Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

habe. Seine Kompagnie besitze etwa 14 000 Acres 
unkultivirtes Land, wovon ungefähr 4000 Acres 
absolut ebener Boden ohne Steine seien und mit 
dem Pfluge bearbeitet werden könnten. In dem 
Dorfe Malaeola wurde eine dem Häuptling Lofa 
gehörige Kakaopflanzung besichtigt; die Pflanzung 
war sauber gehalten, die Bäume hatten ein gutes, 
gedeihliches Aussehen und trugen Früchte. Vielfach 
wird der Eifer gerühmt, den die Eingeborenen jetzt 
auf die Besserung der Wege verwenden; der Einfluß 
der neuen Verwaltung war hier deutlich erkennbar. 
  
Erste volks zählung in Samoa. 
Die erste Volkszählung in Samoa, die in der 
Zeit vom 15. August bis zum 30. September d. Is. 
veranstaltet wurde, hat für die Insel Upolu 17755 
(8920 männliche und 8885 weibliche), für Manona 
und Apolima 1038 (488 männliche und 555 weib- 
liche), für Savail 14 022 (7491 männliche und 
6531 weibliche), für das gesammte Deutsch-Samoa 
also 32 815 (16 894 männliche und 15921 weibliche) 
Einwohner ergeben. 
— 
Aus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Im Monatsblatt der Norddeutschen Missions- 
gesellschaft lesen wir: 
Am 15. Juli 1900 wurde in Westheim, dem 
langjährigen Sitz der Evhe-Missionsschule, das letzte 
Missionsfest gefeiert. Pfarrer Binder erstattete 
einen Bericht über Entstehung und Zweck der Schule. 
Dieselbe ist im Jahre 1890 mit drei Zöglingen er- 
öffnet und bis jetzt fortgeführt worden. Im Ganzen 
sind 20 Zöglinge durch die Schule gegangen. 
Was die Frage anbelangt, ob die Enyheschule 
ihren Zweck erreicht hat, so erklärte Pfarrer Bin der: 
„Ich will und muß es der Wahrheit gemäß bekennen, 
ich habe das Ziel nur bei wenigen meiner Zöglinge 
annähernd, bei der Mehrzahl aber sehr unvoll- 
kommen erreicht. Zwei derselben mußten wegen 
sittlicher Verfehlung aus dem Gehülfendienst ganz, 
ein weiterer wenigstens vorübergehend entlassen 
werden. 
Doch gab es auf dem Schulacker unserer Eohe- 
schule Gottlob auch gute Frucht. Ja sie hat bei der 
großen Mehrzahl ihrer Schüler ein günstiges Re- 
sultat erzielt.“ 
Endlich theilte Pfarrer Bin der einen Bericht des 
Missionars Oßwald über die Schule im Lome mit, 
wo zwei frühere Zöglinge als Lehrer angestellt sind; 
darin heißt es: 
Am 21. Dezember 1899 fand das Examen 
statt. Einige Europäer, darunter auch Herr Gouver- 
neur Köhler, waren anwesend. Man freute sich 
allgemein auch über die Leistung im Deutschen. 
  
938 — 
Die Aussprache ist gut. Auch im Singen leisten 
unsere Schüler thatsächlich Erfreuliches. Es wird 
sehr gut gesungen in Erhe und in Deutsch. Deutsche 
Lieder sangen die Kinder an Kaisers Ge- 
burtstag, sodann bei den deutschen Gottesdiensten. 
Ferner sangen sie Herrn Gouverneur Köhler zu 
seinem Geburtstage einige Lieder, darunter: .Jsts 
auch eine Freude, Mensch geboren sein?“ Am 
Christfest morgens wurden ihm ebenfalls einige 
deutsche Weihnachtslieder gesungen. Er war darüber 
hoch erfreut. 
Demselben Blatt entnehmen wir folgende Mit- 
theilungen über eine heidnische Mordthat in Ho: 
Es war am Morgen des 9. August, als unseren 
Missionaren in Ho gemeldet wurde, daß die Hoer 
in der Nacht fünf Asanteer gefangen genommen und 
in grausamster Weise ermordet hätten. Der Ho-König 
ließ auf eine Anfrage Missionar Spieth antworten: 
„Ja es ist sol Ich habe sie verdorben. Euren 
Rath habe ich vorher nicht eingeholt, weil ich wußte, 
daß Ihr mir die Brust kühl machen würdet, so daß 
ich meinen Plan nicht hätte ausführen können.“ 
Was hatte denn die Leidenschaft so sehr erhitzt? 
Während der schweren Kämpfe, welche im vergongenen 
Sommer die Erbfeinde der Eypheer, die Asanteer 
gegen die Engländer geführt haben, Kämpfe, welche 
die Arbeit der Baseler Missionare in so schwere 
Mitleidenschaft zogen, waren auch zahlreiche Volks- 
genossen der Evheer, wie es hieß 186, getödtet 
worden. Die Glut des Zornes wurde langsam 
aber immer stärker angefacht, bis die Nachrichten 
einiger Männer, die glücklich entflohen waren, das 
Feuer der Rache hell auflodern ließen. In aller 
Stille, ohne daß die Christen etwas bemerkten, 
wurden zwei große Versammlungen gehalten, welchen 
alle Häuptlinge der zu Ho gehörigen Stämme bei- 
wohnten. Nach dem Bericht der Flüchtlinge wurde 
beschlossen, alle Asanteer, deren man habhaft werden 
könne, zu ermorden. Die seit langer Zeit friedlich 
in Ho wohnenden Asanteer bekamen Kunde und 
flohen. Sie wurden verfolgt, eingeholt, und am 
Abend des 8. August wurden fünf zurückgeführt. 
Der König ließ die Gefangenen zu verschiedenen 
Männern in Gewahrsam bringen. Jedermann aber 
wußte, was dies zu bedeuten hatte. Dem 
jene Mäner waren die Angehörigen der in Asante 
Ermordeten. So kamen sie in die Hände ihrer 
Bluträcher, die sie in der grausamsten Weise mar- 
terten und tödteten. Kopf, Glieder und Herz der 
Ermordeten wurden an diejenigen Stämme vertheilt. 
deren Angehörige Blutrache zu nehmen hatten, 
während man die Leiber verscharrte. 
Der Ho-König machte von den Ereignissen so- 
sort dem Leiter der deutschen Station Misahöhe, 
Dr. Gruner, Mittheilung. Auch die Missionare 
erstatteten Anzeige in der berechtigten Annahme, daß 
die Regierung einen derartigen grausigen Racheokt 
nicht stillschweigend werde vorübergehen lafsen. 
TDr. Gruner ließ die Missionare wissen, er
	        
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