In Bezug auf die Akklimatisation an der Togo-
küste sind die Chancen für Vieh aus Madeira und
Deutsch-Südwestafrika ziemlich gleich. Daraus folgt,
daß ein solcher Versuch auch mit Vieh von beiderlei
Herkunft gemacht werden muß, denn es steht zu er-
warten, daß sich je nach der Verwendung der ein-
geführten Rinder zur Zucht, zum Ziehen, zum Tragen
oder als Schlachtvieh gewisse Unterschiede bemerkbar
machen werden. Um ferner die Vollständigkeit des
Versuches durch etwaige Verluste nicht in Frage zu
stellen, müssen aus jeder der beiden Bezugsquellen
mindestens zwei Bullen und drei Kühe eingeführt
werden. Die Auswahl der zur Deckung vorzu-
führenden Kühe muß ohne Frage dem Züchter über-
lassen bleiben. Auf diese Weise ist zu hoffen, daß
innerhalb weniger Jahre sich an der Küste, speziell
in Bagida und Kpeme, ein Stock vorzüglichen Viehes,
das allen Anforderungen entspricht, herausgebildet
haben und damit eine bedeutende Vermehrung eines
gerade für eine tropische Kolonie außerordentlich
wichtigen Transportmittels und gleichzeitig eines
werthvollen Ausfuhrartikels erreicht sein werde.
Kautschukkultur in Atakpame.
Der Stationsleiter von Atakpame (Togo), Herr
Geo A. Schmid, berichtet über die Kautschukkultur
innerhalb seines Amtsbereiches, wie folgt:
Für den Bezirk Atakpame ist die Kautschuk-
gewinnung von großer Bedeutung, doch kommt einst-
weilen nur die Landschaft Akposso in Betracht. In
den anderen Landschaften: Atakpame, Sagada, Pessi,
Anyanya kommen wohl auch Kautschukpflanzen vor,
aber nicht in genügender Menge, um die Gewinnung
des Kautschuks lohnend zu gestalten.
In Akposso sind es zwei Landolphiaarten, die
Gummi liefern. Beide werden in der Enyhesprache
Agnälka und in der Akpossosprache Taku genannt.
Zur Verfälschung des Gummis wird der Milchsaft
einiger Ficusarten, besonders der Ficus Vogelii,
sehr häufig benutzt (Alposso: Alemla, Evhe: Anyi).
Weder Kickxia africana noch Kickxia elastica
habe ich bisher in Alposso gefunden. Die zwei
Landolphiaarten sind sehr deutlich voneinander zu
unterscheiden. Der Milchsaft der häufiger vorkom-
menden Art (Landolphia florida?) koagulirt an der
Luft sehr leicht bei Zusatz von Salz oder Citronen=
säure, der Milchsaft der zweiten Art (Landolphia
comorensis?) koagulirt nur nach Erwärmung.
Die Wurzeln der ersten Art werden sehr häufig
zur Herstellung des Wurzelgummis benutzt, wodurch
naturgemäß die Pflanzen der Ausrottung nahe ge-
bracht werden. Allerdings werden aus den Wurzeln
schneller größere Quantitäten gewonnen, während die
Gewinnung durch Rindenkerbung recht zeitraubend
ist. Es wäre sehr wünschenswerth, daß die Ge-
winnung von Wurzelgummi, von den Händlern beaten
rubber genannt, aus Lianen in der Kolonie gesetzlich
verboten würde. Wurzelkantschutpflanzen, Carpo-
dinus ., kommen in Akposso nicht vor, meines
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Wissens auch nur vereinzelt in anderen Geger
Togos. Es wird also aller Wurzelgummi, de
Togo gehandelt wird, aus den Wurzeln der Lie
hergestellt. Dabei steht der Wurzelgummi im P
niedriger als der andere Gummi.
In Akposso habe ich die Gewinnung von Gur
aus Lianenwurzeln untersucht und viele Orte ber
zur Neupflanzung von Lianen veranlaßt. Eine gr
Anzahl von Samen und Pflänzchen wurden a
gepflanzt. Orte, die den Raubbau zu weit getrie
hatten, wurden gezwungen, größere Anpflanzun
zu machen.
Bei Betrachtung der Kautschukoerhältnisse
Akposso liegt die Frage nahe, ob sich wohl die Kul
von Kautschukpflanzen als Volkskultur eignen wür
Ich möchte diese Frage entschieden bejahend bei
worten. Jedenfalls lohnt die Volkskultur besser #
die Großkultur. Abgesehen von Kautschuk liefemd
Bäumen, wie Kickxia, Ficus, Hanika 2c., die c#
große Kosten allmählich in größeren Mengen ei
geführt und vertheilt werden könnten, lohnt sich ou
die Anpflanzung von Landolphien für die Eingek:
renen. Die Samen lassen sich leicht sammeln, un
die Anpflanzung verursacht auch nicht große Müber
An Flußläufen und in nicht zu Farmzwecken benur
tem Busch würde sich die geringe Mühe des An
pflanzens und Reinigens nach einigen Jahren lohne
Ja selbst auf Farmland, das, wie fast allgemein
üblich, in acht= bis neunjährigem Turnus zu Farm-
zwecken benutzt wird, wäre die Bepflanzung mu
Lianen während der Brachezeit durchaus möglich un
sicher für den Eingeborenen rentabel. In steber
bis acht Jahren lassen sich die Lianen sehr gur
ausnutzen.
Natürlich ließe sich diese Volkskultur, wenn men
sie nicht auf unabsehbare Zeit verschleppen will, nur
mit einem gewissen Druck durchführen, der mit der
wachsenden Intelligenz der Eingeborenen von selbft
wegfallen würde. Nach Einführung dieser Volls-
kultur wäre auch gegen die Herstellung von Wurzel-
kantschuk nichts einzuwenden, da die Kautschukpflonzen
in dem Jahre, wo das Land zu Farmzwecken benuft
werden soll, ausgerodet und nach Möglichkeit ous-
genutzt werden können.
Deutsch-Hüdweftafrika.
Siedelungsgesellschaft für Deutsch- Südwestafrika.
Es liegt der Bericht vor für das Geschäftsiolr
1900. Zur Vermessung der der Gesellschaft zur
stehenden 10 000 qkm ist der Landmesser Her
W. Breil in das Schutzgebiet entsandt. Die Kost
der auf drei Jahre geschätzten Vermessungsarbeutr
dürften 45 000 bis 60 000 Mk. betragen.
Im Berichtsjahre wurden vier Farmen mit zu
sammen 32 000 ha und zu einem Preise von 2 be
2,30 Mk. pro Hektar verkauft, außerdem wurden in
Klein-Windhoek elf Heimstätten mit rund 15 ha ab-