Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

hältnisse günstig einwirkt. Besonderes Ansehen ge- 
nießt der Serki Pana (Fleischer des regierenden 
Herrn) zu Sansanne Mangu. Ihm wurde seitens 
der Bezirksleitung, um dem starken Konsum gerecht 
zu werden, ein Galadimo Pana (Fleischer des 
Kanzlers) zur Seite gestellt. Dieser hat an den 
Erstgenannten die Felle sämmtlicher geschlachteten 
Thiere abzuführen, wofür der Serki Pana dafür 
verantwortlich ist, daß sämmtliches Fleisch, welches 
auf den Markt kommt, in gesundheitlicher Hinsicht 
einwandsfrei ist. 
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Als Maße dienen Kalabassen von verschiedener 
Größe. Gewichtsmaße sind noch nicht bekannt. 
Für europäische Stoffe ist der englische Yard das 
Maß; einheimische, soweit sie in der Form von 
breiten Bandrollen in den Handel kommen, werden 
am Unterarm und an der Hand abgemessen. Be- 
merkenswerth ist, daß die Maße in der Regenzeit 
gegenüber der Trockenzeit verringert werden. Fertige 
einheimische Tücher haben ebenfalls für Trocken- 
und Regenzeit verschiedene Preise, welche im Uebrigen 
naturgemäß auch durch den Wechsel in Angebot und 
Als Zahlungsmittel dienen Stoffe, Perlen und Nachfrage beeinflußt werden. 
die verschiedensten Produkte. Vor Allem das Vieh. 
Der Handel ist aber zur Zeit keineswegs mehr 
vorwiegend Tauschhandel, vielmehr ist deutsches 
und englisches Silbergeld stark im Umlauf. Nickel- 
geld ist hier wenig beliebt. Ein Theil des Silber- 
geldes wird im Lande zu Schmuck verarbeitet. 
Die niedrigen Münzsorten werden im Gebiet durch 
die Kaurimuschel ersetzt. Die Station hat den Kurs 
derselben neuerdings auf 1600 Muscheln = 1 Mark 
festgesetzt, da der bisherige Kurs: 1200 Murscheln 
— 1 Mark auf eine Entwerthung des Geldes, wie 
sie freilich der Mehrzahl der Händler außerordentlich 
zusagte, hinauskam. « 
Die Mehrzahl der Bevölkerung des Bezirks 
ernährt sich ausschließlich aus der Landwirthschaft 
und ihren Nebenzweigen, und so bevölkert derselbe 
auch ist, so würde doch auch eine noch weit größere 
Anzahl von Menschen im Lande ihren Unterhalt 
finden können. Die Verhältnisse sind allerorts 
durchaus patriarchalische. Die Mehrzahl der arbeits- 
fähigen Leute gehört als Söhne, Schwiegersöhne 
und Anverwandte oder als Hörige einer Familie 
an. Alleinstehende Leute schließen sich fast durchweg 
freiwillig einer solchen an und erhalten, indem sie 
mitarbeiten, vom Familienoberhaupt Kleidung und 
Nahrung. In manchen Theilen des Bezirks, so vor 
Allem im Herzen desselben, im Chakossi-Gebiet, findet 
ein stetiger Andrang von Leuten, welche sich bisher 
  
Die früher von größeren Häuptlingen an ver- 
schiedenen Orten meist ohne feste Regel und in 
Materialien erhobenen Marktsteuern sind durchweg 
abgeschafft worden. Der Handel war während des 
vergangenen Jahres ein uneingeschränkter, aber nach 
Möglichkeit kontrollirter Freihandel. 
Unter den Märkten des Gebiets ist derjenige der 
Stadt Sansanne Mangu der bei Weitem bedeutendste, 
und zwar handelt es sich da um eine Bedeutung, 
die erheblich über das lokale Interesse hinausreicht. 
Von den nach Kratshi und Salaga wandernden 
Haussas werden große Mengen von Goro auf den 
Mangumarkt gebracht. In noch größeren Mengen 
wird diese Nuß aber nach den Haussastaaten exportirt. 
An sonstigen Exportartikeln sind zu nennen: 
Salz, welches zumeist auf dem Mangumarkte, aber 
auch in Kratshi eingekauft wird, Eisen, Seife, Tabak 
und wiederum Vieh. 
Der Viehexport nach den Haussastaaten über- 
wiegt die Einfuhr an Vieh aus denselben ganz er- 
heblich. Haussahändler, welche in Lome und Kratshi 
ansässig sind, sind auch in erster Linie die Träger 
des Handels mit Erzeugnissen der südlicheren Be- 
zirke des Schutzgebiets, der Goldküstenkolonie und 
europäischer Produkte. Von ihnen werden von 
Lome und von Kete-Kratshi nach Sansanne Mangu 
gebracht: Lagunensalz, Akkasalz, Greybast, Schmuck- 
stücke, Streichhölzer, Perlen, Korallen, Eisen, Gewehre, 
ausschließlich mit dem Feldbau beschäftigten, zum I Pulver und viele Arten europäischer Stoffe und 
Handel statt, so daß der Landwirthschaft viele Kräfte! Tücher (Barbara). Aus dem Kotokoligebiet werden 
entzogen werden. 
An der Straße nach Basari sind mehrere 
Soldatenposten eingerichtet, welchen zugleich die Be- 
förderung der Post obliegt. 
Um die Entwicklung und Förderung des Handels 
hat sich die Bezirksleitung auch im vergangnen Jahr 
stetig mit regem Interesse bemüht. 
Fast in jeder Ortschaft bestehen Märkte, kleinere 
Dörfer haben häufig zusammen einen Markt, der 
sich an einem geeigneten — zumeist central gelegenen 
— Orte befindet. Markt wird gewöhnlich an zwei 
Wochentagen abgehalten, seltener an einem Tage der 
Woche. In großen Plätzen ist täglich Markt. Die 
Märkte befinden sich auf freien Plätzen unter 
Schatten spendenden Bäumen; sie sind durch diese 
und durch eine Menge von Steinplatten, welche zu 
Sitzen zusammengelegt werden, kenntlich. 
  
von Haussaleuten Matten, Tücher und Seife einge- 
führt. Die aus dem Hinterland und aus dem 
Vorderland uach Mangu wandernden Haussao treten 
dort sowohl in kleinen Abtheilungen von wenigen 
Leuten als auch in Karawanen bis zu 100 Köpfen auf, 
ungerechnet die oft zahlreichen Weiber. Auch die 
Anago (Yoruba-Leute) haben einen erheblichen Antheil 
an dem Handel von Sansanne Mangu. 
Es handelt sich da zumeist um Leute, welche in 
Lome, Kratshi oder in Sokode ansässig sind, die 
also ebensowohl auf der Mendi-, wie auf der 
Bafaristraße nach Sansanne Mangu gelangen. Eine 
Eigenthümlichkeit derselben ist, daß sie zumeist nur 
Importeure, selten Exporteure sind. Nur wenige 
bringen Kühe und Schafe vom Mangumarkt nach 
Kotokoli und Kratshi. Der Import der Anago er- 
streckt sich auf Salz, Goro, Korallen, Perlen,
	        
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