der Ernteschätzung beauftragten Kommissionen ihre
Berichte erstattet haben, wird der Ertrag der obigen
Schätzung entsprechend für Rio de Janeiro und
Santos auf über 9 800 000 Sack geschätzt.
Da die Aussichten für die Ernte 1901,02 nach
wie vor noch günstigere sind, so wird in sach-
verständigen Kreisen die Ansicht laut, daß zwei auf
einander solgende Ernten solchen Umfangs infolge
Schwächung der Bäume den Ertrag für 1902·.03
ungünstig beeinflussen müßten.
(Nach einem Bericht des Kais. Konsulates in
Rio de Janeiro.)
Derschiedene Mittheilungen.
Bekämpfung der Malaria.
Regierungsarzt I)r. A. Plehn in Kamerun ist
in einer bei G. Fischer in Jena neu erschienenen
Arbeit:
Latenzperiode“ zu folgenden Resultaten gekommen:
1. Es giebt eine „relative Immunität“ gegen die
Malaria bei den meisten Eingeborenen der äqua-
torialen, westafrikanischen Flachküsten.
2. Es giebt auch eine „absolute Immnnität"
gegenüber den Schädigungen durch den Malaria-
parasiten bei vielen derselben. Bei den Eingeborenen,
welche sie besitzen, können die Parasiten noch Jahre
nach der letzten Infektionsgelegenheit angetroffen
„Weiteres über Malaria-Immunität und
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werden, ohne daß sie eine Erkrankung veranlassen.
3. Durch systematischen Chiningebrauch) läßt
sich mit der Zeit auch beim eingewanderten Europäer
eine relative Immunität hervorbringen.
4. Die gesammte Erkrankungsziffer der relativ
Immunisirten sinkt unter die Hälfte; die Zahl der
ernsteren Erkrankungen auf weniger als ein Viertel
der sonst beobachteten.
Wird Chinin von der Ankunft am Fieberherd
ab regelmäßig genommen, so gestaltet sich dieses Ver-
haltniß noch günstiger.
Schwere, lebensgefahrliche Erkrankungen und
Komplikationen — speziell mit Hämoglobinurie —
kommen nach längerer Durchführung der Prophylaxe
nur außerordentlich selten vor.
Todesfälle habe ich nicht eintreten sehen.
Rolonial-Wirthschaftliches Romitee.
In der Sitzung des Geschäftsführenden Aus-
schusses vom 23. März d. Is. wurde beschlossen,
eine Umfrage zunächst über die bei der Baum-
woll= und Theekultur in den wichtigsten
Produktionsländern bestehenden Arbeiter-
verhältnisse ins Werk zu setzen. Die Umfrage soll
NRamerun — ohne jedoch diese Methode für andere Malaria=
gegenden für maßgebend zu halten jeden 5. Tag 12
Chinin nehmen.
in deutscher, englischer, französischer und holländischer
Sprache erfolgen. Das Ergebniß soll den deutschen
Kolonialbehörden und den Interessenten in den
Kolonien zur freien Verfügung gestellt werden. —
In der Angelegenheit der Bohrkolonne nach
Deutsch-Südwestafrika (vergl. Kol. Bl. Seite 241)
sind dem Komitee im Falle der Ausführung bereits
67 Farmer (100 Bohrstellen) durch Verträge ver-
pflichtet: das für den Transport der Kolonne von
Farm zu Farm erforderliche Zugvieh sowie Material
und Arbeitskräfte für vie Vorarbeiten und den Be-
trieb der Bohrung, insonderheit für Erdarbeiten zur
Freilegung der Bohrstelle bis zum Felsen zu stellen
und ferner das für den Bohrbetrieb nöthige Wasser
zu beschaffen; sowie die gebohrten Brunnen längstens
binnen Jahresfrist nach Vollendung der Bohrung
durch die Aufstellung einer Pumpe oder die Aus-
führung eines Schachtbrunnens nutzbar zu machen.
Bezüglich der technischen Leitung sind Verhandlungen
des deutschen Generalkonsuls in Kapstadt Herrn
v. Lindequist und der Ingenieure Herren Kuntzen
und Banse von der Firma Goertz & Co., Johannis-
burg und Kapstadt, mit Bohrmeistern aus der Kap-
kolonie im Gange. — Die für Baumwollkultur-
versuche im Outjo-Bezirk bestimmte amerikanische
und ägyptische Baumwollsaat wird mit dem Dampfer
„Greichen Bohlen“ am 20. Märzbezw. mit dem Dampfer
„Lulu Bohlecn“ am 5. April an die Bezirkshaupt-
mannschaft in Outjo verschifft. Die Baumwollkultur
im Outjo-Bezirk ist nach Ansicht des Missionars
Prettienen aussichtsvoll, für den Fall es gelingt, die
Eingeborenen an den Baumwollbau zu gewöhnen. —
Zwecks Einführung der Seidenraupenzucht in
Deutsch-Südwestafrika werden durch Vermittelung
der Firma R. D. Warburg & Cie., Lyon, etwa
100 000 Seidenraupeneier von drei verschiedenen
Sorten in Lyon künstlich überwintert, um mit dem
Dampfer am 22. Juli nach Deutsch-Südwestafrika
versandt zu werden. — Nach dem Bericht des Herrn
James Calloway hat die im Januar in Misahöhe
angelangte Baumwoll-Expedition nach Togo
für eine größere Pflanzung das Gebiet von Tove
gewählt. Als Vorzüge von Tove bezeichnet Calloway
1. Die Nähe der Agu-Pstanzung in Tafie; 2. Die
Nähe der Station Misahhöhe; 3. Die Lage an der
Straße Misahöhe-—Lomec.
Die Maßnahmen der Erpedition werden durch
den stellvertretenden Gouverneur, Richter Horn und
durch den Leiter der Station Misahöhe 10r. Gruner
aufs Mirksamste unterstützt. Die Verhandlungen mit
den Eingeborenen in der Landfrage haben Schwierig-
keiten nicht ergeben. Mit dem Urbarmachen des
Landes und Bauen der Häuser sind etwa 200 Ar-
beiter beschäftigt. Etwa 30 Acres waren bis zum
3. Februar urbar gemacht. 20 kleine Pferde und
20 Ochsen sind durch Vermitielung des Dr. Kersting
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UDr. A. Plehn läßt nach seinen Crfahrungen in aus Nord Togo zwecks Verwendung als Zugvich ein-
getrossen. — Die Ankunft des Regierungsraths Dr.
Stuhlmann in Britisch-Indien erfolgte am