vereinzelte Strafverfügungen und Strafurtheile noth-
wendig geworden; einige Loandstreitigkeiten konnten
zum Theil schon durch beauftragte Häuptlinge im
Vergleichswege geordnet werden. Die Zahl der
Sterbefälle war nach allgemeiner Schätzung etwas
größer als im Vorjahre, was seinen Grund wohl in
dem schlechteren Ernährungszustande der Eingeborenen,
der infolge der Dürre eintrat, gehabt hat. Die
Dürre erreichte gegen die Mitte des Berichtsjahres
ihr Ende. Die schlimmen Befürchtungen, die sie
hervorgerufen hatte, sind glücklicherweise übertrieben
gewesen, da der Fischreichthum der Insel und der
Palmsaft („Toddy"), der in Nauru von besonders
guter, zuckerreicher Qualität ist, den Eingeborenen
als Nahrungsmittel für die Kokosnuß wenigstens
einigermaßen Ersatz boten. Ein wirklicher Nothstand
würde voraussichtlich nur eintreten, wenn eine mehr-
jährige volle Dürre auch den Palmsaft zum Ver-
siegen brächte. Dem Mangel an Kokosnüssen, den
die Dürre zur Folge hatte und der natürlich auch
auf die Kopra-Ausfuhr höchst nachtheilig einwirkte,
soll durch Neuauspflanzung von jungen Kokospalmen
thunlichst entgegengewirkt werden. Auch sind, zu-
nächst zu Versuchszwecken, samoanische Brotfrucht-
Setzlinge in verschiedenen Theilen der Insel aus-
gepflanzt und haben sich gut entwickelt. Gegen Ende
des Berichtsjahres ist ein neuer Missionar der
Bostoner Missionsgesellschaft sammt einem farbigen
Hülfslehrer in Nauru eingetroffen. Die Einge-
borenen bringen, wie der starke Besuch der Sonn-
tagsgottesdienste beweist, der Missionssache lebhaftes
Interesse entgegen.
Rus dem Bereiche der WMissionen und
der Ankishlaverei-Bewegung.
Die Missionsgesellschaft Berlin III für
Ostafrika hielt unter dem Vorsitze des Geheimen
Ober-Regierungsrathes Reichstagsabgeordneten Grafen
Andreas v. Bernstorff kürzlich in Berlin ihre Ge-
neralversammlung ab. Missionsinspektor P. Liec.
Trittelvitz erstattete den Jahresbericht. Die Mission
ist fröhlich gesördert worden. Aus 170 Heidenchristen
wurden deren 370. Daneben standen im Juli d. Is.
330 Taufbewerber und 585 Schüler auf den acht
Hauptstationen und 16 Nebenstationen der Gesellschaft,
wo neben 14 Missionaren (9 verheirathete) und fünf
Diakonen (einer verheirathet) 24 eingeborene Helfer
wirkten. Drei Missionare mußten in die Heimath
zurückkehren. Fünf neue Brüder: Rösler, Knieß,
Peters. Dupue und Böge wurden ausgesandt.
Die mehrere Jahre andauernde, die Mission stark in
Anspruch nehmende Hungersnoth in Ostafeika ist jetzt
glücklich überwunden. Die Hungersnoth brachte be-
sonders viele Arbeitsuchende. In Hohenfriedeberg
kamen täglich 100 bis 150 Kranke auf die Station,
die durch die Sandflohplage hergetrieben wurden.
In Wuga wurden im Jahre 18 708 Wundbehand-
906
zur ersten heiligen Beichte zugelassen.
lungen gezählt. Der vom Schatzmeister erstattete
Kassenbericht ergab eine Bilanz von 113 534 Ml.
für die Mission und 164 915 Mk. Einnahme,
145 566 Mk. Ausgabe und 19 349 Mk. Bestand in
der Hungersnothkasse. Der augenblickliche Schulden-
stand ist 26 566 Mk., die Schuldentilgung des letzten
Jahres betrug 32 830 Mk. Der neue Etat balan-
cirt mit 120 492 Mk. Die Versammlung ertheilte
Entlastung und faßte einstimmig die erforderlichen
Beschlüsse.
Aus der neuen Station der Trappisten, St. Peter
Tulii in Usambara (siehe Kol. Bl. S. 214), ging der
Zeitschrift „Gott will es“ ein Brief zu, dem wir
Folgendes entnehmen:
„Die Leute hier sind recht gut. Weihnachten
habe ich mit der Schule angefangen; nach drei Wochen
hatte ich bereits 45 Schulkinder, Knaben und Mädchen.
Es sind talentirte Kinder dabei, die mir viel Freude
machen. Am Morgen, wenn das Glöcklein läutet,
kommen sie dahergestürmt, daß es eine wahre Freude
ist. Ein großer Vortheil ist, daß der Jumbe (Bürger-
meister) selbst sich in Allem so eifrig zeigt. Er
kommt selbst in den Unterricht und setzt sich zu den
Kindern auf ein Brett am Boden. Nicht nur das,
er eifert die Kinder auch an, fest zu lernen, und wird
aufgebracht, wenn eines nicht ausmerkt.
Auch die materiellen Verhältnisse gestalten sich
allmählich günstiger. Herr Gouverneur v. Liebert
versichert uns, daß bis zum Jahre 1902 die Bahn-
strecke bis Mombo fertig sei. Diese Endstation liegt
aber nur 1 1½ Stunden von hier. Kartoffeln, Gerste,
Erbsen und Bohnen wachsen jetzt prächtig. Anfangs
wußten wir die rechte Zeit nicht zum Pflanzen.
Der Mensch muß eben immer erst durch Schaden
klug werden.“
Kleine Nachrichten aus „Kreuz u. Schwert“:
Aus Hiltrup reisten am 16. Oktober der hochw.
Herr Bischof Coupé, sowie 7 Patres, 6 Brüder
und 2 Schwestern nach der Südsee ab.
Vier Trappistinnen traten Anfang Juni die
Reise nach dem Kilimandscharo an, um daselbst auf
der Missionsstation Kiboscho unter Leitung der Väter
vom heiligen Geist thätig zu sein.
Aus Nyangoa liegt folgender Bericht über das
I. Quartal des Jahres 1900, datirt vom 13. März
1900, vor: Gemeinde 82 Christen; Gesammtzahl der
Katechumenen mit den Außenstationen etwa 260;
11 Taufen, laufende Nummer im Taufbuch: 95:
Begräbnisse 2; durchschnittliche Zahl der sonntäg-
lichen Kirchenbesucher 100—120. Schulen: Auf der
Hauptstation Nyangao 2; Zahl der Internat-Zög-
linge: Knaben 22, Mädchen 14. Zahl der aus-
wärtigen Zöglinge: Knaben 6—10, Mädchen 15—20.
Auswärtige Schulen 3. Gesammtlehrkräfte: 1 Pater,
4 schwarze Hilfslehrer, 1 Schwester Lehrerin und
eine schwarze Hilfslehrerin. Es wurden 22 Neophyten
Krankenpflege: