Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

gegen die Feinde angewandten Mittel, insbesondere 
das Bespritzen der Bäume mit Bordelaiser Brühe 
und Zinklösungen, wie auch die Operationen mit 
Kalk und Tabakslauge thaten ihre Wirkung, waren 
aber auf die Dauer zu theuer. Die Hemileia hat 
sehr nachgelassen und wird nicht mehr gefürchtet, 
der Wurzellaus erwehrt man sich heutzutage mit 
Erfolg durch fortgesetzte Revisionen und Abwischen 
des oberen Wurzelhalses. Der ehemalige Leiter von 
Nguelo aber hat leider zu einem Radikalmittel ge- 
griffen: er ließ sämmtliche Bäume auf 2½ Fuß 
herunterkappen. Die Folge davon war, daß die 
Bäunchen kolossal in die Breite gingen und nun- 
mehr ein undurchdringliches Ganzes bildeten. Die 
Blattentwickelung war enorm, der Fruchtansatz 
minimal; dazu kam noch, daß die meisten Früchte 
infolge Mangels an Licht und Luft nicht zur Reife 
gelangten und hohl blieben. Ein ganzes Jahr noch 
unterblieb dann das so wichtige Ausästen der Bäum- 
chen, und endlich ist dasselbe beinahe zur Unmöglich- 
keit geworden. Eine sonderbare Erscheinung war es, 
daß die meisten so kurz gekappten Bäume keinen 
Trieb nach oben zeigten, so daß der Baum nie 
wieder seine ursprüngliche Form erhalten konnte. Es 
wurde noch ein Versuch mit Ausästen gemacht, aber 
nach wenigen Monaten als vergeblich wieder auf- 
gegeben. 
Als ich die Leitung übernahm, erbat und erhielt 
ich die Erlaubniß, einen letzten Versuch mit Nguelo 
zu machen und zwar durch Ausroden der zu eng 
gepflanzten Theile und durch Kappen fast sämmtlicher 
Bäume auf ½ Fuß. Eine Untersuchung ergab 
nämlich, daß die Wurzeln meist noch gut und wohl 
im Stande seien, einen jungen Trieb zu einem 
krästigen Baume heranzubilden. Zunächst wurde die 
eine Hälfte von Nguelo vorgenommen, um den Er- 
folg abzuwarten. 
Von den zu eng gepflanzten Bäumen wurde je 
einer in der Längs= und einer in der Querrichtung 
herausgenommen und die stehenbleibenden auf den 
Stock gesetzt, sie zeigen jetzt bereits mehrfache starke 
Schösse, von denen bisher zwei stehen gelassen wurden, 
um später, wenn sich einer besonders gut entwickelt 
hat, bis auf diesen weggebrochen zu werden. Die 
andere Hälfte von Nguelo ist, so gut es ging, be- 
schnitten worden, um die wenigen Früchte, die daran 
sitzen, abernten zu können. Sollten sich nach der 
Regenzeit, die im Mai 1900 einsetzt, dann die Schöß- 
linge der auf den Stock gesetzten Bäume gut ent- 
wickelt haben, so kommt dann auch die andere Hälfte 
in Bearbeitung, so daß Ende des Jahres sämmtliche 
Bäume in Nguelo zurückgeschnitten sein werden. 
Um einen Vergleich anstellen zu können, wie neu 
gepflanzte Bäume sich zu den auf den Stock gesetzten 
verhalten, habe ich einen Berg von vielleicht 10 000 
Pflanzen, die sehr schlecht standen, ganz ausroden 
lassen und neu bepflanzt. Ich bin aber der Ueber- 
zeugung, daß sich die Stockausschläge kräftiger und 
namentlich schneller entwickeln als neugepflanzte Bäume. 
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Eine andere werthvolle Erfahrung sammelten wir 
in Nguelo, nämlich den Kaffee unter einem leichten 
Schatten aufwachsen zu lassen. Wir haben uns für 
Albizzia moluccana und Albizzia Lebbek ent- 
schieden und unsere sämmtlichen Neupflanzungen mit 
diesem Schattenbaum bestellt, und zwar haben wir 
den Kaffee auf 8 Fuß Entfernung gepflanzt und nach 
jeder dritten Reihe, also auf 24 Fuß im Quadroat, 
einen Schattenbaum gesetzt. Der Baum gedeiht vor- 
züglich, und haben wir noch mehrere Tausend als 
Reserve in Samenbeeten. 
Die Schattenbäume bewirken ein langsames Wachs- 
thum, aber eine kräftigere Entwickelung des Kaffec- 
baumes, ohne den enormen Fruchtansatz, der die in 
Afrika ohne Schatten gepflanzten Kaffeebäume so 
mitnimmt, daß, falls ihnen nicht ein großer Theil 
ihrer Früchte in unreifem Zustande oder noch besser 
in der Blüthezeit genommen wird, ihr Absterben 
erheblich beschleunigt wird. Bei unsern alten Pflan- 
zungen, wo keine Schattenbäume mehr gepflanz 
werden können, ist es also unbedingt nothwendig, 
schon während der Blüthe die Hälfte derselben zu 
strippen. Dann hat man die Gewißheit, daß der 
Boum die Kraft behält, die andere Hälfte zur Reife 
zu bringen, vorausgesetzt, daß jedes Jahr der Boden 
umgearbeitet und gedüngt wird. 
Anlangend die Düngung im Allgemeinen, so 
kann gewiß nicht geleugnet werden, daß der künstliche 
Dünger von größtem Werthe für unsere Plantagen 
sein würde. Die Beschaffung loko Plantage ist aber 
so kostspielig, daß der Nutzen nicht im richtigen Ver- 
hältniß zur Ausgabe stehen würde. Wir müssen 
uns also unseren Dung selber schaffen, und glaube 
ich, daß wir in unseren verrotteten Kaffeeschalen, 
verbunden mit dem Sägemehl und einem Zusatz von 
Kalk, einen vorzüglichen Stoff besitzen. Derselbe 
liegt in großen Mengen an der Fabrik in einem 
Komposthaufen, welcher ausreicht, sämmtliche Pflanzen 
einmal im Jahre zu düngen. 
Ueber die anderen Abtheile von Union kann 
ich mich kürzer fassen. Die sämmtlichen älteren 
Kulturen hätten weitere Abstände aufweisen sollen, 
auch wäre es richtig gewesen, mit dem Strippen des 
halben Fruchtansotzes eher zu beginnen; infolge ver- 
späteten Strippens sind viele Bäumchen eingegangen, 
welche durch neue ersetzt worden sind. Mit diesen 
älteren Kulturen ist glücklicherweise hinsichtlich des 
Herunterschneidens und des Abnehmens der Früchte 
sachgemäß verfahren worden, und glaube ich nunmehr 
bestimmt, daß sich daselbst ganz gute Ernten ergeben 
werden. Die neuen Pflanzungen sind durchweg auf 
8 Fuß gepflanzt, haben Schatten und gedeihen nach 
Wunsch. Es wird bei ihnen rechtzeitig mit dem 
Beschneiden begonnen werden, und dürfen wir eine 
gesunde Entwickelung in Aussicht nehmen. 
(gez.) v. Horn. 
Im Hinblick auf die in vorstehendem Bericht 
des Herrn v. Horn geschilderten Erfahrungen in- 
betreff des Abtheils Nguelo glaubten wir auf die Ge-
	        
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