Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

wohl empfehlen, wo ja nicht selten eine der Regen- 
zeiten ausbleibt und viele Kulturpflanzen infolge der 
dadurch entstehenden längeren Trockenzeiten geschädigt 
werden. Nach dem, was wir über die Bio- 
logie der Manipébastaude wissen, sind wir 
zu der Hoffnung berechtigt, daß dieselbe in 
Ostafrika gut gedeihen werde, und daß durch 
dieselbe das an Kulturgewächsen relativ 
arme Ostafrika um eine ertragreiche, auch 
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bei anhaltender Trockenheit nicht versagende 
Kulturpflanze vermehrt werden 
könnte. 
Samen oder Stecklinge würden sich wohl ohne 
Schwierigkeit aus Brasilien beschaffen lassen. 
Ueber die DPitafaser. 
Einem Berichte des Kaiserlichen Konsuls in 
Popayän entnehmen wir Folgendes: 
Unter dem Namen „Pita“ sind im tropischen 
Westamerika mehrere Gespinnstfasern bekannt und 
im Gebrauche, über deren Herkunft, Zugehörigkeit 
und Werth viel Unsicheres verbreitet ist. 
Der Pitafaser ist bisher wenig Beachtung ge- 
schenkt worden. Oft sind Faserstoffe mit diesem 
Namen bezeichnet worden, die nichts mit der Pita 
gemein haben und den Werth der echten Pita frag- 
lich machten, z. B. die groben Fasern der Four- 
croya gigantea. Die echte Pitasaser entstammt, 
soweit die Westküste von Südamerika zwischen Nord- 
sind dünn, sehr fest, weich wie Flachs, von grünlich- 
weißer Farbe und seidenartig glänzend. Die Blüthen, 
von hellrothen, stachelig berandeten, hornartigen 
Brakteen umgeben, sind hellviolelt-roth und flehen 
an einer kurzen fleischigen Spindel, dicht zusammen- 
gedrängt in einem plump-keiförmigen Blüthenstand, 
der sich im Centrum der Pflanze nur wenige Centi-= 
meter über den Boden erhebt. 
An der Westküste von Südamerika wird die 
Pitafaserpflanze von Guatemala durch ganz Central- 
amerika, Columbien und Ecuador bis Nordperu. 
und vom Meeresstrande bis 1000 m Bodenerhebung 
ziemlich allgemein, aber meist nur sporadisch wachsend 
angetroffen. Am häufigsten kann dieselbe auf dem 
JIsthmus von Panama und am Fuße der Westandes 
von Ecuador (im Littoral-Gebiete des Guayss 
beobachtet werden. Im Binnenlande kommt sie 
sporadisch in den Thälern des Cauca und Mogde- 
hat. 
peru und Centralamerika in Betracht kommt, einer 
Bromeliaceenart, welche unter dem Namen Karatas 
pluwieri, E. Morr. (Bromelia Karatas I. Bromelia 
pita und Karutas pita) bekannt ist. Ob auch die 
von den Jibaros-Indianern im Gebiete von Guala- 
quiza, Nangariza und Zamora an den Ostausläufen 
des Ostrandes von Ecuador als Pita bezeichnete 
und für die gleichen Zwecke Verwendung findende 
Faser dieser Art entstammt, ist froglich. Sicher 
lena, häufiger dagegen am Fuße der Ostandes von 
Bogotä bei Villavicencio und bei Gualaquiza und 
Zamora, an den Ostandes von Cuenca und Soja 
vor, vorausgesetzt, daß man es in der letztgen annten 
Gegend botanisch mit der nämlichen Art zu thun 
Bei dieser großen Verbreitung begegnet man 
der Art doch nirgends in ausgedehnten Beständen: 
überall, selbst wenn man sie in den üppigsten und 
entlegensten Tropenwäldern antrifft, wo von einer 
Zuthat oder Kultur durch Menschenhand ganz und 
gar nicht die Rede sein kann, ist das Auftreten ver- 
einzelt, und die kleinen Bestände machen den Ein- 
druck, als seien sie die Ueberbleibsel oder Denkmäler 
längst verschwundener Ansiedelungen der Urein- 
wohner. Zu ihrem vollkommenen Gedeihen gebrauch: 
die Pita-Bromelia ein warmes Klima, viel und 
konstante Feuchtigkeit und Schatten. 
dürfte jedoch sein, daß dieselbe einer Karatasart ent- 
stammt und in Bezug auf OQualität eher über als 
unter der Faser der Westküste steht. 
Karatas Plumieri ist eine zu den Ananas- 
gewächsen gehörende, ausdauernde Pflanze, welche 
auf einem kurzen, dicken, meist nur wenige Centi- 
meter über dem Boden emporragenden Wurzelstock 
große, dichte Blattrosetten bildet. Nach dem Blühen 
treibt der Wurzelstock stets eine Anzahl kräftiger 
Seitenknospen, die sich schnell zu vollkommenen 
Pflanzen entwickeln, so daß die Art immer in 
großen Massen auftritt. Die Blätter, von lineal- 
riemenförmiger Gestalt, sind dünn, ledern, dunkel- 
stahlgrün, 6 bis 10 em breit und 1,8 bis 2,3 m 
lang, an den Rändern ungleich weit mit scharfen, 
krallenartigen, am Untertheile vereinzelt und nach ab- 
wärts gerichteten, nach der Spitze zu dichter stehenden 
und nach oben gerichteten, schwarzbraunen Dornen 
bekleidet und der Länge nach von dicht neben- 
einander liegenden Fasern durchzogen. Die Letzteren 
Die Gewinnung der Faser geschieht bis in die 
Gegenwart in äußerst primitiver Weise. Man 
schneidet die ausgereisften Blätter dicht über dem 
Boden ab, entsernt die Randstacheln und schabt 
dann das Blatt auf einem schräg gestellten Brei 
mit einem papiermesserartigen Holzspahne auf 
beiden Seiten so lange, bis die Fasern von 
allen Fleischtheilen frei sind. Je nachdem dieselbe 
verwendet werden soll, wird die so gewonnene Faser 
entweder erst gewaschen und in der Sonne getrocknet 
oder gleich nach dem Schaben aufgehängt. 
Hauptverwendung findet die Pitafaser heute, 
soweit die eivilisirte Bevölkerung Ecuadors und 
Columbiens in Betracht kommt, als Schuhmacher- 
und Sattler-Nähgarn und zur Anfertigung von 
Fischernetzen, wozu sie sich vorzüglich eignct. Zu 
Geweben wird dieselbe in neuerer Zeit wohl nur 
noch von den wilden Jibaros-Indianern im Osten 
Ernadors verarbeitet, und zwar sertigen diese 
ihre Hüften= und Lendentücher daraus. Die Tücher 
sind äußerst haltbar und weich und können sich 
hinsichtlich gleichmäßigen Gewebes vielen maschinellen 
Geweben getrost zur Seite stellen, obgleich das 
Garn mit der gewöhnlichen Puchicanga-Spinnspülle
	        
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