gegen die Feinde angewandten Mittel, insbesondere
das Bespritzen der Bäume mit Bordelaiser Brühe
und Zinklösungen, wie auch die Operationen mit
Kalk und Tabakslauge thaten ihre Wirkung, waren
aber auf die Dauer zu theuer. Die Hemileia hat
sehr nachgelassen und wird nicht mehr gefürchtet,
der Wurzellaus erwehrt man sich heutzutage mit
Erfolg durch fortgesetzte Revisionen und Abwischen
des oberen Wurzelhalses. Der ehemalige Leiter von
Nguelo aber hat leider zu einem Radikalmittel ge-
griffen: er ließ sämmtliche Bäume auf 2½ Fuß
herunterkappen. Die Folge davon war, daß die
Bäunchen kolossal in die Breite gingen und nun-
mehr ein undurchdringliches Ganzes bildeten. Die
Blattentwickelung war enorm, der Fruchtansatz
minimal; dazu kam noch, daß die meisten Früchte
infolge Mangels an Licht und Luft nicht zur Reife
gelangten und hohl blieben. Ein ganzes Jahr noch
unterblieb dann das so wichtige Ausästen der Bäum-
chen, und endlich ist dasselbe beinahe zur Unmöglich-
keit geworden. Eine sonderbare Erscheinung war es,
daß die meisten so kurz gekappten Bäume keinen
Trieb nach oben zeigten, so daß der Baum nie
wieder seine ursprüngliche Form erhalten konnte. Es
wurde noch ein Versuch mit Ausästen gemacht, aber
nach wenigen Monaten als vergeblich wieder auf-
gegeben.
Als ich die Leitung übernahm, erbat und erhielt
ich die Erlaubniß, einen letzten Versuch mit Nguelo
zu machen und zwar durch Ausroden der zu eng
gepflanzten Theile und durch Kappen fast sämmtlicher
Bäume auf ½ Fuß. Eine Untersuchung ergab
nämlich, daß die Wurzeln meist noch gut und wohl
im Stande seien, einen jungen Trieb zu einem
krästigen Baume heranzubilden. Zunächst wurde die
eine Hälfte von Nguelo vorgenommen, um den Er-
folg abzuwarten.
Von den zu eng gepflanzten Bäumen wurde je
einer in der Längs= und einer in der Querrichtung
herausgenommen und die stehenbleibenden auf den
Stock gesetzt, sie zeigen jetzt bereits mehrfache starke
Schösse, von denen bisher zwei stehen gelassen wurden,
um später, wenn sich einer besonders gut entwickelt
hat, bis auf diesen weggebrochen zu werden. Die
andere Hälfte von Nguelo ist, so gut es ging, be-
schnitten worden, um die wenigen Früchte, die daran
sitzen, abernten zu können. Sollten sich nach der
Regenzeit, die im Mai 1900 einsetzt, dann die Schöß-
linge der auf den Stock gesetzten Bäume gut ent-
wickelt haben, so kommt dann auch die andere Hälfte
in Bearbeitung, so daß Ende des Jahres sämmtliche
Bäume in Nguelo zurückgeschnitten sein werden.
Um einen Vergleich anstellen zu können, wie neu
gepflanzte Bäume sich zu den auf den Stock gesetzten
verhalten, habe ich einen Berg von vielleicht 10 000
Pflanzen, die sehr schlecht standen, ganz ausroden
lassen und neu bepflanzt. Ich bin aber der Ueber-
zeugung, daß sich die Stockausschläge kräftiger und
namentlich schneller entwickeln als neugepflanzte Bäume.
502
Eine andere werthvolle Erfahrung sammelten wir
in Nguelo, nämlich den Kaffee unter einem leichten
Schatten aufwachsen zu lassen. Wir haben uns für
Albizzia moluccana und Albizzia Lebbek ent-
schieden und unsere sämmtlichen Neupflanzungen mit
diesem Schattenbaum bestellt, und zwar haben wir
den Kaffee auf 8 Fuß Entfernung gepflanzt und nach
jeder dritten Reihe, also auf 24 Fuß im Quadroat,
einen Schattenbaum gesetzt. Der Baum gedeiht vor-
züglich, und haben wir noch mehrere Tausend als
Reserve in Samenbeeten.
Die Schattenbäume bewirken ein langsames Wachs-
thum, aber eine kräftigere Entwickelung des Kaffec-
baumes, ohne den enormen Fruchtansatz, der die in
Afrika ohne Schatten gepflanzten Kaffeebäume so
mitnimmt, daß, falls ihnen nicht ein großer Theil
ihrer Früchte in unreifem Zustande oder noch besser
in der Blüthezeit genommen wird, ihr Absterben
erheblich beschleunigt wird. Bei unsern alten Pflan-
zungen, wo keine Schattenbäume mehr gepflanz
werden können, ist es also unbedingt nothwendig,
schon während der Blüthe die Hälfte derselben zu
strippen. Dann hat man die Gewißheit, daß der
Boum die Kraft behält, die andere Hälfte zur Reife
zu bringen, vorausgesetzt, daß jedes Jahr der Boden
umgearbeitet und gedüngt wird.
Anlangend die Düngung im Allgemeinen, so
kann gewiß nicht geleugnet werden, daß der künstliche
Dünger von größtem Werthe für unsere Plantagen
sein würde. Die Beschaffung loko Plantage ist aber
so kostspielig, daß der Nutzen nicht im richtigen Ver-
hältniß zur Ausgabe stehen würde. Wir müssen
uns also unseren Dung selber schaffen, und glaube
ich, daß wir in unseren verrotteten Kaffeeschalen,
verbunden mit dem Sägemehl und einem Zusatz von
Kalk, einen vorzüglichen Stoff besitzen. Derselbe
liegt in großen Mengen an der Fabrik in einem
Komposthaufen, welcher ausreicht, sämmtliche Pflanzen
einmal im Jahre zu düngen.
Ueber die anderen Abtheile von Union kann
ich mich kürzer fassen. Die sämmtlichen älteren
Kulturen hätten weitere Abstände aufweisen sollen,
auch wäre es richtig gewesen, mit dem Strippen des
halben Fruchtansotzes eher zu beginnen; infolge ver-
späteten Strippens sind viele Bäumchen eingegangen,
welche durch neue ersetzt worden sind. Mit diesen
älteren Kulturen ist glücklicherweise hinsichtlich des
Herunterschneidens und des Abnehmens der Früchte
sachgemäß verfahren worden, und glaube ich nunmehr
bestimmt, daß sich daselbst ganz gute Ernten ergeben
werden. Die neuen Pflanzungen sind durchweg auf
8 Fuß gepflanzt, haben Schatten und gedeihen nach
Wunsch. Es wird bei ihnen rechtzeitig mit dem
Beschneiden begonnen werden, und dürfen wir eine
gesunde Entwickelung in Aussicht nehmen.
(gez.) v. Horn.
Im Hinblick auf die in vorstehendem Bericht
des Herrn v. Horn geschilderten Erfahrungen in-
betreff des Abtheils Nguelo glaubten wir auf die Ge-