108
Unter den Säugethieren befindet sich eine ganze
Reihe für die Sammlung des Museums neuer
Formen, durch welche die Fauna des Kondelandes
und Rickwagebietes zum ersten Male bekannt wird
und wodurch nachgewiesen ist, daß dort sehr eigen-
thümliche zoogeographische Verhältnisse herrschen.
Einige wenige der dort vorkommenden Säugethier-
formen gehören zu den für das abflußlose Gebiet
von Deutsch-Ostafrika nachgewiesenen, wie Damaliscus
jimela, Bubalus aequinoctialis; viele andere
stimmen mit den an der deutsch -ostafrikanischen
Küste lebenden überein, ein anderer Theil gehört zu
den vom Schire und Nyassaland bekannten Formen,
und der Rest besteht aus solchen, die auch auf dem
Nycka-Plateau und den Gebieten zwischen Tanganyila
und Lualaba vorkommen.
Die Vögel stammen zum größten Theile aus
einem zoologisch noch unerforschten Gebiete. Es
haben sich 14 Arten als neu herausgestellt, darunter
eine neue Gattung der Fliegenfänger. Diese eigen-
thümliche Vogelart lebt nach der Weise der Erd-
schwalben an schroff abfallenden Fels= oder Erd-
wänden und nistet in Löchern, die sie vermuthlich
wie die Erdschwalben selbst in den Boden gräbt.
Von den neuen Vogelarten sind ferner hervorzuheben
ein Ziegenmelker, Caprimulgus Fülleborni, ein
eigenartiger Weber, Ploceus Fülleborni, ein Ter-
mitenvogel, Alethe Fülleborni.
Die Reptilien und Amphibien enthalten außer-
ordentlich werthvolle Stücke. Die Fische gehören
62 Arten an, von denen 50 Arten auf die Familie
der Chromiden entfallen. Unter den Insekten be-
finden sich zahlreiche noch unbekannte Arten, deren
Beschreibung erst später erfolgen kann. Die Land-
schnecken gehören zu 15 verschiedenen Arten, darunter
sind einige für die Wissenschaft wahrscheinlich neu,
was durch weitere Untersuchung noch festgestellt
werden muß.
Durch den der Expedition beigegebenen Botaniker
Götze sind 20 Säuger, 1 Vogel, 78 Reptilien und
Amphibien, 1991 Schmetterlinge, 3200 Keffer,
5 Hymenopteren, 8 Fliegen, 29 Spinnenthiere und
9 Mollusken gesammelt und eingesandt worden.
Die Konservirung dieser Thiere war gut. Unter
den Säugethieren befanden sich mehrere seltene
Arten.
schweines für das Ruahagebiet; sehr willkommen ist
auch eine bisher nur in einem einzigen Exemplar aus
Deutsch-Ostafrika bekannte Spitzmaus, Crocidura
hirta Ptrs. Die Schmetterlinge enthalten zahlreiche
dem Museum noch fehlende Arten, von denen einige
Wichtig ist der Nachweis des Stachel-
sich als noch unbeschrieben herausstellen dürften.
Auch die Käfer und die übrigen Insekten enthalten
viele neue Arten und sind namentlich in zoogeo-
graphischer Beziehung höchst werthvoll.
Unter den Mollusken ist eine Achatina für die
Feststellung des geographischen Vorkommens dieser
Art wichtig. Eine Trochonanina Nyanssana E. Sm.
fehlte dem Museum bis dahin.
Togv.
Ueber die Verhältnisse im nördlichsten Bezirk des Schus-
gebietes Togo
entnehmen wir einem Berichte des Stationsleiters
in Sansanne Mangu folgende Angaben:
Für eine annähernd genaue Schätzung der Be-
völkerungsdichtigkeit sehlt es zur Zeit noch an hin-
reichenden statistischen Unterlagen.
Immerhin dürfte es der Wahrheit nahekommen.
wenn die Bevölkerungsdichtigkeit mit zehn Seelen
auf das Quadratkilometer angenommen wird. Für die
Wohnhütten sind wohl zwei Seelen der Durchschnitt.
In der Bevölkerung ist viel hamitisches Blut,
so daß in diesem Bezirk von eigentlichen „Negern“
nur in sehr beschränktem Umfange die Rede sein kann.
Neben den anthropologischen und ethnographischen
kennzeichnen auch gewisse Verhältnisse der Bodenbe-
schaffenheit, der Vegetation, des Klimas und solche
politischer Art den Bezirk als einen Theil des
Sudan. Gurma, Moshi, Barba, Moba, Mamprushi,
Konkomba, Dagomba, Nanumba gehören einer alten
Volkseinheit an, welcher weder die in den Handels-
centren lebenden Haussaleute noch die wenigen im
Osten des Bezirks lebenden Tim-Stämme noch die
in der Stadt Sansanne Mangu und deren zahl-
reichen Nebenorten angesiedelten Chatossi zuzu-
rechnen sind.
Diese Letztteren sind den Asante eng verwandte
Eindringlinge; sie sind das alte Herrenvolk der
nördlichen Theile des Bezirks und kennzeichnen sich
in der Bevölkerungsmasse desselben als ein ganz
fremdartiges Element.
Der bisherige Sultan der Chakossi, Atyanta, ist
im Berichtsjahre gestorben. Zu seinem Nachfolger
wurde mit Umgehung einiger älterer Mitglieder der
Dynastie, welche nicht geeignet erschienen, aber unter
Zustimmung der Großen des Landes, der loyal und
treu gesinnte, rüstige und energische Tschaba ernannt.
Er wurde nach alter Sitte unter einem großen
Schattenbaum nach hergebrachtem Ceremoniell in
seine Würde eingeführt, wobei die Häupter der
großen Familien in feierlicher Weise huldigten.
Als Fremdlinge sind auch die im Bezirk ver-
streut lebenden Fullani anzusehen, welche in der von
ihnen vorzugsweise betriebenen Viehzucht den anderen
Bewohnern des Landes erheblich überlegen sind. —
Von Ansiedelungsformen im Bezirk sind zu
nennen:
1. Größere Städte,
Tshobéwa.
2. Dörfer.
3. Dorflandschaften.
4. Ansiedelung in Einzelgehöften von 5 bis 50
Hütten.
Ansässige Europäer waren nur durch den Be-
zirksleiter und die Assistenten vertreten. Außerdem
hat die deutsch-französische Kommission zur Regu-
wie Sansanne Mangu und