Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

In Bezug auf die Akklimatisation an der Togo- 
küste sind die Chancen für Vieh aus Madeira und 
Deutsch-Südwestafrika ziemlich gleich. Daraus folgt, 
daß ein solcher Versuch auch mit Vieh von beiderlei 
Herkunft gemacht werden muß, denn es steht zu er- 
warten, daß sich je nach der Verwendung der ein- 
geführten Rinder zur Zucht, zum Ziehen, zum Tragen 
oder als Schlachtvieh gewisse Unterschiede bemerkbar 
machen werden. Um ferner die Vollständigkeit des 
Versuches durch etwaige Verluste nicht in Frage zu 
stellen, müssen aus jeder der beiden Bezugsquellen 
mindestens zwei Bullen und drei Kühe eingeführt 
werden. Die Auswahl der zur Deckung vorzu- 
führenden Kühe muß ohne Frage dem Züchter über- 
lassen bleiben. Auf diese Weise ist zu hoffen, daß 
innerhalb weniger Jahre sich an der Küste, speziell 
in Bagida und Kpeme, ein Stock vorzüglichen Viehes, 
das allen Anforderungen entspricht, herausgebildet 
haben und damit eine bedeutende Vermehrung eines 
gerade für eine tropische Kolonie außerordentlich 
wichtigen Transportmittels und gleichzeitig eines 
werthvollen Ausfuhrartikels erreicht sein werde. 
Kautschukkultur in Atakpame. 
Der Stationsleiter von Atakpame (Togo), Herr 
Geo A. Schmid, berichtet über die Kautschukkultur 
innerhalb seines Amtsbereiches, wie folgt: 
Für den Bezirk Atakpame ist die Kautschuk- 
gewinnung von großer Bedeutung, doch kommt einst- 
weilen nur die Landschaft Akposso in Betracht. In 
den anderen Landschaften: Atakpame, Sagada, Pessi, 
Anyanya kommen wohl auch Kautschukpflanzen vor, 
aber nicht in genügender Menge, um die Gewinnung 
des Kautschuks lohnend zu gestalten. 
In Akposso sind es zwei Landolphiaarten, die 
Gummi liefern. Beide werden in der Enyhesprache 
Agnälka und in der Akpossosprache Taku genannt. 
Zur Verfälschung des Gummis wird der Milchsaft 
einiger Ficusarten, besonders der Ficus Vogelii, 
sehr häufig benutzt (Alposso: Alemla, Evhe: Anyi). 
Weder Kickxia africana noch Kickxia elastica 
habe ich bisher in Alposso gefunden. Die zwei 
Landolphiaarten sind sehr deutlich voneinander zu 
unterscheiden. Der Milchsaft der häufiger vorkom- 
menden Art (Landolphia florida?) koagulirt an der 
Luft sehr leicht bei Zusatz von Salz oder Citronen= 
säure, der Milchsaft der zweiten Art (Landolphia 
comorensis?) koagulirt nur nach Erwärmung. 
Die Wurzeln der ersten Art werden sehr häufig 
zur Herstellung des Wurzelgummis benutzt, wodurch 
naturgemäß die Pflanzen der Ausrottung nahe ge- 
bracht werden. Allerdings werden aus den Wurzeln 
schneller größere Quantitäten gewonnen, während die 
Gewinnung durch Rindenkerbung recht zeitraubend 
ist. Es wäre sehr wünschenswerth, daß die Ge- 
winnung von Wurzelgummi, von den Händlern beaten 
rubber genannt, aus Lianen in der Kolonie gesetzlich 
verboten würde. Wurzelkantschutpflanzen, Carpo- 
dinus ., kommen in Akposso nicht vor, meines 
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Wissens auch nur vereinzelt in anderen Geger 
Togos. Es wird also aller Wurzelgummi, de 
Togo gehandelt wird, aus den Wurzeln der Lie 
hergestellt. Dabei steht der Wurzelgummi im P 
niedriger als der andere Gummi. 
In Akposso habe ich die Gewinnung von Gur 
aus Lianenwurzeln untersucht und viele Orte ber 
zur Neupflanzung von Lianen veranlaßt. Eine gr 
Anzahl von Samen und Pflänzchen wurden a 
gepflanzt. Orte, die den Raubbau zu weit getrie 
hatten, wurden gezwungen, größere Anpflanzun 
zu machen. 
Bei Betrachtung der Kautschukoerhältnisse 
Akposso liegt die Frage nahe, ob sich wohl die Kul 
von Kautschukpflanzen als Volkskultur eignen wür 
Ich möchte diese Frage entschieden bejahend bei 
worten. Jedenfalls lohnt die Volkskultur besser # 
die Großkultur. Abgesehen von Kautschuk liefemd 
Bäumen, wie Kickxia, Ficus, Hanika 2c., die c# 
große Kosten allmählich in größeren Mengen ei 
geführt und vertheilt werden könnten, lohnt sich ou 
die Anpflanzung von Landolphien für die Eingek: 
renen. Die Samen lassen sich leicht sammeln, un 
die Anpflanzung verursacht auch nicht große Müber 
An Flußläufen und in nicht zu Farmzwecken benur 
tem Busch würde sich die geringe Mühe des An 
pflanzens und Reinigens nach einigen Jahren lohne 
Ja selbst auf Farmland, das, wie fast allgemein 
üblich, in acht= bis neunjährigem Turnus zu Farm- 
zwecken benutzt wird, wäre die Bepflanzung mu 
Lianen während der Brachezeit durchaus möglich un 
sicher für den Eingeborenen rentabel. In steber 
bis acht Jahren lassen sich die Lianen sehr gur 
ausnutzen. 
Natürlich ließe sich diese Volkskultur, wenn men 
sie nicht auf unabsehbare Zeit verschleppen will, nur 
mit einem gewissen Druck durchführen, der mit der 
wachsenden Intelligenz der Eingeborenen von selbft 
wegfallen würde. Nach Einführung dieser Volls- 
kultur wäre auch gegen die Herstellung von Wurzel- 
kantschuk nichts einzuwenden, da die Kautschukpflonzen 
in dem Jahre, wo das Land zu Farmzwecken benuft 
werden soll, ausgerodet und nach Möglichkeit ous- 
genutzt werden können. 
Deutsch-Hüdweftafrika. 
Siedelungsgesellschaft für Deutsch- Südwestafrika. 
Es liegt der Bericht vor für das Geschäftsiolr 
1900. Zur Vermessung der der Gesellschaft zur 
stehenden 10 000 qkm ist der Landmesser Her 
W. Breil in das Schutzgebiet entsandt. Die Kost 
der auf drei Jahre geschätzten Vermessungsarbeutr 
dürften 45 000 bis 60 000 Mk. betragen. 
Im Berichtsjahre wurden vier Farmen mit zu 
sammen 32 000 ha und zu einem Preise von 2 be 
2,30 Mk. pro Hektar verkauft, außerdem wurden in 
Klein-Windhoek elf Heimstätten mit rund 15 ha ab-
	        
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