Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Maschine in Frage kommen, die auch für alle übrigen 
Zwecke der Verwaltung ausreichen würde. 
Von den vorläufig bekannten Nebenflüssen des 
Diah kommen zunächst nur der Bomba, der bei 
Molundu mündet, und der Kuddu bei Ngoila 
in Betracht. Beide sind sehr wasserreich und 
würden mehrere Monate im Jahr sicher nützliche 
Verkehrsstraßen abgeben können. wenn nicht die 
große Menge todter Bäume, die einzelne Stellen 
sast völlig versperren, die Passage zu einer recht 
gesährlichen machten. Auf Ruderboote und Kanus 
kann der sehr starken Strömung halber auf beiden 
jedenfalls nur in sehr beschränktem Maße gerechnet 
werden. Der Kuddu ist im Uebrigen etwa 
12 Stunden von seiner Mündung und der Bomba 
nicht viel weiter befahren worden. Bei Ersterem, 
der außerdem dann stark nach Süden in das fran- 
zösische Gebiet abbiegt, ist hier wohl der Beginn 
einer ausgedehnten Schnellenregion, das Ende der 
Schiffbarkeit, zu suchen; bei dem Bomba ist es 
wohl ein wenig besser, wenn auch seine Benutzung 
als Verkehrsweg für einige Monate im Jahre durch 
die todte Zone nach Bumbum hindurch mindestens 
äußerst fraglich erscheint. Bei Gelegenheit der Ende 
des Monats dahin vorgesehenen Expedition werde 
ich mich jedenfalls bemühen, Näheres über den oberen 
Bomba in Erfahrung zu bringen. Zu erwähnen 
wäre an dieser Stelle noch der noch ganz unbekannte, 
von den Eingeborenen Sun genannte etwa 100 m 
breite Fluß, der von dem äußersten im Westen bis- 
her erblickten Punkte, dem Bombassadorf Allad aus 
noch etwa einen starken Tagemarsch nach Nordwesten 
zu suchen ist. Seine Existenz in der angegebenen 
Bedeutung ist zweifellos, ob es aber der Djah selbst 
oder ein Quellfluß von ihm ist, konnte vorläufig 
nicht mehr festgestellt werden. 
Ueber das Terrain im engeren Sinne in den 
durch die erwähnten kleinen Expeditionen auf- 
geschlossenen Landstrichen lassen Einzelheiten sich 
vorläufig bis nach Konstruktion meiner Aufnahmen 
noch nicht absehen. 
Der Grundstock aller beobachteten Höhen war 
Gneis oder Granit mit meist sehr mächtigen auf- 
gelagerten Lateritformationen. Die Diahschnellen 
speziell brechen durch einen fast ganz aus Quarzit 
bestehenden Bergstock. Von irgend welchen älteren 
oder neueren Eruptivformationen wurde trotz speziell 
darauf gerichteten Augenmerks nichts beobachtet. 
Die Flora des bereisten Gebiets unterscheidet 
sich nur wenig von den übrigen Walddistrikten 
Süd-Kameruns. Derselbe mächtige Urwald ohne 
irgend welche Unterbrechung bedeckt auch hier, soweit 
das Auge irgend wie reichte, das gesammte Gebiet. 
Auffällig wäre vielleicht der fast völlige Mangel an 
Oelpalmen, die erst in Allad wieder in etwas 
größerer Menge gesehen wurden. Auch die Lan- 
dolphia mit ihren Abarten ist wenig verbreitet, die 
Kickria dagegen sehr häufig. Im Uebrigen sind 
größere Unterschiede kaum anzuführen, wenn auch 
bezüglich der Nahrungspflanzen an der Küste ge- 
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bräuchliche Feldfrüchte hier weniger, andere dagegen, 
die weiter zur Küste hin weniger verbreitet, wenn 
auch bekannt sind, hier mehr kulivirt werden. 
Bezüglich der Faung sind gegen die bekannte 
Thierwelt um Kribi, Lolodorf und Yaunde wenig 
Unterschiede. Nur sind sämmtliche Arten äußerst 
zahlreich vertreten. So ist besonders die ausgedehnte 
todte Zone um die Schnellen ganz außerordentlich wild- 
reich. Eine Menge von Elefanten und Büffeln, alle 
Arten Antilopen, Flußpferde in großen Mengen, 
Wildschweine r2c. 2c. fielen fast täglich den Jägern 
zur Beute. Auch der Gorilla ist häufig vertreten. 
Kurzum, abgesehen von der sehr viel größeren Menge 
des Wildes, konnte irgend ein Unterschied gegen die 
vorher angesührten Gegenden nicht beobachtet werden. 
Dieser noch fast unangetastete Reichthum des 
Gebiets eröffnet die Aussicht auf eine vorläufig noch 
recht ergiebige Elfenbeinausfuhr und eine stetig 
zunehmende Gummiproduktion in nicht allzu großer 
Entfernung vom Ngoko selbst, wie sie speziell in den 
Dörfern des oberen Flusses und nach Bombassa 
hinein sich sehr vielversprechend bereits entwickelt. 
Allerdings ist die Frage dadurch etwas erschwert, 
daß vorläufig gerade in den produktionsfähigsten 
Landstrichen eine nur sehr dünne Bevölkerung 
existirt, oder dieselben ganz menschenleer sind. Es 
wird eine Hauptaufgabe der Verwaltung sein, gerade 
hierin eine Besserung anzustreben. Außer genannten 
beiden Hauptartikeln könnten noch andere Landes- 
produkte später einmal in der Ausfuhr figuriren, die 
vor Allem durch die äußerst theueren Transport= 2c. 
Verhältnisse oder Mangels eines rationellen Betriebs 
vorläufig noch unausgebeutet bleiben. Verschiedene 
Kopalsorten, mancherlei Droguen, Kaffee und Tabak 
habe ich dabei in erster Linie im Auge. Sesam, 
Durrha, Reis, Baumwolle und verschiedene Nutz- 
hölzer für den Gebrauch in der Kolonie selbst oder 
im Kongobecken würden später ebenfalls vielleicht in 
Betracht zu ziehen sein. 
Es erübrigt, die verschiedenen Stämme, mit 
denen meine bisherige Exploration des Verwaltungs- 
bezirks mich in Berührung brachte, einer kurzen 
Besprechung zu unterziehen. 
Bezüglich der hier häufig anzutreffenden Nomaden- 
zwergstämme, die man Bekue oder Bagielli in Yaunde 
und Lolodorf, hier aber Bajiri nennt, und die ohne 
sfeste Niederlassungen hauptsächlich Elefantenjagd trei- 
ben, kann ich nur auf meine im Band XI1 1899 der 
Mittheilungen aus den deutschen Schutzgebieten ge- 
gebene Beschreibung rückverweisen. Dieselbe trifft auch 
für die hiesigen Bagielli bis ins Kleinste zu, nur daß 
vielleicht die frappanten anthropologischen Merkmale, 
die diese Bevölkerung charakterisiren, sich hier noch 
sehr viel reiner erhalten haben und auch ihre Ge- 
sammtzahl noch eine größere wie in den oben 
erwähnten Bezirken sein dürfte. Jedenfalls ist diese 
Urbevölkerung Hauptlieferant von Elfenbein und sehr 
leicht zu behandelnder Natur und dürfte mit der 
Zeit, wie schon im Distrikte Lolodorf, beim Ver- 
schwinden des Elefanten Vorzügliches betreffs der
	        
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