Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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hüffen bei Löhne geboren, wurde 1866 in Barmen 
ordinirt und kam 1890 nach Okahandja, zugleich als 
Leiter des dortigen Augustineums, einer Anstalt zur 
Ausbildung eingeborener Lehrer und Evangelisten, 
an der er in großem Segen gewirkt hat. 
  
In den „Berliner Missionsberichten“ wird fol- 
gender Bericht über eine Reise nach Buandjeland 
(Deutsch-Ostafrika) erstattet, die zur Aufsuchung eines 
Missionsplatzes in der Zeit vom 5. bis 9. Juni 1900 
unternommen wurde: 
Es nahmen theil an der Reise die Brüder Hübner, 
Schüler, Källner, Losse und Klamroth. Der Aus- 
gangspunkt war Muakoaleli. 
Das Buandjieland (ostnordöstlich von Muakaleli), 
von Westen nach Osten sich erstreckend, zerfällt in 
einen größeren westlichen und einen kleineren östlichen 
Theil, welche durch ein schroffes Gebirgsthal von- 
einander geschieden werden. Der westliche Theil ist 
der bevölkertste; es wohnen in demselben die Häupt- 
linge Malibale, Mwabulesi, Gwaselekela. Fast ringsum 
von Bergen eingeschlossen, bildet dieses Land ein 
Hochplateau, dessen Fruchtbarkeit und ziemlich ebenes 
Gelände sehr an Ubena erinnern. Da die Wärme 
des Tages eine fast tropische ist (etwa wie in Neu- 
Wangemannshäöhe), so ist die Vegetation üppig. Es 
gedeihen Mais, Bataten, Erbsen, Bohnen, Amalesi, 
Amapemba, Mbanzi, Kürbisse 2c., mit einem Wort, 
beinahe alle Früchte der wärmeren wie auch der 
kühleren Gegenden. Bananen fehlen. Wie schon 
erwähnt, ist die Wärme des Tages fast tropisch zu 
nennen, die Kühle der Nächte dagegen ist wie die 
des Kingalandes, wenn nicht noch empfindlicher. 
Der westliche und nordwestliche Rand dieses Landes 
ist gut bevölkert, die Mitte dagegen ist fast menschen- 
leer. Wir sind dort beinahe zwei Stunden geritten, 
ohne auf Hütten zu stoßen. Der Führer versicherte 
uns zwar, daß die Buandje früher vor den Einfällen 
der Bakinga (Wahehe) auch die Mitte des Landes 
bewohnt hätten, und daß sie jetzt, wo Friede im 
Lande herrscht, wieder mehr dorthin ziehen wollten. 
Dies kann jedoch nur den westlichen Theil betreffen, 
wo genügend Wasser vorhanden ist. 
Auch wir waren genöthigt, den Stationsplatz mehr 
auf der westlichen Seite (des Wassers wegen) zu 
suchen. Eine Unmenge kleiner frischer Bäche durch- 
furcht diesen Theil, und es ist wohl auch anzu- 
nehmen, daß gerade dieser Umstand die Eingeborenen 
bewogen hat, sich in demselben anzubauen. 
Was die Zahl der Bevölkerung angeht, so erschien 
uns selbige zuerst etwas gering, jedoch ein eingehen- 
deres Zählen der Hütten zeigte uns, daß dieselbe auf 
mindestens 4000 bis 5000 zu schätzen sei. Auch das 
Vorhandensein riesiger bebauter Felder berechtigt die 
Annahme obiger Einwohnerzahl. 
Die Hütten der Eingeborenen sind meistens Rund- 
hütten wie die der Ba-Nyakyusa; Temben giebt es 
nicht, wohl aber längere viereckige Viehställe und nur 
mit Erde gedeckte, runde Hütten, deren Dächer bis 
  
auf die Erde reichen, ähnlich den früheren Hütten 
der Bakinga, nur bedeutend größer. 
Die Eingeborenen sind keineswegs arm. Jedes 
kleinere Gehöft von sechs bis zehn Hütten hatte eine 
Herde von Schafen, Rindern und Ziegen aufzuweisen. 
Die Männer tragen als Kleidung Zeug, welches sie 
wahrscheinlich sowohl von den Weißen im Osten, als 
auch von denen im Süden erwerben. Die Frauen 
gehen nur mit Fellen bekleidet, wie die Häuptlings- 
frauen der Bakinga. 
Die Sprache des Landes scheint ein Gemisch von 
Kikinga und Kisangu zu sein. Da die Ba-Buandje 
sich aber längere Zeit im Mwambalande aufgehalten 
haben, verstehen und sprechen sie auch Ki-Nyakyusa, 
so daß wir keines Dolmetschers bedurften. 
Auch der östliche kleinere Theil des Landes wurde 
von den Brüdern Hübner, Losse und Klamroth be- 
sucht, welcher von dem westlichen durch das gewaltige 
Thal des Numbiflusses getrennt wird, dessen Durch- 
schreiten etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt. 
Hier ist das Gebiet des Häuptlings Kwabilinika, das 
ebenfalls eine Einwohnerzahl von 1000 bis 1500 
Seelen aufweisen dürfte. Da selbiges bedeutend 
kleiner ist, konnte natürlich von Anlegung einer Station 
keine Rede sein; jedoch als Außenplatz der neuen 
Buandjestation dürfte auch dieses Ländchen ins Auge 
gefaßt werden. 
Auch betont Bruder Hübner, daß die Vorberge 
Buandjes noch einigermaßen bevölkert seien, welche 
er auf seiner Reise von Iringa berührte. 
  
In der Zeitschrift des Afrikavereins deutscher 
Katholiken „Gott will es“ wirft P. Walter einen 
Rückblick auf die zehnjährige Thätigkeit der katholischen 
Mission in Kamerun, worin es heißt: 
Schon im Jahre 1895 war an einzelnen Plätzen 
der Versuch mit auswärtigen Schulen gemacht worden, 
und da der Erfolg den Erwartungen entsprach, wurde 
im Jahre 1896 die Anzahl solcher Dorfschulen be- 
deutend vermehrt und fast das ganze Gebiet seit- 
wärts von Kamerunstadt mit Dorsfschulen besetzt. 
Marienberg hatte allein an 24 Schulen, die gegen 
900 Schüler aufwiesen; Kribi errichtete ungefähr 
zehn Dorsschulen mit etwa 300 Schülern. Auch 
Edea, welches infolge Priestermangels im Jahre 1895 
zeitweise von den Missionaren verlassen werden mußte 
und nur von einem tüchtigen schwarzen Lehrer ver- 
waltet worden war, wurde wieder mit einem Priester 
und zwei Brüdern besetzt. Von da aus wurde neben 
dem Umbau der Missionsgebäude, die von den weißen 
Ameisen sehr stark gelitten hatten, eine sehr lebhafte 
und weitgehende Missionsthätigkeit im Hinterlande 
und unter den umliegenden Stämmen unternommen. 
In kurzer Zeit entstanden mehr als zwölf blühende 
Dorsschulen. 
Wenn auch durch diese Dorsschulen nicht gerade 
eine vollkommene und eingehende Missionsarbeit ge- 
leistet werden kann, dienen sie doch sehr dazu, die 
Bevölkerung mit den Bestrebungen der Mission be- 
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