lirung der Grenze Togo— Sudan— Dahomey längere
Zeit im Bezirk verweilt, da sie in den östlichen
Gebieten desselben: in Natyaba und Barba, topo-
graphische Arbeiten vorzunehmen hatte.
Vom ganzen Gebiet ist wohl nicht mehr als
½/10 bis ½8 des Gesammtareals unter Kultur, nur
die im Norden gelegene Landschaft Moba, welche sich
als eine Kornkammer für die umliegenden Gebiete,
namentlich aber für die Chakossileute, darstellt, ist
ausgiebiger angebaut.
Auf zusammenhängende meteorologische Beob-
achtungen hat verzichtet werden müssen, weil die
Verwaltung des Bezirkes nur in der Form einer
Wanderregierung ausgeübt werden konnte. Die
Regenzeit war im Jahre 1899 nicht so stark aus-
gesprochen wie in früheren Jahren, ohne daß dieser
Umstand einen günstigen Einfluß auf die gesund-
heitlichen Verhältnisse im Bezirk ausgeübt hätte.
Im Allgemeinen stellte sich auch im Berichtsjahre
die trockene Jahreszeit als diejenige dar, welche für
die Gesundheit von Europäern und Eingeborenen
die besseren Bedingungen bietet, trotz der außer-
ordentlich hohen Temperatur, welche alsdann in der
meist schattenlosen Savanne eintritt.
Die Grundlage der Volksernährung im Bezirk
sind Guinea-Korn (daua), das namentlich in der
Landschaft Noba massenweis produzirt wird, das
sogenannte Li (ebenfalls eine Hirseart), Yams, der
in etwa 10 Varietäten vorkommt, Mais, welcher
vor Allem auf den das Otithal begrenzenden Höhen,
außerdem aber in der nächsten Umgebung der Ort-
schaften in großer Menge angebaut wird, Reis,
mehrere Arten Bohnen und Erdnüsse. Außerdem
werden Okro, Lauch, Pfeffer, Suppenkräuter und
Kürbisse angebaut, letztere auch für die Kalabassen-
Industrie. Hirsebier wird an allen Orten, an
manchen auch Palmwein hergestellt. Schibutter
wird allerorts, Palmöl dagegen seltener gewonnen.
In einigen Theilen des Bezirks, so in Komongu
und seinen Nachbarstädten und in der Landschaft
Noba, steht der Tabakbau in erfreulicher Blüthe.
Sehr zu bedauern ist, daß die Grasbrände, wie
sie zum Zweck von Farmanlagen, aber auch zu
Jagdzwecken alljährlich in der trockenen Jahreszeit
veranstaltet werden, in ganz übertriebener Weise
angelegt werden und dadurch die Vegetation un-
nöthigerweise beeinträchtigen und vernichten. Die
Einschränkung dieses Uebels, wie sie von der Be-
zirksleitung im vergangenen Jahre bereits angestrebt
worden ist, begegnet großen Schwierigkeiten.
An Vieh produzirt das Gebiet der Station
Sansanne Mangu wohl mehr als
sämmtliche
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von Milch, Butter und Eiern.
werden vielfach im Gebiet gehalten, so daß wohl
übrigen Gebietstheile des Schutzgebietes zusammen-
genommen. Es findet daher ein bedeutender Export
an Vieh statt, der vor Allem nach der Gold-
küsten-Kolonie seinen Weg nimmt; auch genießen die
Eingeborenen neben der vegetabilischen Nahrung
nicht geringe Mengen an Fleisch.
Immerhin erscheint die Viehzucht, soweit sie
nicht von den obenerwähnten Fulani ausgeübt wird,
noch nicht als eine rationelle. Eine Hebung derselben
mit Hülfe europäischer Sachkenntniß wäre wünschens-
werth.
Außer dem Rindvieh werden Schafe, Ziegen, in
nicht mohamedanischen Plätzen Schweine, Hühner,
Enten, Perlhühner und Tauben gezüchtet. Auch Hunde
und Katzen sind weit verbreitete Hausthiere. — Aus der
Vieh= und Geflügelzucht ergiebt sich die Produktion
Pferde und Esel
jeder einigermaßen bedeutende Händler und Farmer
beritten ist. Die Vornehmen sind zumeist im Besitz
von mehreren Pferden.
Die Pferde, welche sich im Bezirk immerhin
besser halten als in den übrigen Theilen des
Schutzgebietes, werden theils importirt, theils innerhalb
des Stationsbezirks gezüchtet. Es bedarf auf diesem
Gebiet durchaus der Anleitung und Nachhülfe durch
die europäische Verwaltung, vor Allem dürfte es an
der Zeit sein, daß die im Gebiet grassirenden Pferde-
krankheiten — und ebenso die in demselben auf-
tretenden Viehkrankheiten — einmal durch einen
wissenschaftlich gebildeten Fachmann gründlich unter-
sucht werden. (Diesem Wunsche wird demnächst durch
Entsendung eines im Reichsgesundheitsamte ausge-
bildeten Fachmannes entsprochen werden.)
An wilden Thieren, welche im Stationsbezirk
vorkommen, sind vor Allem verschiedene Antilopen-
arten, welche sehr zahlreich die Savanne bevölkern,
der Elefant, der im Osten des Bezirks heimisch ist,
Flußpferde und Alligatoren (beide sind in großer
Menge vorhanden), Hyänen (in 2 Arten), Leoparden,
Hasen, verschiedene Eidechsenarten zu nennen. In
Moba kommt trotz der dichten Bevölkerung auch
der Löwe vor. Industrie und Handwerk erstrecken
sich zur Zeit auf die Herstellung von häufig recht
kunstfertig geschnitzten und gefärbten Kalabassen, von
Seilen und Schnitzarbeiten, von Schmuckstücken aus
Gold, Silber, Eisen, Messing, Kupfer und Leder
das Leder wird zumeist in den Haussaländern zu-
bereitet und von dorther eingeführt. Auch eine be-
deutende Topfindustrie ist vorhanden, vor Allem im
Mobalande. Geschickte Schwarzschmiede sind aller-
orts vorhanden. Sie verfertigen außer Schaufeln,
Messern, Aexten, Hacken und Glocken auch allerhand
Waffen: Schwerter, Lanzen und Pfeilspitzen. Die
Anfertigung von Bogen und Pfeilen für den Kriegs-
bedarf steht auf einer gewsssen Höhe. Die Pfeilspitzen
sind durchweg vergistet. Als Pfeilgift wird Leichen-
und Schlangengift verwendet, vorzüglich aber das
Gift der Strophantuspflanze.
Auch Matten werden vielfach aus Palmblättern,
verschiedenen Faserpflanzen und Gräsern hergestellt,
doch steht diese Industrie bei Weitem nicht auf der
Höhe derjenigen des Nachbarbezirkes Basari-Sokodé.
Fleischer von Beruf existiren an allen größeren
Orten. Die Ausübung dieses Handwerks ist mono-
polisirt, ein Umstand, welcher auf die sanitären Ver-
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