Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Unter den Säugethieren befindet sich eine ganze 
Reihe für die Sammlung des Museums neuer 
Formen, durch welche die Fauna des Kondelandes 
und Rickwagebietes zum ersten Male bekannt wird 
und wodurch nachgewiesen ist, daß dort sehr eigen- 
thümliche zoogeographische Verhältnisse herrschen. 
Einige wenige der dort vorkommenden Säugethier- 
formen gehören zu den für das abflußlose Gebiet 
von Deutsch-Ostafrika nachgewiesenen, wie Damaliscus 
jimela, Bubalus aequinoctialis; viele andere 
stimmen mit den an der deutsch -ostafrikanischen 
Küste lebenden überein, ein anderer Theil gehört zu 
den vom Schire und Nyassaland bekannten Formen, 
und der Rest besteht aus solchen, die auch auf dem 
Nycka-Plateau und den Gebieten zwischen Tanganyila 
und Lualaba vorkommen. 
Die Vögel stammen zum größten Theile aus 
einem zoologisch noch unerforschten Gebiete. Es 
haben sich 14 Arten als neu herausgestellt, darunter 
eine neue Gattung der Fliegenfänger. Diese eigen- 
thümliche Vogelart lebt nach der Weise der Erd- 
schwalben an schroff abfallenden Fels= oder Erd- 
wänden und nistet in Löchern, die sie vermuthlich 
wie die Erdschwalben selbst in den Boden gräbt. 
Von den neuen Vogelarten sind ferner hervorzuheben 
ein Ziegenmelker, Caprimulgus Fülleborni, ein 
eigenartiger Weber, Ploceus Fülleborni, ein Ter- 
mitenvogel, Alethe Fülleborni. 
Die Reptilien und Amphibien enthalten außer- 
ordentlich werthvolle Stücke. Die Fische gehören 
62 Arten an, von denen 50 Arten auf die Familie 
der Chromiden entfallen. Unter den Insekten be- 
finden sich zahlreiche noch unbekannte Arten, deren 
Beschreibung erst später erfolgen kann. Die Land- 
schnecken gehören zu 15 verschiedenen Arten, darunter 
sind einige für die Wissenschaft wahrscheinlich neu, 
was durch weitere Untersuchung noch festgestellt 
werden muß. 
Durch den der Expedition beigegebenen Botaniker 
Götze sind 20 Säuger, 1 Vogel, 78 Reptilien und 
Amphibien, 1991 Schmetterlinge, 3200 Keffer, 
5 Hymenopteren, 8 Fliegen, 29 Spinnenthiere und 
9 Mollusken gesammelt und eingesandt worden. 
Die Konservirung dieser Thiere war gut. Unter 
den Säugethieren befanden sich mehrere seltene 
Arten. 
schweines für das Ruahagebiet; sehr willkommen ist 
auch eine bisher nur in einem einzigen Exemplar aus 
Deutsch-Ostafrika bekannte Spitzmaus, Crocidura 
hirta Ptrs. Die Schmetterlinge enthalten zahlreiche 
dem Museum noch fehlende Arten, von denen einige 
  
  
  
Wichtig ist der Nachweis des Stachel- 
sich als noch unbeschrieben herausstellen dürften. 
Auch die Käfer und die übrigen Insekten enthalten 
viele neue Arten und sind namentlich in zoogeo- 
graphischer Beziehung höchst werthvoll. 
Unter den Mollusken ist eine Achatina für die 
Feststellung des geographischen Vorkommens dieser 
Art wichtig. Eine Trochonanina Nyanssana E. Sm. 
fehlte dem Museum bis dahin. 
  
Togv. 
Ueber die Verhältnisse im nördlichsten Bezirk des Schus- 
gebietes Togo 
entnehmen wir einem Berichte des Stationsleiters 
in Sansanne Mangu folgende Angaben: 
Für eine annähernd genaue Schätzung der Be- 
völkerungsdichtigkeit sehlt es zur Zeit noch an hin- 
reichenden statistischen Unterlagen. 
Immerhin dürfte es der Wahrheit nahekommen. 
wenn die Bevölkerungsdichtigkeit mit zehn Seelen 
auf das Quadratkilometer angenommen wird. Für die 
Wohnhütten sind wohl zwei Seelen der Durchschnitt. 
In der Bevölkerung ist viel hamitisches Blut, 
so daß in diesem Bezirk von eigentlichen „Negern“ 
nur in sehr beschränktem Umfange die Rede sein kann. 
Neben den anthropologischen und ethnographischen 
kennzeichnen auch gewisse Verhältnisse der Bodenbe- 
schaffenheit, der Vegetation, des Klimas und solche 
politischer Art den Bezirk als einen Theil des 
Sudan. Gurma, Moshi, Barba, Moba, Mamprushi, 
Konkomba, Dagomba, Nanumba gehören einer alten 
Volkseinheit an, welcher weder die in den Handels- 
centren lebenden Haussaleute noch die wenigen im 
Osten des Bezirks lebenden Tim-Stämme noch die 
in der Stadt Sansanne Mangu und deren zahl- 
reichen Nebenorten angesiedelten Chatossi zuzu- 
rechnen sind. 
Diese Letztteren sind den Asante eng verwandte 
Eindringlinge; sie sind das alte Herrenvolk der 
nördlichen Theile des Bezirks und kennzeichnen sich 
in der Bevölkerungsmasse desselben als ein ganz 
fremdartiges Element. 
Der bisherige Sultan der Chakossi, Atyanta, ist 
im Berichtsjahre gestorben. Zu seinem Nachfolger 
wurde mit Umgehung einiger älterer Mitglieder der 
Dynastie, welche nicht geeignet erschienen, aber unter 
Zustimmung der Großen des Landes, der loyal und 
treu gesinnte, rüstige und energische Tschaba ernannt. 
Er wurde nach alter Sitte unter einem großen 
Schattenbaum nach hergebrachtem Ceremoniell in 
seine Würde eingeführt, wobei die Häupter der 
großen Familien in feierlicher Weise huldigten. 
Als Fremdlinge sind auch die im Bezirk ver- 
streut lebenden Fullani anzusehen, welche in der von 
ihnen vorzugsweise betriebenen Viehzucht den anderen 
Bewohnern des Landes erheblich überlegen sind. — 
Von Ansiedelungsformen im Bezirk sind zu 
nennen: 
1. Größere Städte, 
Tshobéwa. 
2. Dörfer. 
3. Dorflandschaften. 
4. Ansiedelung in Einzelgehöften von 5 bis 50 
Hütten. 
Ansässige Europäer waren nur durch den Be- 
zirksleiter und die Assistenten vertreten. Außerdem 
hat die deutsch-französische Kommission zur Regu- 
wie Sansanne Mangu und
	        
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