Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Märkten an den Straßen noch eine Verkaufshalle 
auf dem hiesigen Markt einzurichten. 
Kisaki. 
Die Hoffnungen, die am Ende des vorherge- 
gangenen Berichtsjahres auf das günstige Ergebniß 
der Ernte gesetzt wurden, haben sich vollständig er- 
füllt. In allen Landschaften des Bezirks war ein 
guter Bestand der Mais-, Reis= und Kornschamben 
zu verzeichnen. Eine Ausnahme bildete nur, wie 
alljährlich, Usaramo, dessen Bevölkerung bei ihrer 
bekannten Arbeitsscheu jeder intensiven Feldarbeit 
abgeneigt ist, sich vorzugsweise auf den müheloseren 
Anbau von Mohogo verlegt und selbst diesen nur 
in geringem Umfang betreibt. Allein hierdurch ist 
es zu erklären, daß trotz des fruchtbaren Jahres 
Usaramo hinter den übrigen Landschaften zurückblieb. 
Die Mais= und Mohogoernte war nach der 
kleinen Regenzeit in sämmtlichen Distrikten durchaus 
günstig. Die in diesem Jahr zu erwartende Ernte 
dürfte allen Anforderungen genügen und berechtigt 
gleichfalls zu den besten Hoffnungen. Fast überall 
ist die erste Maisernte vorzüglich ausgefallen und 
infolgedessen das Angebot dieses Kornes so groß, 
daß z. B. an der Kilossastraße die Händler für eine 
Last nicht mehr als 10 Pesa zahlen wollen. Fast 
auf allen Schamben stehen noch große Maisbestände, 
die nur eingeholt zu werden brauchen. Auch das 
in umfangreicher Weise angebaute Negerkorn geht 
einer raschen Reife entgegen. 
In Ukuthu und Uluguru ist die Reisernte zur 
allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen und bereits 
vollständig eingebracht. Heuschrecken haben den Be- 
zirk bisher nicht heimgesucht. 
Die Hauptprodukte des Bezirks sind in erster 
Linie Mais und Negerkorn, die überall reichlich an- 
gebaut werden. Der Reis wird in zwei Arten 
gezogen, die eine Sorte ist zwar minderwerthig, 
weil kleinkörnig, hat aber den Vorzug der schnelleren 
Reife, die andere Sorte kann man beinahe dem 
indischen Reis gleichstellen. Der minderwerthige Reis 
wird hauptsächlich in Uluguru gezogen, während der 
bessere in den ebenen Gegenden der Niederung vor- 
züglich gedeiht. Ferner werden angebaut Mohogo, 
hauptsächlich in den Ulugurubergen, Zuckerrohr, 
Bohnen, Süßkartoffeln, Gurken und Tabak. 
Der Bestand an Großvieh ist im Bezirk gering, 
Schafe und Ziegen sind dagegen reichlich im ganzen 
Bezirk vorhanden. 
Der Boden der Uluguruberge ist für die Kultur 
arabischen Kaffees besonders geeignet. Die natürliche 
Drainage ist sehr gut, trotz der Steilheit des Ge- 
birges finden nennenswerthe Abspülungen nicht statt, 
sondern das Wasser dringt gleichmäßig rasch in den 
Boden ein, und der Ueberschuß zieht unterirdisch ab. 
Zweifellos sind die höheren Theile des Uluguru- 
gebirges für den Anbau von Thee, Cinchonen und 
Cardamom vorzüglich geeignet, während in den 
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niedriger gelegenen großen Flußthälern dem An bau 
von Pfeffer, Cubeben 2c. nichts im Wege steht. Zucker- 
rohr und Reis finden sich in den Eingeborenen- 
kulturen häufig. 
Europäische Gemüse gedeihen vorzüglich, müssen 
aber in noch jungem Zustand verbraucht werden, da 
sie durch die bedeutenden, das ganze Jahr hindurch 
fallenden Regenmengen leicht verderben. Auch Kar- 
tosseln kommen gut fort, müssen aber ebenfalls schnell 
verbraucht werden. 
Der Hauptweg Dar-es-Salaäm — Kisaki sowie 
dessen Verlängerung bis Mgunda wurde weiter ver- 
bessert und mit mehreren neuen Holzbrücken versehen. 
Die Zahl der vorhandenen Brücken beträgt acht. 
Im Vergleich mit dem Vorjahr war der Kara- 
wanenverkehr lebhafter. Mit der Errichtung der 
Station Mahenga war ein stärkerer Zuzug von 
Händlern zu verzeichnen, ebenso berührten Europäer= 
karawanen häufiger die Station. · 
Da die im Vorjahr eingeführte Heranziehung 
größerer angesehener Jumben zur Unterstützung auf 
dem Gebiete der Verwaltung und Rechtspflege sich 
gut bewährte, wurden die Distrikte derselben erweitert. 
In der Erschließung des gebirgigen Uluguru ist 
ein entschiedener Fortschritt zu verzeichnen. Mit 
Ausnahme des schwer zugänglichen Gebirgscentrums 
konnten sämmtliche Orte und Landschaften ohne An- 
wendung von Gewaltmitteln zur vollständigen oder 
theilweisen Steuerleistung, ausschließlich in baar, 
herangezogen werden. Desgleichen leisteten die mit 
der Theilnahme am Wegebau beauftragten Jumben 
gleich den übrigen des Bezirks den getroffenen An- 
ordnungen der Station willig Folge. Die Sicherheit 
im Bezirk wurde in keiner Weise gestört. 
Der mit der Einziehung des bisherigen Askari- 
kommandos und der Schaffung einer Polizeimann= 
schaft aus Orts= und Bezirksansässigen angestellte 
Versuch hat sich vollständig bewährt. Hin- 
sichtlich des Ersatzes liefern die Wabunga — ein 
früherer Mafitistamm, mit seinem Haupttheile in 
Ulanga, mit Resttheilen in und bei Kisaki ansässig — 
das beste Material. Auch die Angehörigen anderer 
Stämme, wie der Wakami und Wakuthu, genügen 
den an farbige Soldaten zu stellenden Anforderungen. 
Diese Polizeitruppe leistet zum Mindesten das Gleiche, 
wie die Suaheli-Askaris, und wird bei fortschreiten- 
dem Ausbildungsgang sich fast einer Sudanesen- 
truppe an die Seite stellen können. 
Songea. 
Der Wiederbesiedelung der durch die Wangoni- 
kriege entvölkerten Landstrecken nach Lindi und Kilwa 
zu wurde fortgesetzte Aufmerksamkeit gewidmet. Auf 
dem Lindiwege sind drei Tage weit von der Station 
neue Ansiedelungen entstanden, die den von der Küste 
kommenden Karawanen willkommene Verpflegungs- 
stationen bieten werden, und weiter werden dort dem 
aus portugiesischem Gebiet kommenden Wayaosultan
	        
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