Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

dörfer auf der Station erschienen waren, um die 
Friedensbedingungen zu erfahren, und nachdem sie 
mit der Zahlung begonnen hatten, beschloß Haupt- 
mann v. Besser, sich an Ort und Stelle über die 
Lage der Verhältnisse zu orientiren. Er brach zu 
diesem Zwecke am 6. September mit etwa 50 Sol- 
daten und 20 Trägern von der Rfssakpestation auf 
unde gelangte ohne besondere Zwischenfälle in vier- 
tägigem Marsche über Nssakpe, Ayanke, Mbehnjan, 
Inunku, Okurikang, Araru und Mbaban nach Aya- 
yundep. Er berichtet dann weiter, wie folgt: 
„Während die Bevölkerung — Ekois — westlich 
des Ayaflusses bis zur englischen Grenze, namentlich 
an letzterer, sehr schwach ist, kann man die Gegend 
östlich des Ayaflusses bis zur Balistraße als stark 
bevölkert bezeichnen. Das Keakagebiet besteht aus 
einer fortlaufenden Reihe von kleineren und größeren 
Gehöften, bezw. Dörfern, die zusammen eine Ge- 
markung bilden, welche unter einem Oberhäuptling 
steht. So z. B. bilden das Dorf Aya-yundep und 
das Dorf Tschitako mit seinen Gehöften die Ge- 
markung Aya-yundep; die Dörfer und Gehöfte 
Mbakan, Famazing, Ebobi bilden die Gemarkung 
Mbakan, die unter einem sehr alten Oberhäuptling 
steht rc. 
Die Farmen, meist Koko-, Bams= und Planten- 
farmen, liegen um die Gehöfte herum und breiten 
sich über das ganze Gebiet aus, so daß nur einzelne 
Buschparzellen und Urwaldstreifen stehen bleiben, 
wodurch die Landschaft bis Ossing mehr das Aus- 
sehen einer Parklandschaft gewinnt. Oel= und Kokos- 
palmen finden sich in großen Mengen vor, der 
Boden scheint recht gut zu sein; es ist nicht ganz 
ausgeschlossen, daß dort auch Kakao gedeiht, es käme 
auf eine Bodenprobe an. Groß= und Kleinvieh sind 
zahlreich vorhanden, im Busch waren frische Ele- 
fantenspuren sichtbar. Sämmtliche Einwohner waren 
entgegenkommend und erschienen in großer Zahl von 
allen Seiten zum Palaver. In Kembon zählte ich 
allein an etwa 250 Männer, in Ossing annähernd 
ebenso viel. Die Wege waren auf 3 m Breite gut 
gereinigt. Das Terrain ist durchgängig eben; im 
Busch mußte man lange Strecken im Regenwasser 
zurücklegen, der Boden war theilweise sehr 
schlüpferig. 
Die Bewohner östlich des Ayaflusses werden von 
den Banjangs „Keaka“ genannt, von den Ekois 
dagegen „Ngonaya“. Dieselben sprechen hauptsächlich 
Ekoi, in Ossing mehr Banjang, sie verstehen aber 
sämmtlich die Banjangsprache. 
Der Haupthandel geht nach der Balistraße und 
zwar vornehmlich Salzhandel; das Salz geht von 
den Banjangs zu den Bangwas. Ferner handeln 
die Leute mit den Bewohnern der englischen Dörfer, 
die den Croßfluß herauffahren und bei ganz hohem 
Wasserstande mit kleinen Kanus bis Mbakum den 
Ayafluß hinauffahren können. Mbakum soll von 
der Mündung des Ayaflusses etwa 2 bis 3 Tage 
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entfernt sein, jedoch ist diese Auskunft unsicher; meist 
geht der Handel auch aus diesem Gebiet über Land. 
Die Calabarhändler werden, wie man mir sagt, 
nachdem sie vielfach Menschenraub betrieben, nicht 
mehr hineingelassen. 
Nach meinen eingehenden Erkundungen giebt es 
einen Weg durch das Keaka-Gebiet nach Widdeking, 
wie er auf der Langhansschen Karte verzeichnet ist, 
nicht. Die Calabarleute sollen den Croßfluß soweit 
wie möglich hinauffahren und dann nach Norden 
den Landweg einschlagen. Der Name Widdeking ist 
nirgends bekannt. 
Auf Verlangen der Dorfleute stellte ich die 
Marktpreise zwischen Banjangs, Keakas und 
Ekois fest. 
Einkauf von den Banjangs: 
1 Ziege = 4 Faden Zeug, 
1 Huhn —= 2 Blatt Tabak, 
1 Hund — 1 Faden, 1 head Tabak. 
1 Ente = 1 Taschentuch. 
Am 10. September marschirte ich von Aya- 
yundep nach Kembon. Unterwegs passirten wir alle 
die Stellen, wo wir seiner Zeit gefochten hatten; 
man konnte jetzt deutlich erkennen, welche Umwege 
wir geführt wurden. Am nächsten Tage wurde der 
Marsch nach Ossing fortgesetzt. Der Häuptling von 
Ali sandte Leute mit Geschenken und versprach, ebenso 
wie die anderen Häuptlinge, die Friedensbedingungen 
bald zu erfüllen. (Bemerkung: Strafarbeiter sind 
zum Theil schon gestellt worden und befinden sich 
zur Zeit auf der Station.) Von den Dörfern, die 
nördlich der Straße Aya-yundep—Ossing liegen, waren 
Deputationen erschienen. Es waren Leute von den 
Dörfern Nfunum, Batob, Mpott, Ejassang, Owussong, 
Bizong-abang, Ayoebe, Eban, Badscho, Ogomoggo, 
Atap, Mbakan, Famazing, Ebobi anwesend. Die 
Verpflegung war überall so reichlich, doß sie zum 
Theil liegen bleiben mußte. 
Am 12. September trat ich aus Mangel an 
Zeit den Rückmarsch an. In Ayanke traf ich zwei 
Herren der Nordwest--Kamerun-Gesellschaft, Graf 
Prickler und Herrn Waldau, die sich im Terrain 
um Nssakpe orientiren wollten. Am 14. September 
kehrte ich zur Station zurück, noch an demselben 
Tage führte ich die Herren in der nächsten Um. 
gebung der Station herum; dieselben errichteten 
eine provisorische Buschfaktorei 18 Minuten nördlich 
der Station auf dem Plateau, an der Stelle des 
kürzlich abgebrannten Dorfes Nssakpe (Ekok). Wenn 
die Gesellschaft auf die Wasserverbindung verzichtet, 
so würde die Stelle die geeignetste sein, in Inunku 
oder besser Mbabon müßte eine Zwischenfaktorei an- 
gelegt werden. 
Die Verbindung mit der Balistraße von der 
Station R-ssakpe ist demnach offen und ein sehr 
wichtiges Gebiet für den Handel erschlossen. Fak- 
toreien an der Balistraße in Mijimbi, eine im 
Keakagebiet und eine bei der Station Nssakpe 
würden bei sachgemäßer Leitung recht gute Ge-
	        
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