat. Die reichlich mit Wasser
vermischte Milch des Stammes wird am besten in
einem irdenen Gesäß gekocht und in dieser Weise
zu Kautschuk koagulirt. Die koagulirte flockige Milch
wird dann am besten zur Abkühlung in ein Gefäß
mit kaltem Wasser geworfen, dann gepreßt und in
wurstähnliche Form ausgezogen. Durch diesen Prozeß
wird das meiste Wasser ausgepreßt, und man be-
kommt ein viel gleichmäßigeres Produkt, als es beim
Formen von Bällen der Fall ist. Diese Kantschuk-
würste sind dann in kleine Stücke zu zerschneiden,
welche höchstens eine Schwere von 15 g besitzen
sollten. Ehe der so zerschnittene Kautschuk nach
Enropa verschifft wird, sollte er gut durchgetrocknet
werden. (Im Kongostaat trocknet man Kautschuk
gewöhnlich zwei Monate lang.) Beim Trocknen der
Stücke muß darauf geachtet werden, daß dieselben
möglichst wenig der Sonnec ausgesetzt werden, da
sonst der zu intensive Einfluß der Sonnenstrahlen
Orydationen der äußeren Theile bewirkt.
Das Kochen der Milch nach Zusatz von Säuren
unterscheidet sich fast nicht von der eben geschilderten
Methode. In dem erhaltenen Produkt kann ich
wenig Unterschied in der Qualität finden. Wo die
Bossassangapflanzen (Costusarten) vorhanden sind, ist
die Anwendung des sauren Saftes vielleicht deshalb
zu empfehlen, weil dadurch die Koagulation schneller
eintritt.
Die von mir angestellten Versuche mit der Cen-
trifuge haben sich nicht bewährt. Sie finden Näheres
darüber im „Tropenpflanzer" berichtet.
Leider waren in dem Ngokogebiet keine Palmen=
kerne oder Palmennüsse zu erhalten, um Räucher-
versuche genau in der in Para üblichen Weise vor-
zunehmen. Ich mußte daher statt des Palmenkern=
feners einfach ein Holzfeuer gebrauchen. An einer
hölzernen Schwate räucherte ich die Milch allmählich
in dem Rauch. Das Ergebniß war kaum zufrieden-
stellend zu nennen. Die Koagulation ging äußerst
langsam von statten, da man immer nur sehr dünne
Kautschuklagen erhalten konnte. Außerdem würde
es wohl schwer fallen, hier bei uns die Eingeborenen
zu einer derartigen, ihnen verhaßten Beschäftigung
anzuhalten.
Eine in Lagos auch zuweilen geübte Art der
Kickriabereitung ist das allmähliche Eintrocknen der
Milch. Da man zu diesem Prozesse mehrere Tage
gebraucht, ehe der Kautschuk genügend koagulirt ist,
befürchte ich, daß sich auch diese Methode wenig
bei uns einbürgern wird. Allerdings scheint sich
zunächst eine stark harzhaltige Kautschukhaut zu bilden.
Sollten sich die Kautschulharze in dieser einen Schicht
sammeln, so wäre wohl zu erwarten, daß nach Ent--
sernung dieses dann minderwertigen Kautschuks sich
ein harzfreies Produkt bilden würde, welches natür-
lich dann auch einen größeren Marktwerth haben
würde.
Bevor ich nun schließe, möchte ich darauf auf-
merksam machen, daß den Plantagen in dem von
den Eingeborenen aus wildwachsenden Kautschuk-
pflanzen gewonnenen Material kaum eine Konkurrenz
entstehen würde, da auf dem europäischen Markt doch
sicherlich der unter Leitung eines Europäers rein
hergestellte Kautschuk stets dem schmutzigen und zum
Theil stark verfälschten Emgeborenenkautschuk vor-
gezogen werden wird.
Ich glaube bei diesen Aussichten, nicht zu weit
zu gehen, wenn ich somit die Vermuthung ausspreche,
daß den Kickriaplantagen in Kamerun eine grose
Zukunft bevorstehe.
ur Bambuskultur in Deutschafrika.“)
Afrika ist bekanntlich arm an großen Bambusen,
und in den meisten Gegenden entbehren die Neger
die großen Vortheile und Bequemlichleiten des Lebens,
welche in Indien der Reichthum an Bambusen den
Eingeborenen bietet.
In Hinterindien baut der Birmane, der Karene
und der Shan sein Haus zum großen Theil aus
dem Bambusrohr. Einige Büsche des großen lden-
drocalamus liefern dem Karenen in den Bergen
von Birma jahraus jahrein das Material für den
Bau seines Hauses und für fast alles Mobiliar, das
darinnen ist. Die hohlen Niesenhalme, durch zahl-
reiche Querwände an den Knoten gefestigt, Mannes-
mannschen Röhren vergleichbar, liefern ihm Pfosten
und Balken. Sie sind sehr leicht, aber sehr stark.
Die Treppe oder Leiter, auf der man in das obere
Stockwerk steigt, wird von zwei Rohren gebildet,
mit Löchern in Abständen, in welche die Sprossen
eingelassen sind. Die Bretter für die Wände und
den Fußboden werden hergerichtet, indem ein Nohr
der Länge nach aufgeschlitzt und ausgebreitet wird.
Solche Blätter haben Ritzen und Spalten, erfüllen
aber ihren Zweck. Das Dach ist mit halbirten
Bambushalmen gedeckt, die Querwände werden heraus-
geschnitten und auf eine Reihe von halben Rohren,
die mit der konkaven Seite nach oben liegen, wird
eine zweite Reihe gelegt, mit der konkaven Seite
nach unten, deren Kanten in die hohlen Nohre über-
greisen und durch diese das Regenwasser ablaufen
lassen. Die Eimer, in denen die Frauen und
Mädchen der Karenen Wasser aus der Quelle im
Thale jeden Morgen in das Dorf tragen, sind die
Halmglieder der großen Arten von Dendrocalamus,
bis zu 25 cm Durchmesser und 70 bis 80 cm lang.
Eine Querwand bildet den Boden des Eimers, durch
die obere wird ein Loch gestoßen, das Wasserrohr
*, Aus „Der Tropenpflanzer“ 1899, S. 438 und
„Mündener forstliche Hefte“, S. 158.