Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

rarch christliche Generation heranbildet. Bei den 
Twachsenen ist der Verstand zu wenig entwickelt 
and find die heidnischen Gebräuche zu tief ein- 
ew#zelt, als daß man sie zu guten Christen im 
reden Sinne des Wortes umarbeiten könnte. Und 
kemoch erzielt man auch bei den Erwachsenen trost- 
ceiche Erfolge. Jeden Sonntag kann man eine 
flenliche Anzahl Kanaken sehen, welche andächtig und 
denüthig zu den Sakramenten gehen. Nach der 
##eise hält P. Dicks seine Predigt. Durch schöne 
darstellungen und oratorische Redewendungen kann 
tei den Kanaken wenig erzielt werden; eine kräftige 
Srimme aber erzielt die beste Wirkung, einmal weil 
deddurch die Aufmerksamkeit rege gehalten und der 
Schlaf verscheucht wird, sodann aber auch, weil die 
Kanaken der Ansicht huldigen, daß derjenige, der 
in stärksten spricht, Recht haben muß. Dement- 
rrechend fängt dann auch P. Dicks mit gehobener 
Stimme an, um die captatio benevolentiae zu 
erzelen, und wenn er aber erst ins richtige Feuer ge- 
tähh, und seine Stimme weit außerhalb der Kirche 
dernehmbar ist, kann Niemand seiner Beredsamkeit 
wderstehen. Ist die Predigt vorbei, so ist das 
Huuptwerk des Tages vollbracht. Diejenigen, welche 
um Anliegen haben, pflanzen sich vor dem Zimmer 
des P. Dicks auf. Sie rücken aber nicht mit der 
Sache sogleich heraus. Wenn man sie fragt, was 
ee wollen, antworten sie: „ich amüsire mich“; nach- 
dem sie aber einige Zeit zugeschaut haben, bringen 
sie endlich ihr Anliegen vor. Da die Kanaken des 
Sonntags zur Kirche kommen, so benutzen sie die 
Gelegenheit, um vom Missionar ihre Wunden ver- 
binden zu lassen. Keinem aber wird es einfallen, 
i Laufe der Woche dazu hierher zu kommen, denn 
in dieser Hinficht sind sie sehr nachlässig. Wenn alle 
Anliegen angehört und alle Wunden verbunden sind, 
hat der Missionar endlich Ruhe. — Die Katechisten- 
schule des I'. Meier wird unter uns mit dem Namen 
Philosophenschule“ bezeichnet. Fragt man nämlich 
einen Katechisten, was er sei, so antwortet er im 
vollen Bewußtsein seiner Würde: a pilotop. — Was 
den Wortschatz der Kanakensprache betrifft, so scheint 
derselbe ein überaus reicher zu sein. Man darf 
richt vergessen, daß die Kanaken in ihren Begriffen 
sehr beschränkt sind und daß ihnen die Kenntniß 
einer Menge Sachen abgeht. Trotzdem hat P. Bley 
(in Wörterbuch zusammengestellt, welches gegen 
8900 Wörter umfaßt, und dennoch sind noch lange 
nicht alle aufgezeichnet. Um die Sprache zu er- 
lernen, sind die letzt angekommenen Priester auf die 
verschiedenen Stationen vertheilt worden. P. Vögers- 
dausen ist nach Vlavolo zum P. Bley gezogen, 
P. Hisgen ist in Malagunan beim P. Fromm ein- 
duartiert. P. Rütten ist auf die Baininger Alpen 
zum P. Rascher gestiegen. P. Thomas Riederer hat 
sich mit seiner Harmonika, Flöte und Bergklarinette 
deim D. Eberlein niedergelassen. Der gutmüthige 
P. Thomas hat durch sein bloßes Erscheinen selbst 
die wilden Buschmänner bezaubert. Sie haben so- 
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gleich von ihm gesagt i pôtär: „er ist die Güte 
selbst“; und wenn ein Kanake diesen Ausdruck ge- 
braucht, hat er sich im „absoluten Superlativ“ aus- 
gedrückt, so daß er keinen stärkeren Ausdruck ge- 
brauchen kann. 
Aus fremden Kolonien und 
Produklionsgebieken. 
Die Erdunßernte in Britisch= Indien. 
Nach einem Bericht des indischen statistischen 
Bureaus über die Erdnußernte in Bombay und 
Madras im Fiskaljahre 1900/1901 sind in den 
britischen Bezirken des Departements Bombay un- 
gefähr 38 000 Acres mit Erdnuß bestellt, das ist 
38 pCt. weniger als im Vorjahr und 73 pCt. unter 
dem Durchschnitt. In Khandesh steht die Ernte 
ziemlich gut, während anderwärts der Mangel an 
Regen das Wachsthum der Pflanzungen beeinträch- 
tigte, so daß sie theilweise vertrockneten. In den 
unabhängigen Bezirken dieses Departements sind etwa 
12 000 Acres bebaut, 24 pCt. mehr als im Vor- 
jahre. Der Gesammtertrag wird auf ungefähr 
21 800 Tonnen geschätzt. Wenn dieser auch die 
Mißernte des Vorjahres übertrifft, so beträgt er doch 
nicht ganz zwei Drittel der Ernte des Jahres 1898/99. 
In Madras sind die Aussichten besser als in Bom- 
bay, da das Wetter günstiger gewesen ist. Der bis 
Ende Dezember bebaute Flächenraum wird auf 
211 000 Acres geschätzt, das ist 55 péCt. über den 
Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Dieser vermehrte 
Anbau betrifft fast ausschließlich das Gebiet von 
Süd-Arkot, wo die Erdnußpflanzungen sehr aus- 
gedehnt sind. Der Ertrag wird auf 88 péCt. über 
die normale Höhe geschätzt. Der Ausfuhrhandel an 
Erdnüssen in den letzten Jahren ist infolge ungünstiger 
Witterungsverhältnisse und der Verschlechterung des 
Samens sehr herabgegangen, aber mit der Verwen- 
dung frischen Samens von guter Beschaffenheit und 
der Wiederkehr günstigeren Wetters wird er wohl 
wieder aufleben. 
  
Einfuhr von Seugstoffen nach dem französischen 
« Kongogebiete. 
Der Bedarf an Zeugstoffen im französischen 
Kongogebiete stellt sich jährlich auf ungefähr 500 000 
bis 600 000 Stück. Der Engrospreis beträgt je 
nach der Güte der Zeugstoffe 1½ bis 7 d für 
1 Yard (0,9144 m). Die Verkäufe werden ge- 
wöhnlich frei Verschiffungshafen in Europa abge- 
schlossen. Die Eingeborenen im Innern bevorzugen 
gefärbte oder aus gefärbtem Baumwollengarn her- 
gestellte Stoffe, die Küstenbewohner dagegen bedruckte 
Stoffe. Alle Baumwollenzeuge werden nach englischen 
Maßen verkauft. Die Längen und Breiten sowie 
das Zusammenfalten der Stoffe sind für die einzelnen 
Gegenden des Kongogebietes ganz verschieden. Rohe 
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