Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Expedition nach der Gruppe der Rul Inseln. 
Ueber eine in der Zeit vom 14. Februar bis 
6. März 1901 nach der Gruppe der Ruk-Inseln 
unternommene Expedition berichtet der Kaiserliche 
Sekretär Vahlkampf in Ponape das Folgende: 
Am 12. Februar begab ich mich mit dem Hafen- 
meister Martens und 30 Mann der Polizeitruppe 
an Bord des Dampfers „Oceana“. Am 14. Februar 
wurde vor Meil auf der Insel Uela geankert. Die 
Station des Händlers Carl Gierow wurde als 
Standquartier erwählt, die Truppe in dem Boots- 
hause Gierows untergebracht, für Martens und mich 
ein mitgebrachtes Zelt aufgeschlagen. 
Zunächst wurde der Station der Bostonmission 
in Kutua auf Toluas ein Besuch abgestattet. Es 
sind dort der Missionar Luther Stimson mit Familie 
und zwei weiße Missionslehrerinnen thätig. Im 
Uebrigen bearbeitet die Mission die Ruk-Gruppe 
nur mit farbigen Lehrern, theils aus Ruk selbst, 
theils aus der Mortlock-Gruppe. 
Am 18. Februar wurde eine Reise nach den 
Inseln Ouman, Fefan und Param angetreten. Zur 
Erledigung der laufenden Geschäfte auf diesen Inseln 
wurde auch der 19. verwendet. 
Am 20. Februar und den folgenden Tagen 
wurde mit den Häuptlingen auf Uela verhandelt 
und einige Landstreitigkeiten zum Austrag gebracht. 
Am 24. Februar wurde die Kirche des auf 
eigene Faust das Missionswerk ausübenden Ameri- 
kaners Snelling auf Uela besucht. Er steht be- 
sonders auf der Insel Uela in hohem Ansehen bei 
den Eingeborenen, was schon daraus hervorgeht, 
daß augenblicklich noch zwölf eingeborene Lehrer, 
hauptsächlich aus den Mortlocks, für ihn thätig sind. 
Vom 25. bis 28. Februar wurden die west- 
lichen Inseln der Lagune Udot, Eot, Romalu, die 
Tol-Gruppe und Falabequets bereist. 
Anfang März kehrte die „Oceana“ von Jap zurück. 
Am 6. März wurde die Rückreise nach Ponape 
angetreten, wo am 8. März wieder eingetroffen wurde. 
Als Zweck der Unternehmung war die Lösung 
folgender Aufgaben angeordnet: 
1. Die Befestigung des gewonnenen Zusammen- 
hanges mit den Eingeborenen. 
2. Die Vervollständigung des aufgestellten Ort- 
schaftsverzeichnisses. 
3. Die Ermittelung des Standes der Bewaffnung 
mit Feuerwaffen. 
4. Die Klarstellung und Beseitigung der noch nicht 
völlig erledigten Land= und Schadensersatz- 
ansprüche. 
5. Die Aufbringung der unsauberen Elemente 
weißer Bevölkerung. 
Zu 1. Es ist mir gelungen, die Häuptlinge 
sämmtlicher Inseln zu versammeln. Die Verhand- 
lungen fanden der Reihe nach auf den Inseln 
Ouman, Fefan, Param, Uela — dort waren die 
Häuptlinge dieser Insel mit denen von Toluas und 
634 
  
Fana zusammengekommen —, auf Udot. Eot, # 
malu, in der Tol-Gruppe auf Pata, Polle und er 
Tol selbst, schließlich auf Falabequets statt. # 
Dolmetscher hatte ich einen in Ruk geborenen Mit, 
ling, Namens Wilhelm Hartmann, angenommen, u 
dem ich mich gut verständigen konnte, so deß it 
bei den Verhandlungen keinerlei Schwierigke#### 
gaben. Hartmann und einer seiner Brüder sole 
die Einzigen sein, die auf allen Inseln in der 
Lagune Bescheid wissen und sämmtliche Sprache 
dialekte beherrschen. Auf Ouman, Fefan und K#. 
fand ich aus Ponape stammende Missionslehre der 
Ich hatte dort Gelegenheit, mich der Ponapesprack 
als Verständigungsmittel zu bedienen und fand de 
bei, daß die Sprache in Ruk doch viel Aehnlichter 
mit der Ponapesprache hat. Nur halte ich lcheen 
für weitaus schwieriger für den Europäer zu # 
lernen als Ruk. 
Bei den Verhandlungen mit den Stamme 
häuptern, die, trotz der oft weiten Entfernmger 
überall vollzählig erschienen waren, wurden un 
denselben ihre Pflichten der Regierung gegenür. 
und ihre Pflichten und Rechte als Häuptlinge u 
das Eingehendste besprochen. Sie wurden auch u 
erster Linie darüber belehrt, daß es für die Er 
wickelung der Inseln dringend nothwendig sei, u 
die Anpflanzung von Kokosnüssen und Brotfrüche 
Bedacht zu nehmen, und daß es ihre Pflicht sei # 
jedem Stamme alljährlich pflanzen zu lassen. 
Ein Auszug aus den nach Uebernahmne ### 
Karolinen in Ponape von den Stammeshäupter 
unterzeichneten Bestimmungen der Regierung, Pflicher 
und Rechte der Häupter und des Volkes, wurd 
überall von den versammelten Häuptlingen unter der 
sichtbaren Zeichen des Einverständnisses unterschriett 
Soweit ich in der kurzen Zeit Einblick in 7 
Verhältnisse gewinnen konnte, scheint die greß- 
Schwierigkeit, mit der die Verwaltung zu wechr 
haben wird, in der Zersplitterung des Vollch #½ 
eine Unmenge einzelner Stämme zu liegen. 1. 
verschiedenen Inseln haben kein gemeinsames Cbei 
haupt, jeder Stamm ist unabhängig von dem Nat 
barstamm. In den einzelnen Stämmen wieder nus#e 
die stärkeren Sippen rücksichtslos ihre Ueberlegende 
aus und versuchen, dem überall wenigstens dem Naue 
nach bestehenden Häuptling entgegenzuarbeiten. Einr 
Beweis liefert der letzte Krieg, wo es Melemel, ke 
nicht zu den Stammeshäuptern gerechnet wird, m 
seinem Anhang gelungen ist, die Bewohner der ganze 
Gruppe in zwei Parteien zu trennen und eine 
blutigen Krieg zu entflammen. Ich habe aus dier 
Gründen nicht versäumt, den eingesetzten Häuptlinge 
alle nur mögliche Unterstützung seitens der Regierun 
zu versprechen. 
Zu 2. Das Ortschaftsverzeichniß auf den eir 
zelnen Inseln konnte vervollständigt werden. 2. 
Namen der von der Regierung anerkannten Häurt 
linge sind dem Volk bekannt gegeben, dieselben habe 
sich durch Namensunterschrift verpflichten müssen, i#r
	        
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