Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Jedes erhielt subkutan fünf Kubikcenti- 
meter defibrinirtes trypanosomenhaltiges Blut 
eingespritzt, und zwei Hunde erhielten in 
gleicher Weise zwei Kubikcentimeter. 
Beide Hunde erkrankten nach der gewöhn- 
lichen Inkubationsperiode und hatten Trypa- 
nosomen im Blute. Einige Wochen später 
sind sie verendet. 
Die Rinder konnte ich wegen meiner Ab- 
reise nur bis zum 3. April untersuchen. Bis 
dahin waren sie vollkommen gesund und hatten 
keine Trypanosomen im Blute. Auch noch 
ein halbes Jahr später erhielt ich die Nach- 
richt, dass sie am Leben und gesund seien. 
Als im Jahre 1899 Herr Thierarzt Schmidt 
in den Kolonialdienst trat und nach Dar-es- 
  
Saläm ging, bat ich ihn, sich nach den beiden 
gegen Tsetse immunisirten Rindern umzuschen 
und dieselben womöglich nochmals durch 
Impfung auf ihre Immunität zu prüfen. Der- 
selbe ist vor Kurzem hierher zurückgekehrt 
und hat mir berichtet, dass das eine der 
beiden Thiere nicht mehr aulzufinden war; 
vermuthlich sei es geschlachtet. Das zweite, 
welches durch die eigenthümliche Färbung 
leicht zu erkennen war, hatte er mit Hülfe 
des im Versuchsstalle zu Dar-es-Saläm ange- 
stellten Thierwärters wieder ermittelt und 
schreibt mir über die mit demselben ange- 
stellten Versuche folgendermassen: 
„Das betreffende Rind ist, soviel mir er- 
innerlich ist, fünf bis sechsmal in Zwischen- 
räumen von venigstens vier Wochen mit 
zehn Kubikcentimeter virulentem Blut sub- 
kutan geimpft worden. Das Blut war stets 
vorher auf das Vorhandensein von Tsetse-- 
Parasiten untersucht; es wurde direkt von der 
Jugularis aufgefangen. Als Kontrollthiere 
dienten Rinder und Hunde. Letztere starben 
nach 28 bis 32 Tagen und hatten in den 
letaten 11 bis 18 Tagen die Parasiten im 
Blute. Die lmpfungen reichen vom Mai 1899 
bis Mai 1900. Von da ab hat das Rind unter 
meiner Obhut noch bis Januar 1901 gestanden. 
Bei einer der Impfungen entwickelte sich ein 
Abscess, der geoffnet wurde und keine weitere 
Bedeutung erlangte. Im Uebrigen traten nie- 
mals Störungen im Allgemeinbelinden auf. 
Gleichzeirig mit jeder lmplung wurden dem 
szere grössere Mengen von Blut aus der 
  
l 
Jugularis entnommen, um daraus Serum zu 
gewinnen, welches zur Behandlung von tsetse- 
kranken Rindern, aber ohne jeden Erfolg, 
verwendet wurde.“ 
Die Frage, ob die beiden von mir zu 
diesen Versuchen verwendeten Rinder durch 
die vorhergehende Impfung von abgeschwächten 
Trypanosomen immun gemacht waren, muss 
nach den sceben berichteten Thatsachen be- 
jaht werden. Das eine Rind ist zwar nur 
ahnähernd ein Jahr beobachtet worden und 
in dieser Zeit trotz einer zweiten Impfung 
gesund geblieben. Aber auch dies würde schon 
genügen, um das Vorhandensein von Immunitat 
zu beweisen, da innerhalb einer derartigen 
Frist die geimpften Thiere immer der Krank- 
heit erliegen oder doch wenigstens hochgradig 
krank erscheinen. Das zweite Rind ist aber 
nicht allein 3¼ Jahre beobachtet, sondern 
noch wiederholt mit grossen Mengen von 
wirksamem Tsetseblut nachgeimpft worden. 
ohne dass es von der Tsetsekrankheit ergriffen 
wurde. An der vollständigen Immunität dieses 
Rindes kann deswegen nicht gezweifelt werden. 
Der Versuch, eine Schutzimpfung gegen 
die Tsetsekrankheit zu finden, ist, wenigstens 
s0 weit die von mir verwendeten Thiere in 
Frage kommen, somit vollkommen gelungen- 
Trotzdem möchte ich demselben keinen höheren 
Werth beimessen, als einem derartigen Ver- 
suche an wenigen Thieren überhaupt zukommt. 
Derselbe müsste an einer grösseren Zahl von 
Thieren und unter geeigneten Modifikationen 
wiederholt werden. Vor Allem müsste fest- 
gestellt werden, ob die Rasse der benutzten 
Rinder — es waren Exemplare der in Ostafriku 
gezüchteten Zeburasse — eine Kolle dabei 
spielt. Ferner wäre zu ermitteln, ob die Tbier- 
passagen genau in der Reihenfolge, wie in 
meinem Versuche, durchgeführt werden müssen, 
oder ob nicht die Passage zweckmässig durch 
Hunde allein oder durch Ratten allein zu 
gehen hat, wie gross die Zahl der Passagen 
sein muss, welche Mengen Blut und in welcher- 
Weise zu verimpfen sind u. s. wW. 
Mein Versuch wird daher zunächst vur 
die Anregung zu weiteren derartigen Unter- 
suchungen geben und den Wetg andeauten, 
welcher mit Aussicht auf Erlolg zu be- 
scbreiten ist. 
  
  
  
edruckt in der Kimiglichen Hofbuchdruckerei von E. S. Alittler & Sohn, Berlin SWa, Kochstrasse 68—y r#
	        
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