Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

und gebleichte Baumwollenstoffe werden im Kongo- 
gebiet besonders viel verkauft, sodann auch glänzende 
Stoffe; den hauptsächlichsten Handelsartikel bilden 
indessen die gefärbten Stoffe. Form und Güte der- 
selben sind sehr verschieden. Die Preise richten sich 
nach der Güte, den Breiten, den Farben, der Appre- 
tur und der Art des Zusammenfaltens der Stoffe. 
Die aus gefärbtem Garn hergestellten baumwollenen 
Zeuge sind entweder karrirte, gestreifte oder mit 
Punkten versehene graue Stoffe, die die verschieden- 
artigsten Bezeichnungen führen. Die mit Alizarin 
und Indigo gefärbten Stoffe werden sowohl in ganzen 
Stücken wie in einzelnen Tüchern gekauft. Bedruckte 
Perkalzeuge von guter Qualität werden hauptsächlich 
am Mündungsbecken des Gabun verlangt, während 
in dem anderen Gebiete geringere Stoffe gekauft 
werden. Ferner werden noch Nachahmungen von 
sogenanntem Madras im französischen Kongogebiet 
abgesetzt. Die Geschäfte werden entweder gegen bar 
oder mit 30 Tagen Ziel abgeschlossen; einige Häuser, 
besonders englische, geben auch 90 Tage Kredit; der 
Rabatt beträgt 1, 2½ und 3pCt. Den Transport 
der Zeugstoffe zwischen Frankreich und dem Kongo- 
gebiet vermitteln zwei französische, eine von Hamburg 
ausgehende deutsche und eine englische Schifffahrts- 
gesellschaft. [Notices commerciales.) 
  
Baumwollpflanzungen in Westafrika. 
In Nr. 1037 der „Advance sheets of Consular 
reports“ vom 15. Mai 1901 erstattet der amerika- 
nische Konsul James Boyle in Liverpool über 
Baumwollpflanzungen in Westafrika einen Bericht, 
dem wir Folgendes entnehmen: 
Die Herren Elder, Dempster & Co., eine unter- 
nehmende Liverpooler Rhedereifirma, sind im Begriff, 
sechs in der Baumwollkultur erfahrene Amerikaner 
nach der Westküste von Afrika zu senden, um Versuche 
mit Baumwollpflanzungen in dieser Gegend anzu- 
stellen. Im Anfang der 60er Jahre wurde das 
Vorkommen der Baumwolle auf der Westküste von 
Afrika entdeckt. 1864 kamen 1710 Ballen hierher. 
Die größte Ballenzahl seitdem wurde 1869 mit 
19 300 Ballen erreicht, die nach Liverpool kamen. 
Seit dieser Zeit haben die Zahlen geschwankt, aber 
in der Tendenz eines allmählichen Rückganges; seit 
1897 sind jährlich nur wenige hundert Ballen ein- 
geführt worden. Die westafrikanische Baumwolle, 
die hierher gekommen ist, war kurzstockig und hatte 
keine besonders gute Farbe. Sie ist gleichwohl 
eine recht gute Baumwolle und hat einen besseren 
Stapel als die ostindische. Als „Mittelamerika“ im 
letzten Jahre mit 5⅛½ d (11 Cents) notirt wurde, 
wurde Westafrika mit 4¾ bis 5 4— 9¼ bis 
10 Cents notirt. 
Die Deutschen versuchen, in ihren Kolonien an 
der afrikanischen Westküste Baumwollpflanzungen ein- 
zurichten. Baumwollkulturen sind auch in den west- 
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afrikanischen Kolonien Frankreichs eingeführt wor##a: 
und neulich ging eine Anfrage bei Elder, Deu##- 
& Co. ein nach der Höhe der Fracht für eine Sc- 
ladung Baumwolle von Dahomey nach Li#ewe#k. 
Der Bezirk, in dem man den neuen Baumn.l 
pflanzungsversuch beabsichtigt, ist Lagos. GEn# 
kürzlich kam eine Baumwollprobe nach Livewool ver 
Lagos und wurde für sehr gut befunden. E:#- 
auch beabsichtigt, unter britischem Protektorct 
Sierra Leone und Liberia Versuche zu machen. 
Die Liverpooler Baumwollinteressenten find de- 
Meinung, daß unsere Südstaaten immer ein Morcor- 
in der Produktion der beliebtesten Baummolle hite 
werden, soweit es sich um allgemeine Zwecke hande- 
Versuche an der Westküste von Afrika können gle## 
wohl einen wirklichen Handel entwickeln. Es wir: 
ein Versuch gemacht werden, amerikanische Baurwe- 
saat an der Westküste zu akklimatisiren. Erfthter, 
Leute hier zweifeln daran, ob Afrika jemals so ## 
Baumwolle hervorbringen kann wie die nordare 
kanischen Südstaaten; doch ist es schwer, ein #- 
begründetes Urtheil abzugeben, da bisher eine Bur 
wollpflanzung an der Westküste nicht auf einer wise 
schaftlichen Basis begründet worden ist. 
Die große Entfernung von der Westküfr ## 
Afrika bis Liverpool (Lagos ist 4387 Meilen 7# 
Liverpool entfernt) im Vergleich mit derjenigen # 
der amerikanischen Küste, kann vielleicht verhindern. 
die Baumwolle der Westküste mit der omerikauf 
konkurriren kann. Man sollte indessen bedenken 
die amerikanische Baumwolle oder besser der engl# 
Käufer durch die Thatsache gehemmt wird, de- 
den meisten Fällen Schiffe, die Baumwolle von2 
Vereinigten Staaten nach England bringen, die 
fahrt in Ballast unternehmen müssen, so?r 
eine Reise über den Atlantischen Ocenn # 
sächlich für zwei bezahlen muß. Der Grund ler 
darin, daß die Schiffe nur geringe oder keine 207# 
nach Westen zu bringen haben. Mit der arrk= 
nischen Westküste jedoch würde es anders sein. 12 
Handel zwischen Liverpool und der Westküste 
Afrika ist auf beiden Wegen lohnend,: 
die Schiffe alle Arten Rohmaterial von Af 
nach Liverpool führen und rückwärts volle Lador#e 
von Manufakturwaaren mitbringen. Sein westafrt 
nischer Handel ist einer der gewinnbringendfun.“ 
Liverpool hat, und er wächst fortgesetzt. Du . 
wickelung der Baumwollpflanzungen an der Weii- 
würde zweifellos einen großen Aufschwung des 2# 
fuhrhandels von Liverpool nach dieser Gegend" 
Folge haben. Deshalb ist es leicht zu seden, 7 
die Fracht von Afrika, obwohl es sich um eine ' 
längere Enfernung handelt, nicht höher za' 
braucht, als die von der amerikanischen Küste. 
heißt, die Rheder können sich entschließen, germ 
Frachtpreise zu nehmen, weil sie auf beiden Fabe# 
ihr Geld machen. Wenn daher der Versuch# 
Baumwolle an der afrikanischen Westküste von Ellr 
ist, so müssen die amerikanischen Baumwollpfi##
	        
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