Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

und damit die uns zu Gebote stehenden Mittel 
reichlicher geworden sind, demnächst zur Ausführung 
bringen zu können. 
Schwere Verluste hat die Anstalt leider hin- 
sichtlich ihres Viehbestandes zu verzeichnen gehabt. 
Die Rinder hat die Pest dahingerafft, so daß zur 
Zeit nur noch eine Kuh und zwei Kälber vor- 
handen sind. Schweine gedeihen dort allerdings 
sehr gut, ihrer sind jetzt 32 vorhanden. An Schafen 
und Federvieh mangelt es gleichfalls nicht. 
Der Schulunterricht hat sich, wie früher, darauf 
beschränkt, den Kindern die nach ihren Verhältnissen 
nothwendigsten elementaren Kenntnisse beizubringen. 
Indessen übt die Schule und damtt die ganze An- 
stalt allmählich ihren Einfluß auch auf die Umgegend 
aus, denn mehr und mehr finden sich auch die 
Kinder der umwohnenden Waschambaa zum Schul- 
unterricht ein. So regelrecht und regelmäßig wie 
bei uns kann sich allerdings der Schulunterricht 
dort noch nicht gestalten. Störungen und Unter- 
brechungen sind noch unvermeidlich. Der Gesundheits- 
zustand war im Großen und Ganzen gut. 
Das Erholungshaus auf Lutindi hat auch im 
vergangenen Jahre nur wenige Gäste zu beher- 
bergen gehabt, doch wird dasselbe mit der Fertig- 
stellung der Bahnstrecke von Muhesa (und damit 
von Tanga) bis Korogwe, welche voraussichtlich bis 
zum Juli dieses Jahres erfolgen wird, sich einer 
häufigeren Inanspruchnahme zu erfreuen haben. 
Zeigt sich doch schon bei den wenigen Gästen, von 
wie großem Segen es für die Umgegend ist. Die 
große Schönheit und Fruchtbarkeit von Lutindi, so- 
wie das herrliche Wetter der letzten Monate heben 
die letzten Berichte besonders rühmend hervor.“ 
Fünf Missionare der Missionsgesellschaft Berlin 1 
haben auch eine Reise nach dem Buandjeland 
(ostnordöstlich von Muakaleli) zwecks Aufsuchung eines 
dortigen Missionsplatzes unternommen. 
In den „Berliner Missionsberichten“ schreibt 
Miss. Bunk in Mufindi (Deutsch-Ostafrika) über 
das Hehevolk: 
„Die Abneigung gegen den Lohndienst ist bei 
deu Leuten noch sehr stark. Mit Ausnahme von 
ganz wenigen Männern und Frauen, welche an be- 
liebigen Tagen je einige Stunden im Garten ar- 
beiteten, konnte ich Niemand zur Arbeit bekommen: Es 
fehlte den Leuten fast sämtlich an Saatkorn, und 
ich forderte sie auf, sich dasselbe auf der Station 
zu verdienen, da ich reichlich Vorrath hatte. Statt 
dessen zogen sie es aber vor, Tagereisen weit zu 
gehen und bei Bekannten 2c. es sich zu erbitten. So 
gerne die Leute Zeug tragen, so will es ihnen doch 
schwer eingehen, sich dasselbe durch geregelte Arbeit 
zu ver dienen. Ist das alte Zeug zerrissen, so lassen 
sie sich einmal herbei, eine Trägerlast von Kidugala 
zu holen oder auch eme nach Muhanga zu tragen. Viel 
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in größeren Gesellschaften hinter den Elefanten her, 
um, wenn es gelingt, einen oder mehrere zu erlegen. 
sich für Elfenbein Zeug zu erstehen. Wurden doch 
im November in einer Woche nicht weniger als 
neun Elefanten unweit Mufindi allein erlegt. Wenn 
dies Treiben weiter fortfährt, so wird die nächste 
Generation das schöne Wild höchstens noch aus 
Bilderbüchern und zoologischen Büchern kennen 
lernen. Ende November kam der Sagila, Yom- 
belebadasi, aus Malangali mit einem Schreiben von 
Herrn Oberleutnant v. d. Marwitz. In dem 
Schreiben wurde mir mitgetheilt, daß der Genannte 
strikten Besehl habe, sich mit seinen Leuten bei 
Mufindi anzusiedeln. Ich wurde gebeten, ihm einen 
geeigneten Platz anzuweisen. Die Zahl der kriegs- 
fähigen Männer — nach solchen rechnen die Hehe 
nur — soll ungefähr 70 Mann, alte mitgerechnet 
ungefähr 100 betragen. Ein schöner Zuwachs der 
Bevölkerung hier.“ 
Ueber die Mission in Togo berichtet der 
„Evangelische Heidenbote“: 
„Wenn wir die Mission in Togo, wie sie sich 
im Lauf der letzten fünfzehn Jahre von Anum aus 
allmählich ergeben hat, festhalten und weiterführen 
wollen, so ist es dringend geboten, endlich zur An- 
lage einer Europäerstation zu schreiten, um die schon 
gesammelten etwa zwölf Gemeindlein mit etwa 
1000 Seelen zu pflegen, die weitere Ausdehnung 
der Mission in das volkreichere, vom Islam bedrohte 
Innere vorzubereiten, und namentlich um taugliche 
Gehülfen für die Arbeit im deutschen Gebiet heran- 
zuziehen. Frühere Versuche zu Stationsgründungen 
in Bismarcksburg, Ketschenke r2c. scheiterten aus ver- 
schiedenen Gründen. Ueber die Wahl des Stations- 
ortes war man lange im Zweifel. Auf Grund ver- 
schiedener Untersuchungen kam man schließlich zu der 
Ueberzeugung, die Station in der Landschaft Bosm 
errichten zu sollen, und zwar entweder in Borada 
oder in Akpaso. Im Dezember hat der Inspektor 
mit den Brüdern Seeger und Martin die An- 
gelegenheit durchgebrochen. Borada hätte den Vorzug 
einer zentraleren Lage, wäre auch leichter zu er- 
reichen; es liegt aber in einer Mulde oder Thal- 
sohle des bergereichen Boëmlandes und ist deshalb 
vermuthlich ungesund. Dagegen zeichnet sich Akpafo 
durch seine Höhenlage aus und kann eben deshalb 
als gesund gelten. Zur Zeit ist es noch etwas 
schwer zugänglich, man darf aber hoffen, daß viel- 
leicht miu Hülfe der deutschen Regierung ein Weg 
dahin gemacht wird. Akpaso weist reichliches und 
gutes Wasser auf, auch wird sich leicht Boden zur Anlage 
von Plantagen finden, so daß sich die Schulanstalten, die 
dort entstehen sollen, zum Theil selber verproviantiren 
können. Einen Nachtheil hat Akpaso allerdings: es 
liegt etwas seitab; das hat aber für eine Schulstation 
nicht so viel zu bedeuten. Mehr Schwierigkeiten als 
die abgelegene Lage wird einem die große Mannig- 
lieber aber laufen sie Wochen, ja einen Monat lang faltigken der Sprachen in jenen verhältnißmäßig dünn
	        
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