Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Der Werth von good average Santos, der 
maßgebenden Sorte, hatte sich gegen Ende 1898 von 
33,50 Fres. auf 38 Fres. gehoben, weil man damals 
auf eine sehr kleine brasilianische Kaffeeernte rechnete. 
Bald nach Beginn des Jahres 1899 stellte es sich 
aber heraus, daß noch große Rückstände von Kaffee 
im Innern von Brasilien geblieben waren. Reich- 
lichere Zufuhren nach den brasilianischen Häfen, als 
man erwartet hatte, drückten die Preise bis zum Juni 
wieder auf 33,50 Frcs. herab. Obwohl die 1898/99er 
Rio= und Santosernte nur 8¾ Millionen Säcke 
gegen 10½ Millionen Säcke in der Saison 1897/98 
betragen hatte, war auch diese um 1¾ Millionen 
Säcke geringere Menge genügend, um einen neuen 
Ueberschuß in den Gesammtvorräthen am 1. Juli 
erscheinen zu lassen. 
Mit dem Eintreffen der ersten Zufuhren aus der 
laufenden 1899/1900er, auf 9 3/8 Millionen Säcke 
für Rio und Santos geschätzten, obendrein frühzeitigen 
Ernte gingen daher die Preise von good average 
Santos im Terminhandel bis zum September auf 
31 Frcs. zurück. Dies ist der niedrigste Preis, zu 
dem Santoskaffee jemals gehandelt worden ist, und 
damit scheint denn auch ein Wendepunkt in der seit 
dem Jahre 1895 nahezu ununterbrochen rückgängigen 
Kaffeekonjunktur eingetreten zu sein. Im Oktober 
fingen die Preise an zu steigen und standen Ende 
Dezember auf 38.75 Frcs. 
Die billigen Preise haben den Verbrauch von 
Kaffee überall erheblich gesteigert, und in der laufen- 
den Saison scheint zum ersten Male wieder ein 
Ausgleich zwischen Produkten und Verbrauch erreicht 
zu werden, so daß kein neuer Ueberschuß in den 
Vorräthen zu erwarten sein würde. 
Nach statistischen Aufstellungen betrug die Kaffee- 
produktion: 
in der Saison 1897/98 16 178 900 Säcke zu 60 kg, 
1898/99 1372300 = -60 
und schätzungsweise: 
für die Saison 1899/1900 14437 000 Säcke zu 60 kg, 
1900/1901 13975000 = 60 = 
Die Gesammtablieferungen von Kaffee betrugen: 
im Jahre 1896 11 959 700 Säcke zu 60 kg, 
2 
- * r 
* 2 * 
- é. 1897 13 37700 = -60 
- -1888 14326 000 -2260 - 
- = 1899 15 139 00 = 60 
Die Vorräthe von Kaffee betrugen Ende Dezember: 
Vorrähge Verein Sichtbare 
in Europa Staaten Weltvorräthe 
1000 kg 
1899. 242 050 63 529 417 720 
1898 224500 54 000 386 630 
1897 170 150 54 000 370 560 
1896. 98750 29 882 239 060 
1895. 100600 27941 205 000 
1899. 69 150 18 882 159 630 
588 
Diese Zahlen zeigen einerseits langsam abnehmende 
Produktion infolge der für den Kaffeepflanzer nich: 
mehr lohnenden Preise, andererseits rasch zunehmen- 
den Verbrauch infolge der billigen Kaffeepreise. Die 
Aussichten für die Zukunft sind daher als günsti 
für den Kaffeehandel zu bezeichnen. 
Zur Verzollung gelangten: 
  
r— 
  
  
  
  
im in in in Z 
deutschen Frank- Groß= Oester- in in der 
Bollgebiet reich bri= reich- Velgien Schmer 
tannien Ungarn 
1000 kg 
– 
  
— — 
157 000 81 400, 13 430 4.020 32780 10 17 
153 430 79 170 12 540 43 570 30 800 112. 
136 3901 77310, 12424 41040 29000 10 15 
1896 129 900 75 150 12 400 39 900“ 24290 9 5 
1895 123 390 72 170/ 12 482 38 180 23990 8 17 
In den Niederlanden und in den Vereinigte- 
Staaten von Amerika wird kein Zoll auf Kasffe 
erhoben. 
Für Havre stellten sich Anfuhren, Ablieferunge 
und Vorräthe, wie folgt: 
1899 
1898 
1897 
  
  
  
Vorräthe 
am 31. Dezbr. 
Anfuhren Ablieferungen 
  
äcke zu 
t. i- 
Säcke zu cx- 
*½“ 60 k#. daßer 
  
1899 
1898 
1897 
1896 
125 766 8700 
1447 3844 10 101 
1752 691 6698 
10 40 291 11448 
  
  
1271 635 7185 
1 171 584 8698 
1 110 687 7073 
1x086 445 11 462 
1 640 432 435. 
1273 712 204 
981 179 14. 
  
329 933 22 
  
Auf die Herkunftsländer vertheilt, war der Vor- 
rath in Havre am 31. Dezember: 
  
1899 1898 
Länder S# zu Fasser Kziu Fäfer 
Brasilien . 1335 129 — 921 823 — 
Hait 98 4563 — 129 203 — 
Ostindien, Java 2c. 58 9337 978 42250 456 
Central-Amerika, 
Venezuela 2c. 153 9139 3379 180 436 21491 
zusammen 1 646 4322 4357 1273712 2947 
Die besseren centralamerikanischen Sorten waren 
in der zweiten Hälfte des Jahres sehr gesucht, und 
der Preisaufschlag für dieselben war größer als für 
Santos und andere geringe Sorten. Die Portorico= 
ernte wurde durch einen Cyklon beschädigt und ergab 
nur einen halben Ertrag, so daß sehr hohe Preise 
für Portorico-Kaffee bewilligt wurden. 
Die von Brasilien gemeldeten Pestsälle blieben 
ohne Einfluß auf das Kaffeegeschäft. 
Die brasilianischen Pflanzer, angeregt durch die 
außergewöhnlich hohen Kaffeepreise der Jahre 1894 
bis 1896, hatten die Pflanzungen zum großen Theil 
mittelst zu hohen Zinsen angeliehener Kapitalien über 
die Maßen ausgedehnt. Den großen Ernten der 
Jahre 1897 bis 1899 folgten äußerst niedrige
	        
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