—
mdern, die lesen, schreiben und rechnen, die am
weitesten Fortgeschrittenen üben auch Deutsch. Im
Lande selbst herrscht große Luft, schreiben zu lernen;
rom Kagera bis nach Usinja im Süden giebt es
num einen Häuptling von Ansehen, der nicht seinen
Oofsschreiber besitzt, einen früheren Zögling von uns.
Unsere Christen sind so ziemlich an der ganzen West-
kune des Viktoria-Sees zerstreut. Seit einiger Zeit
kommen im Süden des Kagera viele Bewohner von
liganda an, die aus ihrer Heimath vertrieben wurden.
ille diese Flüchtlinge waren an der Revolution be-
theiligt, die im letzten Jahre in Uganda tobte.
Einem Briefe des P. Bögershausen an die
Redaktion der „Monatshefte zu Ehren Unserer Lieben
Frau vom hlst. Herzen Jesu“ aus Vuna Pope
(Biemarck-Archipel) entnehmen wir Folgendes:
Die Erlernung der Sprache ist die erste Aufgabe
des neuen Missionars. Es ist aber für einen Euro-
nier ziemlich schwer, sich eine Sprache anzueignen,
wie die hiesige. Nicht nur fehlt jede Verwandtschaft
mit den Sprachen der zivilisirten Welt, sondern auch
die Art und Weise, sich ausgudrücken, ist, obwohl
681
regelmäßig, doch ganz verschieden von der unsrigen.
In der Kanachensprache fehlen die Hülfszeitwörter
„sein“ und „haben". Von „Sollen“ und „Müssen“,
von „Pflicht“ und überhaupt von Ausdrücken für
die Wiedergabe abstrakter Begriffe, ist keine Rede.
Ausdrücken für die Bezeichnung der Naturerscheinun-
gen und die Gebräuche unserer Kanachen. Mit der
Zeit und viel Geduld fängt man an, sich zu ver-
ständigen. — An der Nordküste Neupommerns so-
wie im Weberhafen befinden sich mehrere Stationen,
wo sich zwar noch keiner unserer Missionare nieder-
gelassen hat, wo die Leute aber schon Anhänger
unserer Religion sind. Da haben sie sich denn
meistens ein nettes Strohkirchlein erbaut, und ein
Katechet oder auch ein Heide, wenn ein Katechet noch
sehlt, meistens der Häuptling selbst, betet Sonntags
den oft zahlreich versammelten Leuten die Gebete
vor. Mit einem Lied wird dieser Lotu (Gottes-
dienst) dann gewöhnlich beendigt. — Am Oster-
montag galt es, die verschiedenen Stationen am
Weberhafen zu besuchen, um die augenblicklich gut
gesinnten Heiden zu ermuntern. Nach zweistündiger
Fahrt legten wir in Watom an, gegen 9 Uhr er-
reichten wir das Kap Livuan. Das nächste Ziel
vor. Da wurden nun große Quantitäten von Taros,
Bananen und geriebene Kokoskerne nebst heißen Koch-
steinen in Bananenblätter eingewickelt. Ich bemerkte
ein derartiges Ehbündel, das beinahe 1 m im Durch-
messer hatte und von vier Mann auf einer Art
Bambusbahre an den Ort getragen wurde, wo der
Schmaus stattfinden sollte. Eine stattliche Reihe
Kanachen folgte den Trägern; sie alle hatten nur ein
Verlangen, bald ihrem Magen etwas Leckeres zuzu-
führen und dazu noch in großen Portionen. Bei
dem Kanachen scheint die Freude um so größer zu
sein, je mächtiger der Eßhaufen ist, und mit wahrer
Sehnsucht erwartet er den Augenblick, wo er sich
darauf stürzen kann, um seinen Theil zu erwischen,
den er dann abseits von den Andern in aller Eile
verzehrt. Erst als das Festessen zubereitet war,
schien man sich wieder an unsere Gegenwart zu er-
innern; wir kauften einige Taros und Süßkartoffeln
für uns und unsere Ruderer und fingen dann an,
unsere Feldküche einzurichten. Ich finde es immer
interessant, hier unter Palmen Feuer zu machen und
mir das Mittagessen vorzubereiten. — Am folgenden
Morgen mietheten wir einen Auslegerkahn, um den
Karawat hinaufzufahren. Da entfaltete sich vor
meinen Blicken eines der schönsten Panoramen, die
ich je gesehen. Der ruhig fließende Strom mit seinen
Biegungen, hier und da gehemmt durch ungeheure
Bäume, rechts und links begrenzt durch den Wald
Dagegen findet sich ein großer Reichthum vor an
mit seinem mannigfaltigen Blätterwerk, seinen Ranken
und Lianen, das war eine Pracht sondergleichen.
In der Ferne sah ich die Höhenzüge mit den hohen
Kokosbäumen, deren Kronen sich im Winde wiegten,
dann wiederum in meiner Nähe die verschiedensten
Wasserpflanzen und Gräser. Leilder war es uns
nicht vergönnt, weiter den Fluß hlnaufzufahren, denn
dazu fehlte uns die Zeit. Wir drangen dann noch
etwas weiter in den Weberhafen und kamen bis nach
Mondres, wo wir eine herrliche Kokospflanzung
haben. Wir wunderten uns über die Fortschritte
derselben und besuchten die Stelle, an welcher dem-
nächst einer unserer Konfratres sich niederlassen wird.
Ueberall sahen wir die herrlichen großen Enkalyptus-
bäume zwischen einer ganzen Fülle von allerlei Blatt-
unserer Reise war Wlawolo, das Gebethaus des
Turramaqu (Herr Spitze des spanischen Nohres).
Wir trafen diesen zwar nicht an, um von ihm Aus-
kunft zu erhalten, aber viele Kanachen versicherten
uns, daß des Sonntags das Gebethaus nicht alle
Kirchenbesucher fassen könne. Etwas weiter in den
Weberhafen hinein kamen wir zur Station des Tapal
(Herr Häring) und zu dessen Bruder To Bebea ik
(Herr Flügelchen). Unzählige Leute waren dort neben
dem Gebethause versammelt. Eben bereiteten die
guten Leute, ihrer Sitte gemäß, ein Heirathsessen
werk emporstreben. In einigen Monaten wird
mancher von diesen Bäumen fallen müssen, da der
Herr Bischof dort eine Sägerei anzulegen gedenkt.
Aus fremden Rolonien und
Produhktionsgebieten.
Budget des Kongostaats für das Jahr 1001.
Das kürzlich veröffentlichte Budget des Kongo-
staates für das Jahr 1901 weist eine Gesammt-
ausgabe von 31 256 054 Francs auf, der eine
Gesammteinnahme von 30 751 054 Francs gegen-
übersteht. Es ergiebt sich hiernach ein Defizit von
505 000 Francs gegen 1 500 000 im Vorzjahre.
4