niederlassungen, wo ich ebenfalls recht gut aufge-
nommen wurde. Meine Erwartungen betreffs des
Uebergangs über den Djah, der nun nördlich sowohl
wie südlich meine Route bereits von Bidjum ab in
verhältnißmäßig geringer Entfernung begleitete, stellten
sich als völlig irrthümlich heraus. Zwar existirte
eine große Handelsverbindung zu den Bule über den
Fluß nach Süden hinaus, jedoch war das westliche
Ende des großen Flußbogens noch bei Weitem nicht
erreicht, vielmehr anscheinend noch mehrere Tage-
märsche entfernt.
Ich stand nun vor der Alternative, mit einem
recht unvollkommenen Resultat meiner Erkundungen,
zumal auf diesem Djahufer Esokoi einen ganz vor-
geschobenen Posten ohne bedeutenden Handel bildet,
umzukehren oder, wie mir die allabendlich ausge-
rechneten und konstruirten Positionen des jeweiligen
Expeditionsortes zeigten, in wenigen Märschen bis
direkt an die Grenzen des mir früher von Westen
her bereits bekannt gewordenen Gebiets heranzugehen.
Meiner Berechnung nach mußte ich mich etwa bei
12° 30/ östl. Länge unter dem 3. Grad nördl. Breite
befinden, und den 12. Grad hatte ich seinerzeit von
Lolodorf aus bereits erreicht. Also fehlte offenbar nur
Weniges, um die gesammte mühsame Aufnahme durch
einen Anschluß nach Westen zu einer ungemein werth-
vollen zu machen. Lag doch die Möglichkeit vor,
durch Gewinnung eines Anschlusses im Westen eine
geschlossene Aufnahme Kamerun (Ort) —Ngoko ohne
allzu großen Aufwand an Zeit und Mitteln herzu-
stellen. Doch war diese Ueberlegung nicht die ein-
zige, die mich schließlich zum weiteren Vordringen
westwärts veranlaßte. Meine Berichte 2c. konnten
durch Vermittelung irgend eines Händlers einige
Tagemärsche weiter im Westen den vorgesetzten Be-
hörden mit einer Zeitersparniß von mehreren Monaten
zugehen. Ferner war die Expedition aus Ersparniß-
rücksichten von vornherein recht knapp mit Tausch-
waaren ausgerüstet, die in den noch unberührten
Landstrichen des Ostens wohl zur Noth ausreichten,
bei den schon bedeutend höheren Anforderungen an
Gegengeschenken und Lebensmittelpreisen im Bule-
land aber reißend zu Ende gingen und eine Rück-
verpflegung durch die unerwartet langen unbewohnten
Landstriche hindurch kaum mehr gestatteten. Zudem
lag die Wahrscheinlichkeit vor, durch Ankauf von
weiter im Westen bereits ungangbaren Artikeln, wie
gewissen Perlen r2c., die weiter im Osten aber noch
sehr beliebt sind, auf Monate hinaus eine sehr billige
Verpflegung etwa dreier Viertheile des schwarzen
Personals der Verwaltung zu sichern, und konnten
bequem und billig vielleicht einige Arbeitskräfte bei
dieser Gelegenheit angeworben werden.
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So wurde denn am 20. Mai der Weitermarsch
nach Westen immer noch innerhalb des Diahbogens
angetreten, der von hier ab offenbar von einer Breite
von etwa drei Tagemärschen wieder wohl sechs oder
mehr Tagemärsche breit sich öffnet. Auch sind wieder
geringe Höhenzüge von Esokoi ab bemerkbar, die bis
an das westliche Ende des Flußbogens, immer flacher
werdend, heranreichen. Trotzdem zunächst wiederum
eine drei Tagemärsche lange unbewohnte Waldzone
Esokoi von den westlicheren, dicht bevölkerten Bule-
gebieten auf dem Nordufer scheidet, entschloß ich mich,
innerhalb des Flußbogens weiter vorzudringen, einmal
um die Ausdehnung desselben nach Westen festzu-
stellen, dann aber auch, um der Gefahr aus dem
Wege zu gehen, auf der eigentlichen Handelsstraße,
die in Esokoi den Fluß überschreitet und dann am
Ufer entlang stromaufwärts durch starke Bulestämme
(Esampfang, Esamesale, Esangong, Ndong, Yemesoe)
führt, durch bedeutende Flußkrümmungen zu viel Zeit
zu verlieren, oder vielleicht gar zu weit nach Süden
geführt zu werden.
Die Verpflegungsfrage erledigte sich in diesen an
die besten Yaündelandstriche erinnernden Gegenden
sehr leicht. Am 25. Mai endlich wurden die größeren
Stämme der Ostbule in wieder sehr flacher Gegend
erreicht, und traf ich auch hier nirgends auf Schwie-
rigkeiten, ein Umstand, der zweifellos in erster Lmie
der wirklich sehr guten Führung des Expeditions-
personals zuzuschreiben sem dürfte, wie ich denn auf
der gesammten Expedition nicht die geringste Aus-
schreitung der Leute zu bestrafen hatte. Zwei weitere
Tagemärsche durch das dicht bevölkerte Land der
Esanku, wohl nach den westlicher ansässigen Yecomba
des stärksten Bulestammes, brachten mich an das Ende
des großen Djahbogens, und wurde der dort etwa
70 m breite, 7 bis 8 m tiefe Fluß auf äußerst pri-
mitiven Flößen mit einiger Schwierigkeit glücklich
am 28. Mai überschritten. Ohne irgend welche
Verwickelung durch abermals sehr stark bevölkerte
Gebietsstrecken der Esanku, Yetsang und Mesaman,
stets dem auf einen halben bis einen Tagemarsch
nördlicher fließenden Lobo, einem bedeutenden Neben-
fluß des Diah, folgend, gelangte die Expedition am
31. Mai an die Westgrenze dieser Bulestämme, die
ungefähr durch den nach Süden biegenden Oberlouf
desselben Flusses dargestellt wird, und erreichte am
1. Juni Oonne-melunne, einen mir bereits von früher
bekannten Mpfonghäuptling. Vom 29. Mai ab war
ich zweifellos in das von den Faktoreien der Ba-
tangalüste mit direkten Händlern bearbeitete Gebiet
gelangt. Nahe westlich Oonne-melunne erreichte die
Expedition den breit ausgeschlagenen und mit Brücken
versehenen Myfongweg, der Ngulemakong mit den
vom Loboübergang etwa einen Tagemarsch südlich
liegenden Yecombafaktoreien verbindet. Ich hatte
jetzt die Genugthuung, zu erkennen, daß die Expe-
dition wirklich in der beabsichtigten Gegend das
bereits bekannte Gebiet erreicht hatte. Mit einem
kleinen Umweg von etwa zwei Stunden nach Nord-
westen verließ ich diesen Mpfongweg am 4. Juni,
um in Sabbade (Evundo) den Anschluß an meine
bereits früher ausgenommene Route Ngulemakong —
Balasana zu gewinnen. Ein weiterer Tagemarsch
brachte mich von Sabbade nach Ngulemakong, wo
ich bis zum 14. Juni die Expedition, soweit es thun-
lich war, neu ausrüstete und gleichzeitig Aufnahme
und Berichte fertigstellte. Abgesehen von der Ar-
beiteranwerbung, für die der Aufenthalt wohl etwas
zu kurz bemessen war, zumal die mir bekannten Leute