Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

andere kleine Flliale, St. Paul-Handei, woselbst so- 
eben die Schule fertiggestellt ist. 
  
Die von dem Ev. Afrikaverein herausgegebene 
Monatsschrift „Afrika“ berichtet über Deutsch- 
Ostafrika Folgendes: 
„Die heimtückischen und unzähmbaren Wa-Aruscha 
am Meruberge, welche schon so oft von sich sprechen 
machten, sind neuerdings den Stationen am Kilima= 
ndjaro wieder im höchsten Grade unbequem und 
gefährlich geworden. Soviel man bisher erfahren 
hat, wurde ein Ueberfall der Station Moschi nur 
durch einen Zufall vereitelt, und Hauptmann Jo- 
hannes sah sich veranlaßt, an Stelle der oft geübten 
Milde mit streng strafender Hand einzugreisen: er 
ließ 19 Häuptlinge hinrichten. Trotzdem ist es in 
Schira im Mai wieder zu ernsien Unruhen gekommen. 
Johannes hatte dem Häuptling Sinare den Befehl 
zukommen lassen, den Akida (Soldat) Mwanga todt 
oder lebendig nach der Station Moschi zu bringen, 
weil er sich gegen den Häuptling gelegentlich auszu- 
führender Arbeiten ungehorsam gezeigt hatte. Mwanga 
wiegelte aber seine Freunde gegen Sinare und die 
Station auf und rief die Wa-Aruscha zum Beistand 
herbei. Allerdings traf Oberleutnant Mercker mit 
einem Zug Askaris eher in Schira ein als die 
Aruscha, aber es gelang ihm nicht, die nach dem 
Meruberge zurückweichenden Aufrührer zu züchtigen. 
Es steht also nun wiederum eine stärkere Straf- 
expedition bevor, denn diesem Räubervolk gegenüber, 
das mit der deutschen Herrschaft sich absolut nicht 
aussöhnen kann, sieht leider kein anderes Mittel 
mehr zur Verfügung, als die Vernichtung des Wider- 
standes mit der Waffe. Hauptmann Johannes ist 
zu bekannt durch seine unausgesetzten und vielfach 
mit Erfolg gekrönten Bemühungen, die Eingeborenen 
durch Gerechtigkeit und Milde sich zu gewinnen, als 
daß man nicht den vollen Glauben haben müßte an 
die Nothwendigkeit auch seiner strengeren und hart 
erscheinenden Maßregeln. 
Im Mai sind von der Schutztruppe Transport- 
versuche mit Maultierwagen und Eselkarren (Mschensi- 
Esel) gemacht worden, welche nicht ohne Bedeutung 
für die Lösung der Transportmittelfrage sein 
möchten. Die Ergebnisse berechtigen zu der besten 
Hoffnung.“ 
In den „Nachrichten aus der deutsch -ostafrika- 
nischen Mission“ (Berlin III) lesen wir Folgendes: 
Die Hungersnoth ist vorbei, nur noch einzelne 
Schwache und Elende müssen von uns verpflegt 
werden. Jetzt ziehen sich auf allen Stationen die- 
jenigen zurück, die nur um der Speise willen ge- 
kommen waren, aber auch manche, die schon gesagt 
hatten: Wir wollen Gottes Wort. Diese Sichtung 
ist heilsam. Die Schar der Christen mehrt sich 
dennoch, wenn auch langsamer. Unsere Zahlen lauten 
augenblicklich: 8 Hauptstationen, 16 Nebenstationen, 
  
760 — 
17 Missionare, 13 Missionsfrauen bezw. -bräute, 
5 Diakonen, 23 eingeborene Helfer, 362 Christen. 
329 Tausbewerber, 555 Schüler. Gott sei Dank 
für Alles! 
In Wuga ist das neue Haus bald sertig. So- 
bald die Geschw. Döring angekommen sind, wollen 
die Geschw. Rösler nach Bumbuli, wo eifrig an 
einem Hause für sie gebaut wird. In Tango bat 
der Tischler Dschirius seine Werkstatt eingerichten. 
Auch die Wäscherei ist gut im Gange. In Kisserawe 
freuen sich weiße und schwarze Leute, daß es wieder 
eine Missionsmutter dort giebt. Br. Westerheide 
ist leider schwer krank. 
RAus fremden Kolonien. 
Lachrichten aus dem Protektorat Uganda. 
Aus einem vorläufigen Bericht des englischen 
Kommissioners für Uganda entnehmen wir Folgendes: 
Das „Protectorate of Uganda“ wird begrenzt 
im Süden durch Deutsch-Ostafrika, im Osten durch 
Britisch-Ostafrika, im Westen durch den Kongo-Frei- 
staat, während im Norden die Grenzen unbestimmt 
gelassen sind. 
Klima. Das Klima der weit ausgedehnten 
Hochflächen im Osten, Norden und Südwesten des 
Schutzgebiets ist infolge ihrer durchschnittlich sehr 
hohen Lage über dem Meeresspiegel für Europäer 
zuträglich. Insbesondere sind diejenigen Länder- 
strecken, welche in einer Höhe von 5000 Fuß und 
darüber gelegen sind, frei von Malariafieber. 
Während in den Wäldern des Berges Ruwenzori 
eine besondere Art von Hügelfieber vorkommen 
soll, ist das dicht bewaldete Manplateau (auf der 
entgegengesetzten Seite des Schutzgebietes belegen) 
völlig frei von solchem Fieber und den gefündesten 
Gegenden der Erde zuzuzählen. Allerdings müssen 
Europäer auch hier, um gesund zu bleiben, in einem 
fest gebauten Hause wohnen, das geeignet ist, vor 
den kalten Winden und der empfindlichen Nässe zu 
schützen. 
Das Klima von Central- und Nordost-Uganda 
ist ungesund, zeitweise sogar sehr ungesund. Auch 
hier ist die Höhenlage von Einfluß auf das Klima, 
indem die in einer Höhe von mehr als 3500 Fuß 
belegenen Landstriche nur mäßig, die tiefer gelegenen 
dagegen sehr ungesund sind. 
Im Allgemeinen müssen alle die Landflächen, 
welche längs den Ufern des Nil liegen, als besonders 
ungesund für Europäcr angesprochen werden (mit 
Ausnahme der Station Wadelac). Auch die Länder 
in der Nähe des Baringo-Sees sowie die Küsten- 
länder des Albert= und Rudolf-Sees find ungesunde 
Gegenden. In der zuletzt genannten herrscht außer- 
dem Malariafieber auch Dysenterie, eine Folge 
des schlechten, aus den Flüssen stammenden Trink- 
wassers.
	        
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