nachdem sie sich ein wenig (zwei bis drei Fuß hoch)
entwickelt hat. Auf diesen nassen Flächen, wo keine
lebende Kolapflanze mehr zu finden ist, ist jetzt
indischer Bambus (Bambusa arundinacea) an-
gepflanzt worden. Der zweite Hauptgrund allge-
meiner Natur für das Eingehen der Pflanzen ist
der Mangel an Schattenbäumen. Es ist ganz in
die Augen springend, daß sich die Pflanzen da, woa
sie zufällig einen großen Theil des Tages Baum-
schatten gehabt haben, kräftig entwickelt haben, wäh-
rend sie da, wo sie auf freier Fläche den ganzen
Tag über der prallen Sonne ausgesetzt waren, ver-
kümmert oder eingegangen sind. Eine weitere Ur-
sache des Eingehens, die jedoch nur für Steinböden,
wie der hiesige stellenweis ist, Bedeutung hat, ist
die ungenügende Tiefe der 30 cm tiefen Pflanzlöcher.
Hier und da liegen unter der 20 bis 30 cm mäch-
tigen Erddecke reine Steinschichten. Traf die Pfahl-
wurzel diese, so konnte sie so gut wie gar nicht mehr
sich entwickeln, die Pflanze begann zu kränkeln und
starb ab. Daher hatten manche abgestorbene Pflanzen-
strünke eine 20 bis 30 cm lange, kräftig entwickelte
Pfahlwurzel, die aber am unteren Ende plätzlich
unter Verkrümmung in ein dünnes Wurzelende über-
ging, das sich in die Fugen der Steinschicht hinein-
gezwängt hatte. In solchen Lagen muß der Unter-
grund, wenn man überhaupt da pflanzen will, auf
mindestens 1 m Tiefe völlig steinfrei gemacht werden.
Ferner hat sich auch das Rajolen von 30 cm im
Quadrat als nicht hinreichend zur Beförderung des
Wachsthums gezeigt. Der Boden muß in einem
Kreise von 1 m Radius um die Pflanze rajolt und
beständig rein und gelockert gehalten werden. Selbst
vorher kümmerlich aussehende Pflanzen zeigten sich,
sofern sie nicht auf ungeeigneten Plätzen standen,
sehr dankbar für diese Behandlung.
Der derzeitige Bestand an gedeihenden Kola-
bäumen erscheint ausreichend, um die Kolakultur in
dem engeren Stationsumkreis später auszubreiten.
Um sie auf den ganzen Bezirk ausdehnen zu können,
find auf den Nebenstationen kleine Versuchspflanzungen
angelegt worden. So sind in Kpandu 300 Nisse,
in Kwamikrum 300, in Woadze 350, in Botoku 328
in Saatbeete gelegt. Für die Stationen in Likpe,
Dayi, Gbele, Ho sind 1000 ausgesuchte Nüsse in
Misahöhe in Saatbeete gelegt. Sie liegen in Ab-
ständen von 30 cm nach allen Seiten voneinander,
8 bis 5 cm tief gesteckt in 45 cm tief rajolten
Beeten. Der durch den Asanteaufstand erzeugte
Mangel an Kolanüssen erschwert leider die Be-
schaffung von Saatgut ganz ungemein. Einen in-
teressanten Versuch hat der Stationsassistent Rosen-
hagen eingeleitet, indem er dem von ihm entdeckten
Kolabestande in Owusuta (außer 15 Pflänzchen)
neun Absenker entnahm und in Botoku pflanzte.
Die Owusutaleute behaupteten, der Kolabaum ließe
sich auch durch Abschnitte fortpflanzen. Um die
Ausdehnung der Kolakultur im Bezirk Misahöhe
vollständig anzugeben, sei erwähnt, daß die Plantage
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Douglas am Agu sowie die Baseler Mission in
Worawora eine größere Anzahl Kolanüsse in Saat-
beete gelegt haben.
Deutsch-Südwelkafrika.
Eisenbahn Lwakopmund—Windhöoek.
Die Stärke des Kommandos betrug Ende No-
vember v. Is. vier Offiziere, sechs Beamte, zehn
Unteroffiziere, 327 Angestellte und Arbeiter, 977 Ein-
geborene, und weist gegen früher einen erheblichen
Zuwachs an Eingeborenen auf, während die Zahl der
Angestellten und Arbeiter sich etwas vermindert hat.
Der Betrieb zwischen Swakopmund und
Karibib (194 km) vollzieht sich seit dem 1. Juli
1900 nach den im vorigen Jahre im D. Kol. Bl. Nr. 18
veröffentlichten Fahrplänen, Tarifen, Vorschriften 2c.
anstandslos; zeitweise war er nur beeinträchtigt durch
die bei der anhaltenden Trockenheit wenig günstigen
Wasserverhältnisse. Einige Betriebsstörungen, die
seit dem 1. Juli vorkamen, waren jedoch im Wesent-
lichen zurückzuführen auf Kohlenmangel, da die zum
1. Juli und 1. Oktober v. Is. vertragsmäßig anzu-
liefernden Kohlen infolge von Havarien nicht recht-
zeitig eintrafen, und es deshalb nöthig wurde, die
Güterzüge zeitweise ausfallen zu lassen. Sofern die
fernerhin veranlaßten und bereits im Gange befind-
lichen Lieferungen eintreffen, wird nicht nur der
laufende Bedarf an Kohlen gedeckt, sondern auch bald
ein eiserner Bestand gebildet sein, so daß Betriebs-
störungen durch Kohlenmangel in Zukunft nicht mehr
vorkommen können und die Eisenbahn in den Stand
gesetzt wird, ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfalten.
Die hierfür gleichfalls nothwendige Vermehrung und
Vervollkommnung der Betriebsmittel ist im Gange;
die ersten bequemen und luftigen Personenwagen
sowie bedeckte Güterwagen sind nunmehr eingestellt.
Die vorerwähnte große Trockenheit mit Wasser= und
Futtermangel, die es den Frachtfahrern fast unmöglich
machte, während der Betriebspausen der Eisenbahn
zur Abholung von Frachten mit ihrem Fuhrwerk
durch die zwischenliegende Namib von Karibib nach
Swakopmund zu gelangen, haben die unumgängliche
Nothwendigkeit der Eisenbahn wieder einmal zweifel-
los bewiesen.
Der Bau von Karibib (Kilometer 194)
nach Windhoek hat durch nothwendige Arbeiten
für die Einrichtung des Bahnhofes in Karibib sowie
für die Verbesserung einiger den Betrieb erschweren-
den Stellen rückwärts Karibib seit Eröffnung des
Betriebes bis Karibib, sich um einige Wochen ver-
zögert. Die Spitze des Gleis= und Telegraphenbaues
hat am 1. Dezember v. Is. Kilometer 226,6 erreicht.
Ein noch besserer Baufortschritt würde zu verzeichnen
sein, wenn die Materialzufuhr infolge des Kohlen-=
mangels nicht zeitweise gestockt hätte. Der Unterbau,
welcher zwischen Karibib und Okahandja erhebliche
Geländeschwierigkeiten überwunden hat und aus-