Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

achtungen begannen sämmtlich im März — nur 3 — 
drei — Mißerfolge (Neuerkrankungen) zu ver- 
zeichnen. Bei dem einen derselben lassen sich sogar 
noch mit Bestimmtheit die selbstverschuldeten Fehler 
nachweisen. Celli hat ähnliche Erfolge. Zahlen 
stehen mir hier leider nicht zu Diensten. Sie sind 
überflüssig: wer Gelegenheit hatte, hier lauter lebens- 
lustige, blühende Gestalten, muntere, pausbäckige 
Kinder und lachende Gesichter, in den Häusern 
nebenan aber (die nicht geschützt waren), nur ent- 
kräftete, sieche Gestalten mit hohläugigen, welken Ge- 
sichtern und dürftige, kaum lebensfähige oder 
wenigstens sehr elende Kinder zu sehen, ist sehr bald 
auch ohne Zahlenmaterial überzeugt. 
Die Eisenbahngesellschaften sollen an den „ge- 
schützten“ Strecken trotz der ungewohnten Auslagen, 
die ihnen aus den Versuchen entstanden, durch den 
Ausfall von Ersatz oder Vertretung für die diesmal 
gesund gebliebenen Bahnbeamten und -Arbeiter be- 
trächtliche Ersparnisse gemacht haben. 
Nach den glänzenden Ergebnissen dieser groß- 
artigen Versuche kann, in Anbetracht der großen 
Opfer, welche die Malaria in unseren Schutzgebieten 
an Menschenleben, menschlicher Gesundheit und somit 
auch an Geld fordert, mit der Einführung obigen 
Malariaschutzes nicht gezögert werden. 
Durch Nächtigen in einem derartig gegen die 
Moskitos geschützten Hause (zu Albanella bei Pesto) 
habe ich mich überzeugt, daß die einfachen Maß- 
nahmen zum Schutz der Häuser gegen die Moskitos 
in keiner Weise lästig empfunden werden. 
Wohlthat eines moskitofreien Aufenthaltes im Zimmer 
und der Fortfall des die Athmung erschwerenden 
Moskitobettnetzes werden dem „Hausschutz“ sehr bald 
Eingang verschaffen, wo immer in unseren Kolonien 
er bekannt wird. Aber freilich, soll er seinen Zweck 
erfüllen, nämlich auch gegen Malaria mit großer 
Sicherheit schützen, so bedarf es doch erst einer sach- 
gemäßen Anleitung zu seiner Handhabung. Bei 
aller Einfachheit der Vorkehrungen ist eine äußerst 
sorgsame Beobachtung und Kontrolle aller Maß- 
nahmen und der (Beobachteten) „Geschützten?", ich 
möchte sagen, eine Erziehung der Malariageschützten 
unbedingt geboten, soll nicht die ganze Maßnahme 
in Mißkredit kommen! 
Die Einrichtung des Wohnungsschutzes gegen 
Moskitos ist mit geringen Kosten verknüpft und 
läßt sich an jedem Gebäude leicht anbringen. 
Kasinos, Gasthäuser und andere (ähnliche) Versamm- 
lungsräume werden ebenfalls wirksam zu schützen 
sein; selbst für Expeditionszelte dürfte der Moskito- 
schutz für gewöhnlich anwendbar sein. 
Dort, wo der Moskitoschutz nicht sicher durch- 
zuführen ist, kommt die Kochsche Chininprophylaxe 
in Anwendung. Nach den letzten Kochschen Be- 
richten ist sie als ebenso sicher wirksam anzusehen 
wie der Moskitoschutz. Leider nur besteht unter 
den Weißen unserer Kolonien eine derartige Ab- 
neigung gegen das Chinin und eine solche Furcht 
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vor längere Zeit fortgesetztem Chiningebrauch, daß 
die Chininprophylaxe immer nur für kürzere Zeiten 
dort, wo ein Moskitoschutz nicht angängig ist, durch- 
führbar sein wird. 
Nachdem wir nun zwei gegen Malaria sicher 
wirkende Wege haben, muß es gelingen, die weißen 
Kolonisten selbst in den schlimmsten Malariagegenden 
dauernd frei von Malaria zu erhalten, somit eine 
allgemeine Kolonisation der Tropen zu ermöglichen. 
Erkrankungen an Malaria dürfen dort nicht mehr 
als unumgängliches Uebel gelten, wie bisher, sondem 
fortan als außergewöhnlicher Unglücksfall, gleich etwa 
einer Erkrankung an Typhus oder Ruhr in Deutsch- 
land, in Betracht kommen. 
    
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Titterakur. 
Oskar Baumann: Afrikanische Skizzen. Mit 13 
Lichtdruckbildern und 7 Bildern im Text. Berlin 
1900. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). 
Mit der Veröffentlichung dieses Buches, das 
am 12. Oktober erscheint, dem Tage, an dem sich 
Oskar Baumanns frühzeitiger Tod zum ersten 
Male jährt, verwirklichen seine Freunde nach- 
träglich einen persönlichen Wunsch, dessen Erfüllung 
den Verstorbenen fast bis an sein Lebensende be- 
schäftigt hat. Der in Ostafrika und Kamerun be- 
währte, zu früh verstorbene Reisende hat neben der 
wissenschaftlichen Darstellung seiner Reiseergebnisse 
und Forschungen eine Reihe von nobvellistisch an- 
muthenden Skizzen und Sittenbildern geschrieben, in 
welchen er uns einen tiefen Einblick in das Leben 
und die Seele der ostafrikanischen Neger und ihrer 
arabischen Bedrücker gewährt hat. Ist auch die 
Form keine wissenschaftliche, so steht doch der Ver- 
fasser, wie er uns im Vorwort versichert, für die 
Gewissenhaftigkeit der Beobachtungen ein. Die 
meisten Skizzen sind fast unveränderte Mittheilungen 
thatsächlicher Ereignisse, sogar die Orts= und Per- 
sonennamen sind oft beibehalten. Auch die Illustra- 
tionen sind, mit Ausnahme der Kopfleisten, nach 
Originalphotographien hergestellt, die Baumann 
selbst ausgesucht hat. Der Verlag, der seinerzeit 
Baumanns bedeutendste wissenschaftliche Werke ver- 
öffentlichte, hat es als eine Ehrenpflicht betrachtet, 
auch diese seine letzte novellistische Arbeit dem Publi- 
kum zugänglich zu machen. Der Reinertrag ist be- 
stimmt, um zu der Errichtung eines Denkmals für 
den Verstorbenen beizutragen. Der lesenswerthen 
Arbeit ist weiteste Verbreitung zu wünschen, die Aus- 
stattung ist musterhaft. 
  
Dr. C. F. Lehmann: Armenien und Nordmesopo- 
tamien in Alterthum und Gegenwart. Berlin 1900. 
Dietrich Reimer. 
Die kleine Arbeit ist die Wiedergabe eines in 
der Abtheilung Berlin-Charlottenburg der deutschen
	        
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