Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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Rachrichten aus den deutschen Schungebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deutsch-Dltafrika. 
Usambara= Eisenbahn. 
A. Betrieb der Strecke Tanga— Muhesa. 
Im Vierteljahr April bis Juni 1900 fuhr nach 
jeder Richtung täglich mit Ausnahme der Sonntage 
ein Zug. In diesen „gemischten Zügen“ wurden 
Personen, Privat= und Dienstgüter befördert. Starke 
Regenfälle Ende Mai 1900 verursachten eine zwei- 
tägige Betriebsunterbrechung. Im Uebrigen zeigte 
sich gegen das vorhergegangene Vierteljahr eine be- 
trächtliche Erhöhung des Verkehrs und dementsprechend 
eine Steigerung der Einnahmen (gegen 30 Prozent). 
Die Telephonleitung ist bis Muhesa fertiggestellt. 
Es bestehen zur Zeit Sprechstellen in Tanga — im 
Verwaltungsgebäude und auf der Station — außer- 
dem auf den Haltestellen Steinbruch, Ngoment und 
der Station Muhesa. 
B. Neubaustrecke Muhesa—Korogwe. 
Die Bahnlinie ist nunmehr in ihrer ganzen Aus- 
dehnung abgesteckt und die Erdarbeit auch auf der 
zweiten Hälfte dieser Strecke jetzt besser vorgeschritten. 
Die Regenzeit hat zwar dem Bahnkörper einen er- 
heblichen Schaden nicht zugefügt, jedoch ergeben, daß 
die mit den Bächen zu Thal kommenden Hochwasser- 
mengen bisher theilweise unterschätzt worden sind, 
daher die Brückenöffnungen an verschiedenen Stellen 
weit größer angenommen werden müssen, als nach 
dem Projekt ursprünglich in Aussicht genommen war, 
auch die Dammböschungen vielfach eines besonderen 
Schutzes durch Pflasterung und Steinpackung bedürfen. 
Trotzdem die Bauausführung durch zahlreiche 
Regentage aufgehalten worden ist, wird doch voraus- 
sichtlich bis zum 1. September die Herstellung des 
Bahnkörpers auf der ersten Hälfte der Strecke so 
weit vorgeschritten sein, daß hier dem Verlegen des 
Schienengleises nichts mehr im Wege steht. 
Der Arbeitermangel, von dem früher berichtet 
wurde, hat allmählich nachgelassen. Die Zahl der 
selbständigen Unternehmer ist von acht auf dreizehn 
gestiegen. Die Verwaltung verfolgt immer mehr den 
Grundsatz, möglichst viel Arbeiten an Unternehmer 
zu vergeben. Es wird hierdurch, wie sich schon in 
verschiedenen Fällen gezeigt hat, ein billigeres und 
zugleich schnelleres Arbeiten erreicht als beim Regie- 
bau. Die aus Deutschland kommenden Hülfskräfte 
finden sich meistens sehr schwer in die hiesigen Ver- 
hältnisse und verstehen es nicht, die schwarzen Arbeiter 
zu behandeln und auszunutzen. Dies verstehen die 
schon seit Johren im Lande befindlichen Unternehmer 
in weit höherem Maße. 
Dem Gesundheitszustande des weißen Beamten- 
personals war das andauernd feuchte Wetter in dem 
vergangenen Frühjahr sehr unzuträglich. In den 
  
meisten Fällen handelte es sich um Malaria. Ein 
Todesfall ist zu verzeichnen. Verschiedene Todesfälle, 
die auf Malaria zurückzuführen sind, kamen auch 
unter den Schwarzen vor. Sie hatten unter den 
starken Ausdünstungen des Bodens, veranlaßt durch 
die häufigen Niederschläge, die auch noch bis in den 
Juli hineinreichen, zu leiden. Auf eine Besserung des 
Gesundheitszustandes ist erst zu hoffen, wenn die 
trockene Zeit einsetzt. 
  
Kamerun. 
Abschluß des Buli-Aufstandes. 
Wie das Kaiserliche Gouvernement von Kamerun 
berichtet, ist durch die Einlieferung der beiden Haupt- 
schuldigen des Buli-Ueberfalls auf Kribi, Abessule- 
Ackom und Oba-Ebemmvock, der Buli-Aufstand im 
Großen als beendigt zu betrachten. Es ist Sorge 
getragen, die beiden Unruhestifter durch Ansiedelung 
fern von ihrer Heimath unschädlich zu machen. 
Dem Oberleutnant v. Bülow gebührt das Ver- 
dienst, durch seine unermüdliche Thätigkeit und Aus- 
dauer in der Verfolgung der niedergeworfenen 
Bulistämme diesen günstigen Abschluß des Buli- 
Aufstandes erzielt zu haben. 
  
Warrhall-Inseln. 
Jahresbericht der Jaluit. Gesellschaft für 3699. 
Dem Jahresbericht der Jaluit-Gesellschaft für 
1899 entnehmen wir folgende Angaben von allge- 
meinem Interesse: 
Der Waarenabsatz hat sich weiter gehoben, die 
Kokospflanzungen kommen nach und nach in Ertrag, 
die friedlichen Beziehungen zu den Eingeborenen sind 
nirgends gestört worden, und von nennenswerthen 
Verlusten blieben die Stationen der Gesellschaft 
verschont. 
Die Besitzergreisfung der Karolinen-, Marianen= 
und Palaugruppen ist ohne Störung vor sich ge- 
gangen, und der gute Einfluß der deutschen Verwal- 
tung macht sich bereits bemerkbar. 
Auf den Marianen besitzt die Gesellschaft keine 
Niederlassungen, auf allen wichtigen Inseln der 
Karolinen= und Palaugruppe dagegen Faktoreien, 
welche schon Anfang der 70er Jahre gegründet 
worden sind. Unter spanischer Herrschaft schien es 
nicht rathsam, den Handelsbetrieb weiter auszudehnen 
oder gar Pflanzungen anzulegen. Unter deutschem 
Schutze wird die wirthschaftliche Erschließung dieses 
Inselgebietes lebhafter in Angriff genommen werden 
können. Die erforderlichen Vorverhandlungen sind
	        
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