Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

ikte könnten beide Theile binden. Der einfache, 
cht zu erzielende Gewinn würde den intelligenten 
ngeborenen bald in die Augen fallen und sie die 
»xtheile eines verbesserten Viehstandes erkennen 
sen. 
3. Die Verwendung von Zugthieren würde 
genblicklich bei dem geringen Verständniß der Ein- 
borenen und der theilweise verbesserungsbedürftigen 
eschaffenhelt der Wege sich in geringen Grenzen 
lten. 
Zwei Momente jedoch dürften hier wesentlich in 
2 Wagschale fallen, nämlich das Projekt einer 
malspurigen Geleiseverbindung Lome—Klein-Popo 
id der Ausbau von Handelswegen nach dem 
anern. 
Lokomotiven dürften wegen der hohen Kosten für 
nschaffung für Heizmaterial 2c. wohl kaum in An- 
endung kommen, könnten jedoch die Firmen Zug- 
iere auf dem Geleise verwenden, welche bei geringen 
nterhaltungskosten große Arbeitsleistungen zu be- 
ältigen im Stande sind, so stände einer ausgiebigen 
enutzung des Geleises kein Bedenken mehr im 
lege. Die Verwendung von Pferden zur Personen= 
förderung dürfte jeden Maschinenbetrieb überftüssig 
achen. 
Der Verwendung von Zug= und Lastthieren auf 
en bereits vorhandenen Verkehrswegen nach dem 
munern stand bisher der Umstand im Wege, daß 
kinder und Pferde, vom Innern nach der Küste 
ebracht, fast ausnahmslos erkrankten und nament- 
ch von den Pferden die überwiegende Mehrzahl 
1 Grunde ging. Nachdem als Ursache dieser Krank- 
eit ein Blutparasit festgestellt ist, kann man sich der 
rwartung hingeben, daß ähnlich wie bei anderen 
rkrankungen auch hier ein Mittel gefunden werde, 
as entweder die erkrankten Thiere heilt oder die- 
alben gegen die Ansteckung, welche durch den Stich 
er Tsetsefliege vermittelt wird, unempfindlich macht. 
falls sich diese Hoffnung verwirklichen sollte, wird 
sch zweifelsohne der Waarenverkehr mit Hülfe von 
zug= und Lastthieren schnell und bedeutend heben 
mund verbilligen. Als Absatzgebiet für Zugthiere 
verden alsdann auch die verschiedenen Plantagen- 
internehmungen im Innern in Frage kommen, die 
isher der Hülfe von Arbeitsvieh schmerzlich ent- 
ehren mußten. 
4. Ich glaube nicht fehlzugehen mit der An- 
lahme, daß in den an unser Schutzgebiet anstoßenden 
anglischen und französischen Kolonien nicht anders 
vie in dem deutschen Küstenstreisen ein Bedarf an 
verthvollem Arbeits= und Schlachtvieh vorhanden 
st. Das Heranwachsen cines Bestandes an solchem 
Vieh wird ganz natürlicherweise auch einen er- 
höhten Erport nach den Nachbarkolonien zur Folge 
haben. Auch hier werden die intelligenteren Ein- 
geborenen gar bald die Vortheile, welche ihnen aus 
der Verbesserung ihrer Herden erwachsen, erkennen 
und ausnutzen lernen. 
Diesen Bedürfnissen nun, die sich natürlich zum 
Theil erst in einiger Zeit fühlbar machen werden, 
  
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muß schon jetzt Rechnung getragen werden, da die 
Beschaffung und Aufzüchtung des nöthigen Zugviehes 
gleichfalls einige Zeit in Anspruch nimmt. 
Da somit auch die Rentabilität des angelegten 
Kapitals erst nach längerer Zeit eintritt, wird ein 
Rrivatunternehmer sich wohl kaum zu solcher Anlage 
bereit finden. Vielmehr muß hier die Regierung 
cintreten und die nöthigen Mittel zu einem solchen 
Unternehmen aufwenden. 
Glücklicherweise hat nun das Gouvernement an 
der Küste die beste Gelegenheit, im Anschluß an schon 
Bestehendes diesen Versuch zu unternehmen. Herr 
Plantagenleiter Wöckel in Kpeme nimmt hervor- 
ragendes Interesse an der Aufzucht eines guten Vieh- 
schlages im Küstenstreisen und ist ohne Zweifel eine 
geeignete Persönlichkeit für ein derartiges Unter- 
nehmen. Seine bisherigen Erfolge in der Ausbildung 
von Stieren zum Zug sind hervorragend. Im 
eigenen Interesse der ihm anvertrauten Plantagen 
liegt es, sich für die Zukunft ein gutes Material an 
Zugthieren für den sich immer mehr ausdehnenden 
Betrieb zu sichern. 
Vorbehaltlich der Genehmigung des Aussichts- 
rathes seiner Gesellschaft hat er sich bereit erklärt, 
die Leitung des Versuches in die Hand zu nehmen. 
Ich stimme mit dem genannten Herrn in dem 
Vorschlag überein, von der Aufzucht des eingeborenen 
minderwerthigen, sogenannten Atakpameviehes abzu- 
sehen, da eine wesentliche Veredelung dieser Rasse 
auch unter günstigen Umständen erst nach einer län- 
geren Reihe von Kreuzungen möglich sein wird. Der 
Heranziehung des Buckelrindes aus dem hochgelegenen 
Innern steht vorläufig die Schwierigkeit im Wege, 
dasselbe durch die durch die Tsetsefliege gefährdeten 
Gebiete des Inlandes hindurch an die Küste zu 
bringen und in dem durch die feuchte Seebriese 
charakterisirten Küstenklima zu akklimatisiren. Somit 
bleibt allein die Einfuhr von gutem Zugvieh auf 
dem Seewege übrig. 
Als Bezugsquellen kommen zwei Gegenden in 
Betracht: Madeira und Teneriffa besitzen eine kräf- 
tige, als Zug= und Schlachtvieh gleich geeignete 
Rinderrasse. Die mit Teneriffavieh gemachten pri- 
mitiven Einfuhrversuche seitens einiger Schwarzer 
sind schon erwähnt. Immerhin beweisen dieselben, 
daß Madeiravieh sich an der Küste von Togo ein- 
gewöhnt. 
Ferner käme Deutsch-Südwestafrika in Betracht. 
Dieses Schutzgebiet, theilweise noch in den Tropen 
gelegen, besitzt einen Stamm von schönem, anspruchs- 
losem und bereits an schwere Arbeit, unter stark 
wechselnden Temperaturen, gewöhntem Vieh. Die 
Dauer der Seereise sowie die ärztliche Untersuchung 
vor der Abfahrt und nach der Ankunft schließen jede 
Gefahr einer Einschleppung der in Südafrika en- 
demischen Krankheiten aus. Von allergrößtem Vor- 
theil ist es ferner, daß uns eine direkte deutsche 
Dampferlinie mit jenem Schutzgebiet verbindet. Der 
Transport müßte von einem zuverlässigen und fach- 
kundigen Eingeborenen begleitet werden.
	        
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