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Südsee-Schutzgebieten zu längeren Erörterungen, und
es wurde dabei vom Direktor der Kolonial-Abtheilung
u. A. mitgetheilt, daß für Neu-Guinea die Beschaffung
eines mäßig großen Dampfers in Aussicht stehe,
wogegen man für die Karolinen vielleicht mit Motor-
schoonern werde auskommen können. Bei Samoa
wurde die Mittheilung gemacht, daß die amerikani-
schen Dampfer auch in Zukunft Apia anlaufen werden,
aber gleichwohl die Frage einer deutschen Dampfer-
verbindung den Gegenstand von Erwägungen bilde.
Der Kolonialrath nahm hierzu noch den Antrag an,
daß für das Gouvernement von Samoa ein Motor-
boot mit 40 000 Mk. Anschaffungs= und 20 000 Mk.
jährlichen Betriebskosten beschafft und diese Kosten
demnächst in den Etat eingestellt werden sollten. Zu
der geplanten Neuordnung des Zoll= und Steuer-
wesens in Neu-Guinea nahm der Kolonialrath zwei
Anträge an, wovon der erste sich gegen die Einfüh-
rung oder Erhöhung von Zöllen ausspricht, während
der zweite den Verkauf von Opium an die Einge-
borenen thunlichst verhindern will.
In seiner Vormittagssitzung am 9. November
berieth der Kolonialrath die Etats von Kamerun und
Togo und sprach dabei eine Reihe von Anregungen
und Wünschen aus, die vom Direktor der Kolonial-=
Abtheilung in entgegenkommender Weise beantwortet
wurden. Eingehend wurde u. A. die Frage des
Wege= und Telegraphenbaues im Sinne einer ener-
gischen Förderung desselben besprochen und Anträge
angenommen, wonach in einen Nachtrags= oder in
den nächstjährigen Etat ein Betrag für eine tele-
graphische Verbindung von Kamerun nach Victoria
sowie von 200 000 Mk. zu verschiedenen Wegebauten
in Kamerun eingestellt werden soll. Eine längere
Erörterung veranlaßte ferner die geplante Expedition
nach Garua. Es wird von den Berichten des Gou-
verneurs abhängen, ob sie demnächst den Vormarsch
wird antreten können.
Am Nachmittag verhandelte der Kolonialrath den
Etat für das südwestafrikonische Schutzgebiet. In
der ausgedehnten Generaldebatte erklärten die Herren
Dr. Scharlach und Woermann als Mitglieder des
Direktoriums der South West Africa Company, daß
die sieben deutschen Mitglieder des Direktoriums
niemals auf Versuche ihrer drei englischen Kollegen
gestoßen sind, einen englischen Einfluß, sei es in
politischer Hinsicht, sel es wirthschaftlicher Art, in
der Gesellschaft geltend zu machen, sondern stets ein
bereitwilliges Entgegenkommen im Sinne einer Leitung
der Geschäfte gesunden haben, wie die deutschen
Direktoren sie für richtig hielten. Cecil Rhodes stehe
ein maßgebender Einfluß in der South West Africa
Company in keiner Weise zu, und wenn er wirklich
geäußert habe, daß er eine Ansiedlung von Buren
im Gebiete der Gesellschaft verhindern wolle, so sei
dieser Aeußerung absolut kein Werth beizumessen.
Die deutschen Direktoren und der deutsche Reichs-
kommissar würden Alles zu verhindern wissen, was
gegen die deutschen Interessen sei, und es werde
innerhalb des Direktoriums der South West Africa
Company zweifellos überhaupt niemals auch nur
der Versuch gemacht werden, sich einer Burenein=
wanderung zu widersetzen. Der Direktor der Kolonial=
Abtheilung, Dr. Stuebel, bezeichnete es im Anschluß
an diese Ausführungen als sehr wünschenswerth, daß
die South West Africa Company selbst recht bald
eine in gleichem Sinne gehaltene Erklärung veröffent-
liche. Der Errichtung von Stauanlagen widmet
die Kolonialverwaltung, wie Direktor Dr. Stuebel
ferner erklärte, ihre volle Aufmerksamkeit. Zum
Schluß nahm der Kolonialrath noch zur Frage der
Gewährung staatlicher Ansiedelungsbeihülfen im süd-
westafrikanischen Schutzgebiete den Antrag an, die
Abfassung der Vorschriften wegen Verwendung der im
Etat bewilligten Mittel der Kolonial-Abtheilung bezw.
dem Gouverneur des Schutzgebietes zu überlassen.
In der Vormittagssitzung vom Sonnabend, dem
10. November, nahm der Kolonialrath zunächst einen
aus seiner Mitte gestellten Antrag an, wonach die
Regierung ermächtigt wird, zur Förderung einer
gesunden wirthschaftlichen Entwickelung der Karolinen,
Palau-Inseln und Marianen Konzessionen unter ge-
wissen Voraussetzungen an eine beschränkte Anzahl
von kapitalistischen Unternehmern zu gewähren. —
In der darauf folgenden eingehenden Erörterung des
Etats für das ostafrikanische Schutzgebiet nahm der
Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg
Veranlassung, dem Geheimen Rath Oechelhäuser
den Dank der Kolonialkreise für seine unermüdliche
Wirksamkeit in Sachen der ostafrikanischen Central-
bahn auszusprechen und gleichfalls seiner Anerkennung
und Freude über die seitens der Kolonialverwaltung
der Angelegenheit zu Theil gewordene Förderung
Ausdruck zu geben. Den Zeitungsangriffen auf das
Gouvernement von Ostafrika gegenüber wies der
Herzog darauf hin, daß aus der dem Kolonialrathe
vorliegenden amtlichen Uebersicht über die wichtigeren
Ereignisse im Schutzgebiete während des letzten Jahres
(siehe unten) sich ergebe, daß jene Zeitungsangriffe
unbegründet seien. Der Direktor der Kolonial-
Abtheilung Dr. Stuebel drückte seine Ueberzeugung
aus, daß nur ein Ausbau der Eisenbahnen die wün-
schenswerthe Entwickelung des Schutzgebietes gewähr-
leisten könne. Die konfessionslosen Schulen im Schutz-
gebiete, gegen die von mehreren Seiten Einwendungen
erhoben wurden, bezeichnete Gouverneur v. Liebert
als einen Nothbehelf und theilte mit, daß Lehrer
aus den Missionsanstalten nicht zu erhalten seien.
Kolonialdirektor Dr. Stuebel bemerkte, die Kolonial-
verwaltung bestrebe sich in jeder Weise, den Wünschen
der Missionare entgegenzukommen, dürfe aber im
Wege stehende praktische Schwierigkeiten nicht über-
sehen. Auf eine andere Anfrage erklärte Gouverneur
v. Liebert, daß die Unruhen am Kilimandjaro mit
der Erhebung der Hüttensteuer in keinem Zusammen-
hange stehen und allein durch die alte Kriegslust der
Massai veranlaßt seien. In der Frage, ob Zoll-
erleichterungen für Produkte aus den Kolonien, oder