Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

wurden noch an demselben Tage übergesetzt. Am 
nächsten Morgen passirte ich mit Soldaten und 
Trägern in zwei Kanus den Fluß. Von hier führt 
jetzt ebenfalls ein breit ausgehauener, zumeist ebener 
Weg, der zum Theil früher schon bestanden hatte, 
dessen Vorhandensein aber von den Eingeborenen 
verheimlicht wurde, in etwa fünf Stunden durch die 
ausgedehnten Farmen von Nssanakang und Oseraya 
nach Ossidinge. Die Auswahl des Stationsplatzes 
war aus dem Grunde schwierig, weil die nach dem 
Croßfluß abfallenden Höhen sämmtlich sehr schmal 
und von zahlreichen tiefen Schluchten durchschnitten 
sind. Als geeignetster Platz erwies sich das Plateau, 
auf dem das westlichste der Abokumdörfer liegt. 
Das Plateau ist nach Ausführung bedeutender Pla- 
nirungs= und Aufschüttungsarbeiten bei einer Länge 
von etwa 120 m und Breite von etwa 50 m für 
die Anlage der eigentlichen Station Ossidinge aus- 
reichend. Die nächstgelegenen Wasserrisse und Mulden 
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sind hier nicht allzutief. Die Stationsgrenze bildet 
nach Westen gegen das Dorf Aban der kleine Ewaya- 
bach. Der Ekangfluß, der zur Zeit mannstief ist 
und anscheinend gutes Trinkwasser enthält, liegt 
innerhalb des Stationsbezirks; derselbe ist bereits in 
primitiver Weise überbrückt worden. Nach Osten 
bildet die Grenze ein jenseits des mittelsten, eben- 
falls seit längerer Zeit verlassenen Abokumdorfes 
etwa 800 m von der Station nach dem Croßfluß 
geschlagener Durchhau. Farmen befinden sich nicht 
innerhalb des Stationsbereichs. Das mit Oel= und 
Kokospalmen bestandene Plateau liegt etwa 50 m 
über dem Fluß und fällt ganz allmählich ab. 
Im nächsten Umkreis der Station, auf einer 
Entfernung bis zu 10 km, liegen elf zum Theil 
sehr bedeutende Dörfer, die theils über Land, tbeils 
mit Kanus bequem zu erreichen sind. Die Ent- 
jernung von den ersten Keakadörfern beträgt etwa 
vier Stunden. Die Eingeborenen waren bei unserem 
Anmarsch sämmtlich geflohen, kehrten aber auf die 
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Versicherung unserer friedlichen Absichten bald in 
ihre Dörfer zurück. Schon in den nächsten Tagen 
entwickelte sich ein lebhafter Verkehr. Sämmtliche 
Häuptlinge der Umgegend brachten Geschenke; auch 
kamen die Leute täglich mit Planten, Mams und 
Hühnern zum Markt. Es steht zu hoffen, daß der 
friedliche Verkehr andauern wird und die Eingebo- 
renen sich schnell an das Vorhandensein der Croß= 
flußstation gewöhnen werden. Mit dem Ausroden 
des Busches an dem Uferhang, Planiren des Platzes 
und Niederreißen eines Theils des Dorfes wurde 
sofort begonnen. Etwa zehn Hütten bleiben zur 
Unterbringung der Arbeiter, Soldaten und Lasten 
einstweilen stehen. Am 22. Juli fuhr ich mit dem 
Kanu der Station in 2½ Stunden bis zur Aya= 
mündung und marschirte von da nach Rssanakang. 
Am nächsten Tage traf ich wieder in Assakpe ein. 
Sergeant Dornecker verblieb mit 15 Soldaten und 
den meisten Arbeitern in Ossidinge. 
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Die Aufnahme des neuen Weges ssanakang— 
Ossidinge und eine nochmalige Flußaufnahme haben 
ergeben, daß das an der nördlichsten Flußbiegung 
gelegene Dorf Badje sehr nahe der deutsch-englischen 
Grenze liegt, aber noch in deutsches Gebiet fällt 
(vergleiche die Kartenskizze). 
Expedition des Freihberrn v. Stein. 
Ueber eine für die weitere Erschließung des 
Innern von Kamerun sehr bedeutungsvolle Expedition 
berichtet der Chef der Verwaltung des Ssanga- 
Ngoko-Gebietes, Oberleutnant Freiherr v. Stein, 
unter dem 25. Juni d. Is., wie folgt: · 
Vom4.bi815.21prilwurdedeerstMm 
Yukaduma (Plehns Bumbum) fast fertiggestellt Es 
  
besteht derselbe jetzt aus einem Wohnhaus (dreiRäume, 
einem Kasernement für 30 Soldaten, einem Acbeiter 
kasernement für 30 Mann, einer Wohnung für zwei
	        
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