Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

nachdem sie sich ein wenig (zwei bis drei Fuß hoch) 
entwickelt hat. Auf diesen nassen Flächen, wo keine 
lebende Kolapflanze mehr zu finden ist, ist jetzt 
indischer Bambus (Bambusa arundinacea) an- 
gepflanzt worden. Der zweite Hauptgrund allge- 
meiner Natur für das Eingehen der Pflanzen ist 
der Mangel an Schattenbäumen. Es ist ganz in 
die Augen springend, daß sich die Pflanzen da, woa 
sie zufällig einen großen Theil des Tages Baum- 
schatten gehabt haben, kräftig entwickelt haben, wäh- 
rend sie da, wo sie auf freier Fläche den ganzen 
Tag über der prallen Sonne ausgesetzt waren, ver- 
kümmert oder eingegangen sind. Eine weitere Ur- 
sache des Eingehens, die jedoch nur für Steinböden, 
wie der hiesige stellenweis ist, Bedeutung hat, ist 
die ungenügende Tiefe der 30 cm tiefen Pflanzlöcher. 
Hier und da liegen unter der 20 bis 30 cm mäch- 
tigen Erddecke reine Steinschichten. Traf die Pfahl- 
wurzel diese, so konnte sie so gut wie gar nicht mehr 
sich entwickeln, die Pflanze begann zu kränkeln und 
starb ab. Daher hatten manche abgestorbene Pflanzen- 
strünke eine 20 bis 30 cm lange, kräftig entwickelte 
Pfahlwurzel, die aber am unteren Ende plätzlich 
unter Verkrümmung in ein dünnes Wurzelende über- 
ging, das sich in die Fugen der Steinschicht hinein- 
gezwängt hatte. In solchen Lagen muß der Unter- 
grund, wenn man überhaupt da pflanzen will, auf 
mindestens 1 m Tiefe völlig steinfrei gemacht werden. 
Ferner hat sich auch das Rajolen von 30 cm im 
Quadrat als nicht hinreichend zur Beförderung des 
Wachsthums gezeigt. Der Boden muß in einem 
Kreise von 1 m Radius um die Pflanze rajolt und 
beständig rein und gelockert gehalten werden. Selbst 
vorher kümmerlich aussehende Pflanzen zeigten sich, 
sofern sie nicht auf ungeeigneten Plätzen standen, 
sehr dankbar für diese Behandlung. 
Der derzeitige Bestand an gedeihenden Kola- 
bäumen erscheint ausreichend, um die Kolakultur in 
  
dem engeren Stationsumkreis später auszubreiten. 
Um sie auf den ganzen Bezirk ausdehnen zu können, 
find auf den Nebenstationen kleine Versuchspflanzungen 
angelegt worden. So sind in Kpandu 300 Nisse, 
in Kwamikrum 300, in Woadze 350, in Botoku 328 
in Saatbeete gelegt. Für die Stationen in Likpe, 
Dayi, Gbele, Ho sind 1000 ausgesuchte Nüsse in 
Misahöhe in Saatbeete gelegt. Sie liegen in Ab- 
ständen von 30 cm nach allen Seiten voneinander, 
8 bis 5 cm tief gesteckt in 45 cm tief rajolten 
Beeten. Der durch den Asanteaufstand erzeugte 
Mangel an Kolanüssen erschwert leider die Be- 
schaffung von Saatgut ganz ungemein. Einen in- 
teressanten Versuch hat der Stationsassistent Rosen- 
hagen eingeleitet, indem er dem von ihm entdeckten 
Kolabestande in Owusuta (außer 15 Pflänzchen) 
neun Absenker entnahm und in Botoku pflanzte. 
Die Owusutaleute behaupteten, der Kolabaum ließe 
sich auch durch Abschnitte fortpflanzen. Um die 
Ausdehnung der Kolakultur im Bezirk Misahöhe 
vollständig anzugeben, sei erwähnt, daß die Plantage 
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Douglas am Agu sowie die Baseler Mission in 
Worawora eine größere Anzahl Kolanüsse in Saat- 
beete gelegt haben. 
Deutsch-Südwelkafrika. 
Eisenbahn Lwakopmund—Windhöoek. 
Die Stärke des Kommandos betrug Ende No- 
vember v. Is. vier Offiziere, sechs Beamte, zehn 
Unteroffiziere, 327 Angestellte und Arbeiter, 977 Ein- 
geborene, und weist gegen früher einen erheblichen 
Zuwachs an Eingeborenen auf, während die Zahl der 
Angestellten und Arbeiter sich etwas vermindert hat. 
Der Betrieb zwischen Swakopmund und 
Karibib (194 km) vollzieht sich seit dem 1. Juli 
1900 nach den im vorigen Jahre im D. Kol. Bl. Nr. 18 
veröffentlichten Fahrplänen, Tarifen, Vorschriften 2c. 
anstandslos; zeitweise war er nur beeinträchtigt durch 
die bei der anhaltenden Trockenheit wenig günstigen 
Wasserverhältnisse. Einige Betriebsstörungen, die 
seit dem 1. Juli vorkamen, waren jedoch im Wesent- 
lichen zurückzuführen auf Kohlenmangel, da die zum 
1. Juli und 1. Oktober v. Is. vertragsmäßig anzu- 
liefernden Kohlen infolge von Havarien nicht recht- 
zeitig eintrafen, und es deshalb nöthig wurde, die 
Güterzüge zeitweise ausfallen zu lassen. Sofern die 
fernerhin veranlaßten und bereits im Gange befind- 
lichen Lieferungen eintreffen, wird nicht nur der 
laufende Bedarf an Kohlen gedeckt, sondern auch bald 
ein eiserner Bestand gebildet sein, so daß Betriebs- 
störungen durch Kohlenmangel in Zukunft nicht mehr 
vorkommen können und die Eisenbahn in den Stand 
gesetzt wird, ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten. 
Die hierfür gleichfalls nothwendige Vermehrung und 
Vervollkommnung der Betriebsmittel ist im Gange; 
die ersten bequemen und luftigen Personenwagen 
sowie bedeckte Güterwagen sind nunmehr eingestellt. 
Die vorerwähnte große Trockenheit mit Wasser= und 
Futtermangel, die es den Frachtfahrern fast unmöglich 
machte, während der Betriebspausen der Eisenbahn 
zur Abholung von Frachten mit ihrem Fuhrwerk 
durch die zwischenliegende Namib von Karibib nach 
Swakopmund zu gelangen, haben die unumgängliche 
Nothwendigkeit der Eisenbahn wieder einmal zweifel- 
los bewiesen. 
Der Bau von Karibib (Kilometer 194) 
nach Windhoek hat durch nothwendige Arbeiten 
für die Einrichtung des Bahnhofes in Karibib sowie 
für die Verbesserung einiger den Betrieb erschweren- 
den Stellen rückwärts Karibib seit Eröffnung des 
Betriebes bis Karibib, sich um einige Wochen ver- 
zögert. Die Spitze des Gleis= und Telegraphenbaues 
hat am 1. Dezember v. Is. Kilometer 226,6 erreicht. 
Ein noch besserer Baufortschritt würde zu verzeichnen 
sein, wenn die Materialzufuhr infolge des Kohlen-= 
mangels nicht zeitweise gestockt hätte. Der Unterbau, 
welcher zwischen Karibib und Okahandja erhebliche 
Geländeschwierigkeiten überwunden hat und aus-
	        
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