Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

seiner Zeit in Mpapua, Großvieh zu Zuchtzwecken 
abzugeben. Die größeren Jumben sollen dann 
Stationsvieh zur Wartung erhalten, welches Stations- 
eigenthum bleibt und als solches gebrannt wird. 
Jährlich erhalten dann die Leute bei guter Wartung 
und Pflege nach Ergänzung der etwa gefallenen Stücke 
die Hälfte des übrigen bei ihnen geborenen Viehs, die 
andere Hälfte wird für die Station gebrannt. 
Die Elefanten sind im Bezirk schon sehr selten 
geworden. Die Jagd auf anderes Wild ist ergiebig. 
Der Fang von Zebras und Straußen ist in die 
Wege geleitet. Auf dem Plateau wird viel Honig 
gewonnen. Wachsbereitung war den Leuten unbe- 
kannt, jetzt sind sie darüber belehrt. Der See ist 
reich an schmackhaften und sehr fetten Fischen. Zahl- 
reiche Ottern liefern gute Felle. Nach einer Mit- 
theilung von Karema soll dort Steinkohle in nächster 
Nähe der Mission vorkommen, auch soll dort Kupfer 
vorhanden sein. 
Steuern werden bei den Eingeborenen durch 
Arbeitsleistung bei Wege= und Stationsbau oder als 
Träger für die Station und für Händler abgetragen. 
Naturallieferung als Steuer wird nur da gefordert, 
wo die Verbindungswege günstig sind. 
Mit der wissenschaftlichen Erforschung des Sees 
ist begonnen worden. Die kartographische Aufnahme 
des Bezirks wird fortgesetzt. 
  
Kamerun. 
Expedition des Freiherrn v. Ktein. 
Nach neuerdings eingetroffenen Berichten hat der 
Chef der Verwaltung des Sanga-Ngokogebietes, 
Freiherr v. Stein, die bereits angekündigte Expe- 
dition über die todte Zone hinaus nach Norden und 
Nordwesten (vergl. Kol. Bl. Nr. 10, S. 358 ff.) an- 
getreten. Seinem interessanten Reisebericht entnehmen 
wir das Folgende: 
Die Expedition brach am 16. Februar in Stärke 
von 84 Soldaten und 70 weiteren Leuten von der 
Station Ngoko auf. 
Nachdem die Ndsimuleute in der Nähe der Station 
reichlich Verpflegung und Führer zum Passiren des 
unbewohnten Urwaldes zwischen der Station und dem 
Bangandulande geliefert hatten, wurde vom 16. bis 
20. Februar diese Zone ohne besonderes Vorkommniß 
passirt. Die Gegend war durchweg sehr flach, doch 
ohne größere Sumpfstrecken. Der Weg führte durch 
äußerst wildreiche, offenbar sehr wenig aufgesuchte 
Gebietsstrecken, in denen sich auch viel Kickxia vor- 
findet, nach dem ziemlich bedeutenden Bangandudorfe 
Bombesse, wo das Land etwas hügeliger zu werden 
beginnt. Der Weg selbst war natürlich für meine 
recht schwer beladene Karawane der enormen Vege- 
tätion halber schwer gangbar und oft kaum als solcher 
zu erkennen. Er ist aber meiner Auffassung nach 
die spätere Hauptverbindung von der Station nach 
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Norden, zumal er mit geringen Mitteln z 
einer direkten und bequemen Verkehrsstraße un 
gewandelt werden kann. Es kommt dazu, daß d 
einleitenden Schritte, Banganduleute sowohl w 
Ndsimus zur Ansiedlung an dieser Strecke zu be 
wegen, einen verhältnißmäßig leichten Erfolg 
Aussicht stellen. Der Wasserweg Ngoko— Molund 
ist nebenbei nicht immer benutzbar, beinahe gerade 
zeitraubend, und vor Allem ist das in Frage kon 
mende Trägermaterial schließlich geneigter, de 
weniger schwierigen flachen Weg Bombesse —Ngok 
als die recht bergige, kaum nähere Strecke vo 
Bangandu nach Molundu zu passiren. 
Nach einem Ruhetage in Bombesse wurde i 
kleinen Märschen bis zum 23. Februar die Bangandt 
faktorei der Gesellschaft Südkamerun zu Djimbul 
erreicht. Dabei sowohl, wie bei dem Aufenthalt ie 
Djimbuly bis zum 27. Februar bemühte ich mie 
nach Möglichkeit, in die mir noch wenig bekonnter 
Verhältnisse im Bangandulande einen Einblick 
gewinnen, den ich durch einen zweitägigen Ausenthe. 
zu Busse, dem letzten Dorfe vor der todten Zom 
noch erweitern konnte. 
Ich habe den Eindruck erhalten, daß dieser Stamn 
ein recht brauchbares Menschenmaterial ist und ke- 
sonders für die Lösung der immer dringender wer 
denden Träger= und auch Faktoreiarbeiterfrage seht 
in Frage kommen wird. Allerdings sind die Ban- 
gandu wenig zahlreich. Die drei bis jetzt be 
kannten und wohl auch einzigen Dorfkomplexe etwe 
um Ngutu und Ngalibidi, um Buenge und Dimbulo 
und schließlich um Nadia herum mögen insgesomm: 
kaum mehr als 2000 Männer ausweisen. Es kom 
hinzu, daß infolge der Lage von Bangandu als Ein 
gangspforte in die reichen Gegenden weiter im Norden. 
infolge ihres ängstlich bisher gehüteten Handels- 
monopols dahin und infolge der Nothwendigkeit für 
die Faktoreien, wenigstens den Verkehr nach Mo- 
lundu durch eingeborene Karawanen aufrecht zr 
erhalten, die Leute mehr, als gerade nühzlich, ver 
ihrer Unentbehrlichkeit überzeugt waren, und ihre 
Forderungen ein kaum mehr zu erfüllendes Moß 
erreichten. Es erschien mir, um meine Absichten er- 
reichen zu können, schließlich unumgänglich, bei aler 
Vorsicht, um keinen Krieg zu entfachen, doch energit 
aufzutreten. Die wohlthätigen Folgen zeigten s# 
sofort, da die Bangandus mit großer Fügsamle 
alle Forderungen erfüllten. Die mir gestellten Träger 
haben dann recht Gutes geleistet. Der Bagandustamm 
ist anscheinend ein wenig kriegerischer und wird des 
jetzt begonnene Durchbrechen seines Zwischenhandel 
voraussichtlich ohne Zwischenfall hinnehmen. Die Den#e 
sind im Bangandulande viel besser als bei den bishet 
besuchten Stämmen des Verwaltungsbezirks gebaut 
meist gut befestigt und von sehr ausgedehnten Pflan— 
zungen umgeben. Ihren Ursprung führen die Leub 
an den mittleren Kadel zurück, wohin anscheinend 
noch jetzt eine begangene Straße weiter im Oste 
existirt, die allerdings wohl ebenfalls eine grobete
	        
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