Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

STnließung überflüssiger Häfen für den Auslands- 
Artehr entspreche den Interessen des Schutzgebiets, 
uch sei aus den Bestimmungen der Kongo-Akte an 
kein Grund zu entnehmen, sich einer solchen 
Maßnahme zu widersetzen. Zu erörtern aber sei die 
Froge, in welchem Maße darunter die Interessen der 
Dhaueigenthümer zu leiden haben würden, und hier- 
über werde zunächst noch das Gouvernement um seine 
Auficht zu befragen sein. Konsul Vohsen gab seinen 
Annägen nunmehr die Fassung: Es möge in Er- 
rigung gezogen werden, ob die Gouvernements- 
utulle unter Einrichtung eines entsprechenden Küsten- 
rerkehrs durch Privatfirmen aufgelöst oder vermindert 
rerden könne, und es möge eine Beschränkung des 
Auslandsverkehrs auf möglichst wenige Häfen an- 
eetrebt werden. In dieser Fassung, mit der der 
Direktor der Kolonial-Abtheilung sich einverstanden 
erklärte, gelangten die Anträge zur Annahme. Ebenso 
wurde ein weiterer Antrag des Konsuls Vohsen an- 
genommen, dahingehend, daß der Versuch gemacht 
werden soll, zur Besetzung von mittleren kolonialen 
Beomtenstellen junge Kaufleute heranzuziehen, die 
mehrerer Sprachen mächtig sind und sich im Auslande 
mt den kolonialen Einrichtungen anderer Völker 
vertraut gemacht haben. Der Vorsitzende hatte hierzu 
bemerkt, es seien schon Versuche in dieser Richtung 
zemacht, und er sei bereit, sie fortzusetzen. Dr. Hin- 
dorf siellte den Antrag, der Kolonialrath möge die 
Emstellung einer angemessenen Summe in den nächst- 
fchrigen ostafrikanischen Etat zum Zwecke der Ein- 
richtung und des Betriebes einer Versuchsstation für 
Tropenkulturen und eines botanischen Gartens empfeh- 
len. Nachdem der Direktor der Kolonial-Abtheilung 
die sympathische Stellung der Verwaltung zu dem 
Annage betont hatte, gelangte derselbe zur Annahme. 
Von einigen anderen Mitgliedern des Kolonialraths 
wurde die Anstellung eines zweiten Thierarztes in 
Ostusambara empfohlen, zum Zwecke einer wirksameren 
Bekämpfung der Viehkrankheiten. Der Antrag, dem 
die Kolonialverwaltung zustimmte, wurde angenommen, 
womit die Besprechung der ostafrikanischen Angelegen- 
beiten erschöpft war. 
In der Nachmittagssitzung leitete der Direktor 
der Kolonial = Abtheilung die Besprechung über die 
deutsch = sädwestafrikanischen Angelegenheiten 
wiederum durch eine Darlegung der jüngsten Vor- 
ginge und Maßnahmen in dem Schutzgebiete ein 
und beantwortete eine Reihe von Anfragen, die aus 
der Mitte des Kolonialraths heraus gestellt wurden. 
Ueber den Stand des Molenbaues in Swakopmund 
gab Geheimer Regierungsrath Wiskow Auskunft. 
Einen breiten Raum in der Erörterung nahm die 
Frage des geplanten Eisenbahnbaues der Otavi- 
Gesellschaft in Anspruch; auch über veterinäre und 
Siedelungsfragen wurde eingehend debattirt. Be- 
sondere Beschlüsse wurden zu den südwestafrikanischen 
Frogen nicht gefaßt. Bei der darauf folgenden 
Besprechung der Angelegenheiten von Togo wurde 
don Seiten der Kolonialverwaltung ebenfalls über 
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die schwebenden Fragen, namentlich über den Stand 
der deutsch = englischen Grenzverhandlungen, den 
Brückenbau in Lome 2c. nähere Auskunft ertheilt. 
Auch hier nahm der Kolonialrath zu Anträgen oder 
Resolutionen keine Veranlassung. 
In der Vormittagssitzung vom 28. Juni gelangten 
die Angelegenheiten von Kamerun zur Besprechung, 
die vom Vorsitzenden, Kolonialdirektor Dr. Stuebel, 
wieder durch einen Ueberblick über die Haupt- 
ereignisse der letzten Zeit eingeleitet wurde. In der 
Debatte trat Herr A. Woermann für die Herstellung 
einer telegraphischen Verbindung zwischen Kamerun 
und Viktoria ein, worauf Staatssekretär Kraetke die 
demnächstige Einrichtung einer solchen Verbindung 
auf dem Landwege von Duala (Kamerun) nach 
Busa und von dort nach Viktoria in Aussicht stellte. 
Zu dem Entwurfe einer Verordnung, betr. die Re- 
gelung der Arbeiterverhältnisse im Schutzgebiete 
Kamerun, der dem Kolonialrathe vorgelegt war, 
wurden von einigen Mitgliedern Abänderungswünsche 
geäußert und von Herrn Woermann die Einsetzung 
einer Kommission angeregt, der die wichtige An- 
gelegenheit zur weiteren Berathung bis zur nächsten 
Tagung des Kolonialrathes übertragen werden soll. 
Der Kolonialdirektor trat einigen geäußerten Be- 
denken entgegen, erklärte sich aber im Uebrigen mit 
der Berathung in einer Kommission einverstanden. 
In die Kommission wurden hierauf die Herren 
Staatssekretär a. D. Herzog, Staatssekretär a. D. 
v. Jacobi, Dr. Scharlach, Strandes und Thormählen 
gewählt. Ueber die Verhältnisse im Innern, speziell 
im Norden des Schutzgebietes wurde eingehend de- 
battirt und vom Kolonialdirektor näherer Ausfschluß 
darüber gegeben. Ein Antrag Scharlach ging dahin, 
daß für Kamerun ein etwas größerer Betrag für 
die Entwickelung der Wege und Verkehrsmittel ein- 
gestellt, auch dem Gouverneur ein technischer Bei- 
rath beigegeben werde, dessen Aufgabe sein würde, 
entsprechende Anregungen zu geben. Der Direktor 
der Kolonial-Abtheilung erklärte, dem Gedanken der 
Anstellung eines technischen Beirathes an sich sym- 
pathisch gegenüber zu stehen, es werde indessen die 
Kostenfrage noch zu erwägen sein. Der Antrag 
wurde hierauf abgelehnt. Ein Antrag des Vize- 
admirals z. D. Valois betraf die für eine wissen- 
schaftliche Niger-Benub-Tschadsee-Expedition zur 
Verfügung stehenden Mittel und wurde, nachdem die 
Angelegenheit ausführlich besprochen worden war, 
zurückgezogen. 
In seiner Schlußsitzung vom Nachmittage des 
28. Juni erledigte der Kolonialrath die Angelegen- 
heiten der Südsee-Schutzgebiete. Das Schutz- 
gebiet von Samoa bot zu besonderen Bemerkungen 
keinen Anlaß; das Wirken des Gouverneurs wurde 
allseitig anerkannt. Bei Neu-Guinea regte Staats- 
sekretär a. D. Herzog die Gründung einer Versuchs- 
station für Tropenkulturen mit botanischem Garten 
sowie die Herstellung einer telegraphischen Ver- 
bindung zwischen Kaiser Wilhelmsland und dem 
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