Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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umfangreichen Erdarbeiten für den Bau der Cisternen, 
der Trockenterrassen und des Trockenhauses sind fast 
beendigt, die Gär= und Waschcisternen sind im Roh- 
bau fertig, die Eisenkonstruktion für das Trockenhaus 
sowie das oberschlächtige Wasserrad nebst Zubehör 
sind in Auftrag gegeben, und ein Kaffeepulper ist 
bereits nach Afrika unterwegs. 
Um mit Sicherheit das zum Betriebe der Ma- 
schinen und zum Waschen des Kaffees nöthige Wasser 
auch in Zeiten geringer Niederschläge zur Verfügung 
zu haben, und um den Wasserzufluß leicht regeln zu 
können, werden im Ngambobach zwei Staudämme 
gebaut, von denen der eine bereits fertiggestellt, der 
andere über den Stand des Hochwassers hinaus auf- 
gemauert ist. Ein Lagerhaus zum Aufstapeln des 
fertigen Kaffees soll jetzt in Angriff genommen werden. 
Die ganze Aufbereitungsanstalt wird frühzeitig vor 
dem Beginn der nächstjährigen Ernte betriebsfertig 
dastehen, und der Bau ist jetzt schon so weit gediehen, 
daß die vorhandenen Einrichtungen für die Bereitung 
der diesjährigen kleinen Ernte völlig ausreichen werden. 
Die Aufbereitungsanstalt hat eine gule Lage mitten 
in der Pflanzung, mit bequemen Verbindungswegen 
nach allen Seiten hin. 
Im Laufe des vorigen Jahres hatten sich die 
Arbeiterverhältnisse in Ngambo, über die früher im 
Allgemeinen nicht zu klagen war, ungünstig gestaltet, 
und zwar besonders infolge der schwierigen Ernäh- 
rungsverhältnisse in Handel. Seit dem Anfange 
dieses Jahres ist nun hierin eine sehr merkliche 
Wendung zum Besseren eingetreten; während wir in 
Ngambo gegen Ende des vorigen Jahres nur wenig 
mehr als durchschnittlich 200 Arbeiter zur Verfügung 
hatten, betrug die durchschnittliche Arbeiterzahl in den 
letzten Monaten gegen 260. Diese Zahl ist unter 
den gegenwärtigen Verhältnissen in Ngambo völlig 
ausreichend, trotzdem die Bauarbeiten jetzt eine große 
Zahl von Arbeitern beanspruchen. Da die Haupt- 
arbeiten des Waldrodens, der Bodenvorbereitung, des 
Pflanzens jetzt in Ngambo im Großen und Ganzen 
beendet sind, und da der regelmäßige Unterhalt der 
Pflanzung bei Weitem nicht so viele Arbeiter erfor- 
dert als die Neuanlagen, so wird man auch fernerhin, 
ausgenommen zur Zeit der Ernte, mit einer gegen 
früher erheblich verringerten Arbeiterzahl auskommen. 
Die Viehzucht= und Viehhaltungsversuche in Ngambo 
haben auch im Berichtsjahre zu Mißerfolgen geführt, 
so daß die hierauf gerichteten Bestrebungen vorläufig 
aufgegeben wurden. 
In Bezug auf die zwischen der Usambara-Kaffeebau- 
Gesellschaft und der Handet-Gesellschaft schwebenden 
Eigenthums= und Grenzfragen ist eine Aenderung 
nicht eingetreten. 
Für unsere Pflanzung Ngambo sind im Berichts- 
jahre 107 500,20 Mk. ausgegeben, so daß die Pflan- 
zung am 31. Dezember 1899 mit 453 668,87 Mk. 
zu Buch stand. 
Auf die Betheiligung bei der Montan-Gesellschaft 
m. b. H. in Berlin, die im vorigen Jahre mit einem 
  
Gewinn von 3902,22 Mk. abgeschlossen hat, entfiel 
ein Gewinn von 936,53 Mk. 
In Uebereinstimmung mit dem Pflanzungsleiter 
gedenkt man es vor der Hand bei unserer oben ge- 
schilderten ersten Kaffeepflanzung von rund 600 000 
Bäumchen zu belassen. Das Bestreben jedoch, unseren 
Wirkungskreis zu vergrößern und das Kapital weiter- 
werbend anzulegen, legte den Gedanken nahe, die 
wirhhschaftliche Thätigkeit auch auf Kamerun auszu- 
dehnen sowie den Plan der Errichtung einer Sisal- 
pflanzung in Deutsch -Ostafrika zur Verwirklichung 
zu bringen. 
Infolge der in Kamerun augenblicklich herrschen- 
den Arbeiterkalamität glaubt man, vorerst von der 
Anlage einer Pflanzung im dortigen Schutzgebiete 
absehen zu müssen; es ist jedoch durch die gütige 
Vermittelung des Geheimen Regierungsraths Pro- 
sessors Dr. Wohltmann der Gesellschaft ein Vor- 
kaufsrecht etwa 10 000 ha Pflanzungsland seitens 
des Kaiserlichen Gouverneurs für die Dauer von 
vier Jahren eingeräumt worden. 
Was nun die Schaffung eines Sisalunternehmens 
angeht, so war der Generalbevollmächtigte Dr. Hin- 
dorf beauftragt, bei Gelegenheit seiner von Novem- 
ber v. Is. bis Mai d. Is. stattgehabten Reise nach 
Ngambo nach einem für eine Sisalpflanzung in jeder 
Beziehung geeigneten Terrain in Deutsch-Ostafriko 
Umschau zu halten. 
Dr. Hindorf hat der Regierungspflanzung Ku- 
rasini, besonders wegen ihrer für die Hanfverschiffung 
praktischen und auch sonst in jeder Beziehung zukunfts- 
reichen Lage, vor allen übrigen von ihm besichtigten 
Pflanzungen und Terrains den Vorzug gegeben und 
infolgedessen diese Pflanzung am 6. April d. Is. von 
dem Kaiserlichen Gouvernement käuflich erworben. 
Es wird der Generalversammlung vorgeschlagen, diesen 
Kauf gutzuheißen und sich mit der Uebertragung 
sämmtlicher Rechte und Pflichten aus diesem Kauf- 
vertrage und mit der Uebernahme der sonstigen, be- 
züglich Kurasinis von Dr. Hindorf eingegangenen 
Verpflichtungen auf unsere Gesellschaft einverstanden 
zu erklären. 
—.. 
RAus dem Bereiche der Wissionen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Die Herrnhuter Missionsgesellschaft hat in 
Herrnhut in den Tagen vom 7. bis 10. Juni eine 
„Missionsjahrhundertfeier“ zum Andenken an den 
Begründer dieser Mission, den Grafen Zinzendorf, 
abgehalten. 
  
Der Vorstand der Norddeutschen Missionsgesell- 
schaft hat zum Nachfolger des verstorbenen Missions- 
inspektors (Dr. Zahn) den Pastor August Schrei- 
ber, einen Sohn des bekannten Inspektors der 
Rheinischen Mission Dr. Schreiber, gewählt. 
 
	        
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