Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

gehende Zauberei in ihrer schlimmsten Gestalt werden 
uns die größten Schwierigkeiten bei der Bekehrungs- 
arbeit bereiten. Natürliche Ursachen und Folgen 
bestehen für die Balarra nicht, Alles wird ihrer 
Meinung nach von den Zauberern und Geistern be- 
wirkt. Solange nun Alles ihrem Wunsche gemäß 
geschieht, kümmern sie sich um Nichts, sobald aber 
irgend ein Unglück ihnen zustößt, tritt der Böse- 
geister-Dienst in den Vordergrund. 
  
Der Missionsschrift „Gott will es“ entnehmen 
wir aus den Berichten der Missionsgesellschaften für 
die Generalversammlung des Afrikavereins denjenigen 
des apostolischen Vikariats Süd-Sansibar: 
Dar-es-Saläm, 25. April 1901. 
Die Präfektur zählt acht Stationen, welche sich 
auf vier Bezirke vertheilen. Die Küstenstationen 
Dar-es-Saläm und Kurasini (Kollasini) nahmen ihre 
regelrechte erfolgreiche Entwickelung. Dar-es-Saläm 
zählt 416 Katholiken, Kurasini 400; im Mädchen- 
waisenhaus in Dar-es-Saläm sind 112 Zöglinge, 
im Knabenwaisenhaus zu Kurasini 158; die dortige 
Lehrerschule zählt 40 Kandidaten. Von den Schulen, 
welche ich in verschiedenen Dörfern Usaramos bei 
der Hungersnoth gründete, mußte ich manche wegen 
mangelhafter Betheiligung der Bevölkerung wieder 
aufgeben, wenngleich ich die Hoffnung hege, daß 
späterhin der ausgestreute Samen Früchte bringen 
wird. Im Bezirke unserer ehemaligen Missionsstation 
zu Pugu ist die Seelsorgethätigkeit von Erfolg be- 
gleitet. 
Im Uhehebezirk können unsere zwei dortigen 
Stationen Iringa (Tosamaganga) und Madibira nur 
langsam Einfluß gewinnen. Wie sich dieses hart- 
näckige Bergvolk bis beinahe zur Vernichtung gegen 
die deutsche Herrschaft gesträubt hat, so kann es sich 
auch äußerst schwer entschließen, seine traditionellen 
heidnischen Anschauungen gegen die Lehren des 
Christenthums zu vertauschen. 
Sehr erfolgreich wirkt die Mission im Süden 
der Präfektur auf unseren Stationen Nyangao und 
Lukuledi. In den letzten 1½ Jahren hat Nyangao 
trotz seiner schwierigen, ungesunden Verhältnisse einen 
sehr erfreulichen Ausschwung genommen. Schöne, 
geräumige Schulgebäude wurden hergestellt, verschie- 
dene ökonomische Bauten ausfgeführt, auf einem eine 
Stunde entfernten Berge ein kleines Sanatorium für 
die fieberreiche Regenzeit errichtet, in sieben Dörfern 
wurden Schulen und Lehrerwohnungen gebaut und 
endlich im Verlaufe des letzten Sommers auf der 
Station selbst eine schöne geräumige Kirche. Für die 
Missionsthätigkeit sind die dortigen Leute sehr zu- 
gänglich, und es steht zu erwarten, daß in wenigen 
Jahren Nyangao ein ausgedehnter christlicher Bezirk 
sein wird. Auch auf unserer ältesien Innenstation 
Lukuledi schreitet die Missionsthätigkeit erfolgreich 
voran. Die Station zählt jetzt über 600 Christen 
und 300 Katechumenen. 
638 
  
In Ungoni, wo wir die Stationen Peramih 
und Kigonsera haben, entwickelt sich die Mission seh 
aussichtsvoll. Unsere dortigen Stationen sind nock 
zu jung, um Zahlenerfolge aufweisen zu können. Abe 
im Allgemeinen sind die so kriegerischen und räube 
rischen Wangoni sehr zugänglich für die Missions 
thätigkeit, und kann die Mission schon in naher Zu. 
kunft auf Erfolg rechnen. 
Im letzten Jahre stand unsere Präfektur unter 
dem Zeichen der Kirchenbauten. Die große Kirche 
in Dar-es-Sal# ist im Rohbau fertiggestellt und 
trägt nun den Dachstuhl, in Nyangao und Lukuledi 
wurden geräumige Kirchen aus getrockneten Lehm- 
ziegeln gebaut, in Iringa, Madibira und Peramiho# 
wurden Kirchen aus Bruchsteinen oder gebrannten 
Lehmziegeln theilweise fertiggestellt. 
In der Präfektur wirkten im Jahre 1900 zehn 
Patres, 15 Brüder und 17 Schwestern; auf acht 
Stationen waren 1700 Christen und 1300 Katechu- 
menen; in 26 Schulen wurden 761 Schüler unter- 
richtet, in den Waisenhäusern 429 Zöglinge erzogen. 
Die Missionare wurden in ihrer Thätigkeit durch 
18 eingeborene Katecheten unterstützt. 534 Taufen 
sind gespendet worden. 
  
Dem „Afrika-Boten“ entnehmen wir folgenden 
Brief einer Missionsschwester: 
St. Maria von Rubaga, 15. März 1901. 
Meeine vielgeliebten Eltern! 
Zwei Patres aus Uganda kehren nach Curopa 
zurück, und da die Gelegenheit gerade günstig ist, 
schicke ich Euch einige von den Eingeborenen gefer- 
tigten Gegenstände mit. 
Uns Schwestern geht es immer noch gut; von 
den Patres kann ich nicht dasselbe sagen, da sie mit 
Arbeiten überhäuft sind. Unsere Hauptbeschäfügung 
besteht im Unterrichten. Ist der Unterricht beendet, 
so sind wir frei, mit Ausnahme einiger Besuche, 
welche doch nicht so sehr ermüden. 
Beifolgend sende ich Euch einen Brief eines unserr 
Mädchen, so wie sie ihn mir geschickt hat, welcher 
wörtlich übersetzt so lautet: 
„Guten Tag, meine Große (meine Alte), welche 
ich so lieb habe; guten Tag, meine Große (meine 
Oberin), meine vielgeliebte Mutter. Du weißt nicht 
wie sehr ich Dich liebe. Wenn ich Dich nur sehe, bin 
ich so zufrieden, wie ein Kind zufrieden ist, wenn e 
seine Mutter sieht. Besten Dank für alle Arbet, 
welche Du vom Morgen bis zum Abend verrichtei. 
Nun wohl, meine Mutter, ich komme, um Dir von 
anderen Dingen zu sprechen. Meine Mutter, scheule 
mir ein Gesangbuch mit Noten, damit ich Gesänge 
lerne, große Gesänge, meine Mutter, ich bitte Dich 
darum, verweigere mir es nicht, habe Erbarmen 
mit mir. » 
Auf Wiedersehen! Besten Dank, der liebe Gott 
möge Dich beschützen, und die allerseligste Jungfrau 
Maria, unsere Mutter und der heilige Joseph Dr 
helfen. Ich Rosa, Dein Kind.“
	        
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