Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Schätzt man die gesammte Bevölkerung des 
Schutzgebietes auf 4000 000 Seelen und rechnet 
man, daß eine von fünf Personen zur Entrichtung 
der Hüttensteuer von 4 shill. verpflichtet ist, so würde 
diese Steuerquelle allein einen jährlichen Ertrag von 
160 000 Pfd. Sterl. abwerfen, während von der 
Gewehr= 2c.-Steuer ein Gesammtbetrag von 
5000 Pfd. Sterl. erwartet werden kann. 
Für das laufende Jahr wird indessen an Hütten- 
steuer kaum mehr als 15 000 bis 20 000 Pfd. Sterl. 
einkommen. 
Auch in den kommenden Jahren ist nicht zu er- 
hoffen, daß die Kosten, welche der Regierung durch 
die Verwaltung des Schutzgebietes entstehen, durch 
die Erträge der den Eingeborenen auferlegten 
Steuern gedeckt werden. 
Die Erhebung der letzteren soll durch die 
Häuptlinge geschehen, welche die Steuern von ihren 
Untergebenen einziehen und an die nächste Regierungs- 
stelle abführen. Als Gegenleistung sollen die 
Häupllinge eine kleine Unterstützung oder ein Gehalt 
empfangen. 
Produkte und Hülfsquellen. 
Ungefähr zwei Drittheile des Schutzgebiets 
haben einen sehr fruchtbaren Boden, und zwar ins- 
besondere Kavirondo, die Abhänge des Berges 
Elgon, die Suk-Hügel, Busoga, das Kenigreich 
Uganda und die Distrikte von Unyoro, Toru und 
Ankole, einschließlich aller Inseln in der nördlichen 
Hälfte des Victoria Nyanza. 
In welcher Weise der Boden am besten land- 
wirthschaftlich auszunutzen ist, läßt sich zur Zeit 
noch nicht übersehen, da die eingeborenen Rassen 
des Uganda-Protektorats (mit Ausnahme der Be- 
völkerung der nördlichsten Gegenden) im Ackerbau 
selbst für Afrikaner außerordentlich weit zurück sind. 
In den meisten der oben als sehr fruchtbar be- 
zeichneten Gegenden bildet die Banane eine ständige 
Quelle für zureichende Nahrung, die sie gewährt, 
jast ohne einen Aufwand von Arbeit zu erfordern. 
Doch muß vor dem alleinigen Anbau der Banane 
gewarnt werden, da sie eines erheblichen Betrages 
von Feuchtigkeit bedarf. In dem ausnahmsweise 
trockenen Jahre 1899 gingen in einigen Gegenden 
die Bananen ein, wodurch eine Hungersnoth hervor- 
gerusen wurde, der 4000 bis 6000 Menschenleben 
zum Opfer fielen. 
Mit Ausnahme von Weizen, Haser und Gerste 
kommt jede Getreideart in den tiefer gelegenen 
Theilen des Schutzgebiets gut fort, während die an- 
gestellten Versuche erhoffen lassen, daß Weizen, Hafer 
und Gerste auf den Hochländern und in den 
trockeneren Distrikten im Norden des Rudolf-Sees 
gedeihen werden. — In der Umgebung von Kampala 
und Entebbe sind alle sumpfigen und wasserreichen 
Thäler in Reis-Plantagen umgewandelt worden. 
In den nordöstlichen und nördlichen Theilen 
des Schutzgebietes (zwischen dem Nil und dem 
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Rudolf-See) wachsen Erdnußbäume in großer Menge. 
Die Kartoffel wird vielfach von den Buganda 
angebaut und gedeiht vortrefflich, ebenso die Tomate, 
die Brinjall= und Tabakspflanze. 
Kaffee wächst wild in den hügligeren Gegenden 
des Schutzgebietes und hat als Ausfuhrartikel eine 
große Zukunft, sobald der Transport durch Eisen- 
bahnen und Dampsschiffe erleichtert sein wird. 
Baumwolle wächst wild und halb wild in 
manchen Gegenden und wird auch in einem kleinen 
Theile der Nilprovinz angebaut. 
Die Kastorölpflanze wächst überreich; auch findet 
sich hier und da die Sesampflanze. 
Kautschuk kommt in jedem Theil des Schutz- 
gebiets unter 5000 Fuß Höhe vor. 
In den westlichen Wäldern trifft man auf Eben- 
holz= und Rothholzbäume (Diospyros und Raphia). 
— Ein gewöhnlicher Baum in Uganda ist der 
Weihrauchbaum, der ununterbrochen ein den Haupt- 
bestandtheil des Weihrauchs bildendes Gummi aus- 
schwitzt. 
Die prächtigen Hölzer der Manwälder können 
in Zukunft einen Hauptausfuhrartikel von Uganda 
bilden, um so mehr, als sie von den weißen Ameisen 
nicht angegriffen werden sollen. 
Die ganze südliche Hälfte des Schutzgebietes bis 
unter den zweiten Grad näördlicher Breite herunter 
ist Waldland. Die Wälder des Manplateaus, des 
Elgonberges und die Sukhügel gleichen mehr den 
Waldländern einer gemäßigten Zone. Die Bäume 
gehören entweder zu den Arten, welche in der Kap- 
kolonie, oder zu den Arten, welche in den Wäldern 
von Abessyntlen gefunden werden. — Andrerseits 
sind die Bäume der Wälder von Busoga, Uganda, 
Unyoro und Toru nahe denen von West-Afrika 
verwandt. 
Ein großer Theil des Holzes ist zwar nicht 
zum Export gceignet, für heimische Zwecke indessen, 
als Hausbau, Schiffsbau, und die feinsten Tischler- 
arbeiten unschätzbar. 
In den Waldregionen von Uganda unter 
5000 Fuß Höhe sind nur zwei Arten von Palmen 
vertreten: Die Matlindu oder wilde Dattel und 
eine herrliche Abart der Raphia, die ungleich anderen 
Raphiapalmen eine beträchtliche Höhe erreicht. 
Ungefähr die Hälfte des Schutzgebiets wird sich 
mit Rücksicht auf ihr Klima und ihre Bodenver- 
hältnisse gut für den Anbau von Kakao und Thee 
eignen. Hierfür sowie für Zucker und Kaffee würde 
der Sudan ein Absatzgebiet abgeben, sobald der 
Verkehr auf dem Nil besser eingerichtet sein wird. 
Das Zuckerrohr gedeiht prachtvoll in den besseren 
Theilen des Schutzgebiets. Es wird in den Gärten 
fast aller Eingeborenen angebaut. Das Rohr, 
welches bisweilen 15 Fuß hoch wird, entwickelt sich 
so gut wie das Durchschnittsrohr von West-Indien. 
Fast alle englischen Vegetabilien kommen im 
Schutzgebiet sort, so die Orange, Lemone und der 
Mangobaum. Steinfrüchte wie Aepfel und Birnen
	        
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