Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

fruchtbarer Boden — ist die von mir passirte Gegend 
im Allgemeinen wenigꝰ bevölkert, ausgenommen das 
Gebiet des Sultans Merere und die Gegend um 
Madibira. Die Leute messen die Schuld hieran den 
vielfachen früheren räuberischen Einfallen der Wahehe 
bei, die Menschen und Vieh weggeschleppt hätten. 
Zum Schutz gegen diese wie gegen Raubthiere sind 
die Temben je nach der Stammesangehörigkeit ver- 
schieden angelegt. Die Temben sind meist völlig ge- 
schlossene, oft mehrere Kilometer lange Vierecke, deren 
Umfassungen entweder durch 2 bis 3 m hohe Pallisaden 
oder durch die Rückwände der Wohnhütten gebildet 
werden. Die Eingangsthüren sind so klein, daß man 
nur mit Mühe hineinkriechen kann. Im Innern der 
so abgeschlossenen viereckigen Räume befinden sich 
Wohn= und Viehhütten und bisweilen Schamben. 
Die Wohnhütten sind im Allgemeinen viereckig und 
mit einem flachen Dach versehen, nur die Hütten der 
Wassangu haben vielfach die Form zugespitzter Kegel. 
Der dünnen Bevölkerung entsprechend und bei 
dem geringen Verkehr zwischen den einzelnen Ort- 
schaften sind Wege und Brücken in keiner besonders 
guten Verfassung. Immerhin aber genügen die Wege 
für den Verkehr der Eingeborenen unter einander. 
Diese Letzteren machen durchweg einen friedlichen, 
willigen und zufriedenen Eindruck. Nirgends zeigte 
sich Scheu vor dem Europäer. Zu dem guten Ein- 
druck, den ich gewonnen, trug auch der Umstand mit 
bei, daß man nirgends von ansteckenden Krankheiten 
und Seuchen unter Menschen oder Vieh hörte. 
Wo es irgend angängig war, ließ ich die Leute 
und Hütten zählen, um eine Grundlage für die 
Steuerlieferung im nächsten Jahre zu haben. Die 
Einführung der Steuer in denjenigen Gebieten, welche 
noch keine Steuer entrichtet hatten, stieß nirgends 
auf Schwierigkeiten. 
—.. — 
Westdeutsche dandels- und Plantagengesellschaft. 
Die Gesellschaft versendet ihren sechsten Jahres- 
bericht, umfassend den Zeitraum vom 1. Januar bis 
31. Dezember 1900. 
Die allgemeine Entwickelung der sämmtlichen 
Pflanzungen war bei günstigen Witterungsverhält- 
nissen eine normale, die Ernteaussichten für das 
Jahr 1901 werden von der Plantagenleitung als 
gute bezeichnet. Die Handelsgeschäfte haben im Be- 
richtsjahre einen bedeutenden Gewinn gebracht, der 
Umsatz hat gegen das Vorjahr um etwa 60 PéCt. 
zugenommen, was zum großen Theil auf den Bau 
der Usambarabahn zurückzuführen ist. 
Die Plantage Magrotto ist nunmehr mit etwa 
1 100 000 arabischen Kaffeebäumchen, welche mit 
1901 sämmtlich ertragsfähig werden, fertig ausgebaut. 
Die Magrotto-Ernte für 1900 ist kleiner ausgefallen, 
als erwartet war, und betrug 64 396 Pfund, außer- 
dem 872 Pfund Liberiakaffee, welcher verhältniß- 
mäßig besonders gute Preise erzielte. Auf Magrotto 
444 
  
sind 10 000 Liberiakaffeebäumchen versuchsweise aus- 
gepflanzt. Von der Vanille-Versuchspflanzung wird 
in diesem Jahre die erste kleine Ernte erwartet. die 
Kaffee-Aufbereitungsanstalt ist im Anfang dieses Johr## 
durch einige Pulper und eine Lokomobile vervol- 
ständigt. 
Auf der Plantage Schoeller brachte die Liberu- 
kaffeepflanzung etwa 25 000 Pfund Kasffee, der## 
Erlös die für das Jahr 1900 aufgewendeten Kosten 
der Pflanzung deckt und noch einen kleinen Gewim 
überläßt. Die Anbauversuche mit Kautschuk sind 
noch nicht abgeschlossen. 
Die Plantage Kiomoni war Ende 1900 ni 
170 000 Mauritius-Agaven bepflanzt, in den Soal- 
beeten befanden sich weitere 40 000 Mauritius= und 
17 000 Sisalagaven. Die Kokosanpflonzung hai 
unter der Dürre 1897/98 mehr gelitten, als ange 
nommen war, so daß der Bestond an wirklich lebens- 
fähigen Palmen sich bedeutend vermindert hat. 
Auf der Plantage Putini sind im Berichtsjobm 
6000 Kokospalmen ausgepflanzt, weitere 10 000 be 
fanden sich in den Saatbeeten. Ueber die Eselzuch 
läßt sich noch kein abschließendes Urtheil fällen. 
Die Arbeiten auf der neu angelegten Plantoge 
Masumbai sind soweit fortgeschritten, daß im Aorll- 
Mai d. Is. mit der Auspflanzung von 40 000 oro 
bischen Kaffeebäumchen begonnen werden sollte. 
Die Arbeiterverhältnisse waren trotz der In 
anspruchnahme einer großen Zahl Arbeiter durch der 
Weiterbau der Usambarabahn befriedigend. 
Dem Aussichtsrath gehören an: G. Rüegger, Züric 
Vorsitzender; Dr. A. Poensgen, Düsseldorff, stellver 
tretender Vorsitzender; Casimir Katz, Gemsboch 
Rudolf Schoeller, Zürich; Carl v. Reichenau, Wiet- 
baden; Richard Dilthey, Aachen; Bernhard Jacobi. 
Köln; Albert v. Burgsdorff, Düsseldorf; den Vorstand 
in Düsseldoaf bilden: Joh. Franz und Paul Hünniger: 
den Pflanzungen in Afrika steht der Direktor Lue 
Weber vor, welchem sieben europäische Beamte unter- 
stellt sind, die Handelsgeschäfte leitet der Faktorei 
vorsteher Joh. Kloetzer mit zwei Beamten. 
(Tropenpflanzer.) 
RKamerun. 
Expedition des Dauptmanns v. Schimmelpfeunig. 
(Hierzu eine Karte.) 
Aus einem Bericht des Hauptmanns v. Schimmel 
pfennig an den Kaiserlichen Gouverneur von Kameiun 
über den weiteren Verlauf seiner Expedition (verg# 
Kol. Bl. 1901, S. 358)entnehmen wir, daß v. Schimme. 
pfennig zur Unterwerfung des unbotmäßigen Häuptlinge 
Semikore om 19. Februar d. Is. mit seiner gesammur 
Truppe von Ya#nde aufgebrochen ist. Nachdem e#r 
bis zum 27. Februar, an welchem Tage er Tabeme 
erreichte, überall freundlich ausgenommen worder 
war, wurde er mit Ueberschreitung der Grenze de
	        
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