Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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gegeben. Dagegen sind sie jederzeit bereit, uns für 
geringen Lohn Dienste zu leisten. Wenn man so 
aufgenommen wird bei wilden Heiden, wie wir hier, 
dann ist es nicht schwer, Stationen zu errichten. 
Das Vertrauen dieser Leute brauchen wir uns nicht 
erst erwerben, dies bringen sie uns von vornherein, 
Als damals das große Erdbeben 
schon entgegen. 
war, fürchteten die Leute, es könnte die See herein- 
brechen in ihr Dorf; sie haben daher ihre Werth- 
sachen zusammengepackt und dieselben Br. Bamler 
zum Aufbewahren übergeben. Auch so 30 bis 40 
Kinder wohnten damals einige Wochen auf unserer 
Station. Das Dorf dieser Leute ist 20 Minuten 
von unserer Station entfernt. Es liegt am Meeres- 
strand und ist von den andern drei Seiten mit Hoch- 
wald umgeben. Auf dem eigentlichen Dorfplatz ist 
eine große Anzahl fruchttragender Kokosnußbäume. 
Die Häuser, ungefähr 25, wozu dann noch fünf bis 
sechs Versammlungshäuser für Männer kommen, 
sind in fünf Gruppen getheilt; um sie herum ist 
alles sauber gejätet und sowohl Dorfplatz als Wege 
mit Kiessand bestreut; dies sauber zu halten, ist 
Pflicht der Frauen, die dafür nicht bloß Sinn haben, 
sondern zum sauberen Aufräumen auch Geschicklich- 
keit besitzen. Die Häuser selbst sind in gutem Zu- 
stand und meistens geräumig gebaut. Ich stehe nicht 
an, dieses Dorf ein Musterdorf zu nennen, bei den 
Kai trifft man ein solches nicht an. — Was mich 
hier, besonders am Anfang unangenehm berührte, 
war, daß diese Leute die Tamisprache sprechen. Sie 
hätten es auch gern gesehen, wenn ich mich mit 
ihrer Sprache befaßt hätte, und redeten mich öfter 
in derselben an; einmal sagte ein Mann auf Jabim 
zu mir: Du verstehst gar nichts Tami. Jetzt haben 
sie sich daran gewöhnt, mich in der Jabimsprache 
anzureden. Verständigen können sie sich und kann 
man sich in dieser Sprache mit ihnen; aber groß 
ist ihre Kenntniß derselben nicht, und deswegen 
sprechen sie es auch nicht gern. Dies gilt für die 
Männer. Das weibliche Geschlecht versteht wohl 
soviel wie nichts davon. Da die Sache so steht, 
finde ich es in der Ordnung, daß ihnen Br. Bamler 
in der Tamisprache predigt. Was hier von den 
Tami gesagt ist, kann in geringem Maß auch auf 
die Bukaua angewendet werden. Als vor acht 
Wochen Br. Bamler weg war, habe ich mit den 
Leuten (Stationsjungen) Morgen= und Abendandacht 
gehalten, da habe ich bald gemerkt, daß ihnen der 
Jabimdialekt auch nicht so geläufig ist, als man 
denken sollte. Es werden schon einige Jahre 
vergehen, bis die Jabimsprache von Allen verstanden 
wird. — Wie die Tamileute, so ließen es auch die 
Bukaua bisher an Anstand uns gegenüber nicht 
fehlen. An dem Theil der Eingebornen, die gegen 
Simbang wohnen, ist durch die dortige Station 
überhaupt schon vorgearbeitet. Es haben nämlich 
junge Leute aus diesen Dörfern die Kostschule in 
Simbang besucht. Doch auch bei den andern sind 
wir gut angeschrieben, auch sie schenken uns Ver- 
trauen. Wenn sie Sachen bringen zum Verkauf, 
und wir haben nicht, was sie wünschen, so gehen 
sie ganz ruhig leer heim und warten einige Wochen 
auf den Lohn. So etwas ist mir, so lange ich unter 
den Kai war, nicht begegnet, diese hätten schon ge- 
fürchtet, man könnte es vergessen.“ 
Ergänzend bemerkt die Redaktion des Missions- 
blatts zu diesem Bericht, daß Missionar Decker 
vereits 150 Kokosnußbäume, Missionar Hansche 
172 aus Singapore mitgebrachte Kaffeebäumchen ge- 
pflanzt habe. 
Aus fremden Kolonien. 
Javas Raffeeproduktion. 
Die nachfolgende Zusammenstellung der Kaffee- 
produktion Javas und der Ausfuhr nach den Nieder- 
landen ist dem in Batavia erscheinenden „Indische 
Mercuur“" entnommen: 
Negierungspflanhungen Private Pflanzungen 
us 
  
fuhr nach Ausfuhr nach 
Jahr Gesammternte den Gesammternte den 
Niederlanden Niederlanden 
Säcke zu 60 kg 
1890/01 371000 108 300 325 000 217 600 
1891,/92 597000 271.000 409 000 344 100 
1892/93 68½00 443 700 124 000 320 700 
1893/04 363 000 123 600 455.000 260 000 
1894/95 339 000 260 200 333 000 402 20 
1895/06 265000 238 800 456 000 307 500 
1896/97 381 000 149 000 3#2 000 409 300 
1897/98 94000 289 100 150 000 353 90.) 
1898/99 207000 106 900 510 000 261 100 
Es möge im Anschluß hieran noch bemerkt werden, 
daß im Jahre 1899 nach den Niederlanden im Ganzen 
1702 500 Säcke Kaffee eingeführt wurden, und zwar 
594 500 Säcke aus Java, 10 000 aus Menado, 
10 000 aus Macassar, 59 400 aus Afrika, 919 100 
aus Santos und 12700 Säcke aus Central-Amerika. 
(Monthl Bulletin of the Bureau of American 
Republics.) 
Der voranschlag der Ausgaben für die französischen 
Rolonien im Jahre 190) 
beläuft sich auf 103 517 600 Francs, 
106 493 358 Francs für das Jahr 1900. 
Gewachsen sind die Aufwendungen für die mili- 
tärische Besatzung Madagaskars um 3 Mill. Francs, 
die Kosten für die Vertheidigung der Kolonien im 
Allgemeinen um 800 000 Francs (von 5 200 000 
auf 6 000 000 Frcs.), die Ausgaben für militärische 
Zwecke in Westafrika um 750 000 Frcs., endlich die 
Kosten für Französisch-Indien um 250 000 Frcs. 
Den Mehrausgaben im Gesammtumfange von 
5713 860 Frcs. für 1901 stehen Ersparnisse in 
Höhe von 3 301745 Frcs. gegenüber, die besonders 
in Madagaskar und Indo-China erzielt sind. 
Die gesammten Ausgaben für militärische Zwecke 
im Kolonialbudget machen im Jahre 1901 nicht 
gegen
	        
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