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Rachrichten aus den deutschen Schuhgebieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deufsch-ZEltafrika.
Ueber die Rulturstation Kwai
berichtet Oekonomiedirektor Eick, wie folgt:
Der Boden von Kwat ist nicht überall der gleiche,
sondern weist an den Bergen herab, bis zu dem von
diesem eingeschlossenen Thalkessel folgende Verände-
rungen auf:
1. Hochrothe Eisenerde, durchsetzt von verwitter-
tem Gneisgestein und in den tieferen Schichten ader-
förmig eingelagerter Lehm.
2. Braunrother Lehm, mit stark verwitterten eisen-
haltigen Gesteinstrümmern.
3. Schwarzbrauner, humoser, lockerer Boden mit
rothem Untergrund.
4. Schwarze, fruchtbare Ackererde (meist unter
einer vielleicht Jahrtausende alten Grasnarbe) mit
blauem undurchlässigem Thon oder hellem, sehr festem
Lehm im Untergrunde.
Diese letzteren beiden Bodenarten dienen haupt-
sächlich den europäischen Kulturen, über deren Ver-
suche nachstehend die Resultate folgen.
Getreideversuche.
1. Weizen.
a) Tabora-Weizen breitwürfig gesät; ungleiche
Keimung, ungleicher Stand bis zur Reife und daher
ungleiche Ernte. Ertrag gering, Halm nicht über
½ m hoch,t Aehre kurz. Die vollausgewachsenen
Körner gut. Vegetationsdauer 2 Monate 20 Tage.
Hier geschrotener Weizen gab gutes Brod.
b) Von sehr sorgsältig gewählter Saat, eine
zweite Aussaat mit Drillmaschine. Gleichmäßiger
Stand bis zur Reife, bessere Aehren und etwas
höhere Halme. Auch der Ertrag besser. Etwas
Rost.
c) Wieder sehr sorgfältig gewählte Saat, gebeizt,
gegen Rost, mit europäischem Weizen gemengt und
gedrillt. Aufgang gleichmäßig, im Stand später un-
gleichmäßig, da der europäische Weizen den Tabora=
Weizen überholte. Blüthe ziemlich gleichmäßig. Er-
trag 10 Ctr. pro Morgen.
d) Von verlesenen Aehren dieser Ernte die
mittleren Körner gewählt, gebeizt und gedrillt.
Saat bis zur Ernte gleichmäßiger Stand, stärkerer
höherer Halm und mittellange vollbesetzte Aehren.
Ertrag 12½½ Ctr. pro Morgen. Von dieser Ernte
ging eine Probe nach Europa, die wegen ihres hohen
Klebergehaltes pro Tonne um 9 Mark besser bewerthet
wurde, wie der beste europäische Weizen. Em Weizen-
export aus unserer Kolonie ist jedoch infolge der
geringen zur Verfügung stehenden Flächen aus-
sichtslos.
2. Roggen.
a) Sommerroggen. (Probsteier.) Breitsaat.
Sehr lückiger Stand. Halme entwickelten sich nur
zum Theil, und so dünn und kränklich, daß das
Korn zu weiteren Versuchen nicht verwandt wurde.
Sommerrogen scheinbar nicht geeignet, da sich bei
der zu schnellen Entwickelung das Korn nicht ge-
nügend entwickeln kann.
b) Schlanstedter Winterroggen.
Ebenfalls sehr lückenhafter Stand. Aus den
Körnern, welche aufgingen, entwickelten sich bald
zahllose Blätter, die jedoch keine Halme brachten,
sondern, an der Erde hinziehend, einen so dichten
Busch bildeten, daß die Blätter zu faulen begannen.
Deshalb wurden die Büsche abgeweidet. Nach dem
Abweiden bildeten sich die Büsche wieder, doch all-
mählich schoß aus ihnen eine größere Menge dünner
Halme empor. Die besten dieser Büsche wurden
durch Ausreißen der Blätter und der Halme bis auf
den stärksten vereinzelt, worauf die stehengebliebenen
sich kräftig entwickelten und schöne lange Aehren
brachten. Aus diesen Aehren wurden nach der Ernte
die mittelsten besten Körner gewählt, welche dann
wieder zur Aussaat gelangten und einen schönen
langen Roggen mit den bekannten starken Halmen
und den langen dem Schlanstedter Roggen eigen-
thümlichen, im Korn etwas weit stehenden Aehren
produzirten. Die Ernte ergab 13 Ctr. pro Morgen.
Von diesem Roggen erhielt die Mission Gare Saat-
gut, das, wie mir mitgetheilt wurde, eine schöne
Ernte bei einer Halmhöhe bis 2 m brachte.
3. Gerste (Probsteier), (in welcher sich
einige Körner englischer Gerste befanden).
Lieferte schon bei der ersten Ernte, die vorsichts-
halber auf magerem Boden erfolgte, ein vorzügliches
Resultat an Körnern und sehr viel Stroh; sehr gleich-
mäßiger Stand und gleichzeitige Reife. Ertrag
19 Cir. pro Morgen. Die weiteren Ernten ent-
sprachen der ersten, so daß das Hochland von Usam-
bara als ganz besonders für Gerste geeignet zu be-
zeichnen ist. Die Farbe der Körner ist weißlich-gelb,
wie sie besonders für Branzwecke beliebt ist; ich zählte
aus einem Pflanzenstock 130 gleichmäßig entwickelte
Halme. Vegetationsdauer drei Monate.
4. Hafer (Anderbecker).
In Stroh und Höhe außergewöhnliche Resultate.
Die Ernte ließ zu wünschen übrig. da sie viele taube
Körner aufwies. Ertrag 9 Ctr. pro Morgen. Die
Versuche mit Hafer sind noch nicht als abgeschlossen
zu betrachten, doch verspricht er bei richtiger Aus-
wahl des Saatgutes Erfolg. Es muß darauf Be-
dacht genommen werden, nur Sorten für schweren
Boden zu kultiviren, um das allzu starke Schießen
in den Halm zu verhüten. Vegetationsdauer vier
Monate.