—
ganze große Schar der Heiden vollstimmig psalmo-
dieren zu hören. Sie songen ebenso sicher wie die
Christen die Antiphone vom „Magnificat“ (meine
Seele erhebet den Herrn) und vom „Nunc dimittis“
(Herr, nun lässest Du Deinen Diener in Frieden
fahren). Auch Psalm 103 können sie antiphonisch
singen. Man sieht daraus, daß die Heiden ihr
Hausrecht in der Kirche in Ikombe werthschätzen.
Es waren etwa 20 Christen, 15 Katechumenen und
200 Heiden im Gottesdienst. Am Dienstag fand
ich in der Kirche, wo Schule gehalten wird, etwa
24 anwesend, Schüler, Katechumenen, Diakonen.
Eigentlicher Religionsunterricht wird den heidnschen
Schulkindern bisher nicht ertheilt. Ein Ersatz dafür
827
Stationschef in Kilimatinde unterstützt. Das Keiserl.
ist die Erklärung der aus dem Evangelienbuch ge-
lesenen Abschnitte.
ganz in den Anfängen, doch freute ich mich über
das glatte Lesen von etwa 4 bis 6 Schülern und
über 4 fast fehlerfreie Niederschriften eines Diktates.
Viel erbaulicher noch als die Schulprüfung war mir
die Diakonenkonferenz mit Isakaka (Isaak) und
Peteri (Petrus). Ich konnte es den beiden ehr-
lichen, treuen Christen abspüren, daß sie jedes
Wort der Mahnung mit Verständniß und Liebe
aufnahmen. Ihre Antworten waren Spiegel ihrer
Gesinnung, von Heuchelei und Wichtigthuerei keine
Spur. Nachmittags besuchte ich mit Bruder Nauhaus
alle Christen in den Häusern (12). Von den zum
Theil viereckigen Häusern, zum Theil runden Hütten
kann ich sagen: sie waren so sauber und alkurat
gehalten, daß man sich mit Vergnügen darin
miederließ.
In den „Nachrichten aus der ostafrikanischen
Mission“ berichtet Missionar Holst aus Kissarawe:
Augenblicklich weilt hier eine Nyamwesi-Ge-
sandtschaft. Der Sultan Wamba aus dem Bezirk
Kilimatinde hatte vor fünf Jahren seinen kleinen
Sohn der Deutschen Regierung zur Erziehung über-
geben. Diese schickte ihn nach Kissarawe. Der
junge „Prinz“ fand aber auf der Mission nicht
nur äußere Bildung, sondern auch den Heiland.
In der Taufe erhielt er den Namen Matthias.
Br. Liebau machte ihn darauf aufmerksam, daß er
später als Christ mitten in heidnischer Umgebung
einen schweren Stand haben würde. Aber er
wurde nicht schwankend, sondern meinte, er würde
ja die Bibel munehmen; sie sollte sein Schutz sein.
Er hat uns viel Freude gemacht, durch sein kindlich
fröhliches Wesen zuerst, jetzt durch seinen Fleiß in
der Schule und durch die Treue und durch die
Sorgfalt in seinem Aemtchen als Magazinverwalter.
Nun ist wahrscheinlich die Stunde gekommen, wo
er uns verlassen wird. Wenigstens hat sein alter
Vater eine Gesandtschaft hergeschickt mit der Bitte,
sein Sohn möge nun wieder heimkehren und ihm
in seiner Sultansarbeit helfen, da er schon so alt
sei. Die Bitte des Vaters, der ein treuer Freund
und Unterthan der Deutschen ist, wurde von dem
Natürlich steht die Schule noch
Bezirksamt in Daressalaam aber möchte Matthias
noch weiter ausbilden und womöglich Deutsch lernen
lassen. Die Zeit des Wartens auf eine endgültige
Antwort hat vielleicht auch ihren Segen. Die
Leutchen (6 Männer, 2 Frauen, 1 Knabe) hören
täglich Gottes Wort und bekommen, zumal in dieser
letzten Zeit, wo so viel krank sind, auch einen Ein-
druck von der christlichen Liebe. Es sind bescheidene,
dankbare Leute, die schon großes Zutrauen zu uns
gewonnen haben. Wenn nun die Entscheidung so
ausfällt, daß Matthias in seine Heimath zurückkehrt,
so hat er doch einen kleinen Kreis von Leuten, die
Kissarawe kennen und christliche Luft geathmet
haben.
Kameruner Schulbilder entwirft im „Evange-
lischen Heidenboten“ Missionar Göhring in Bonaberi.
Er schreibt u. A.:
Wir haben in unserem Stationsgebiet nicht we-
niger als 24 Missionsschulen mit im Ganzen beinahe
700 Schülern. Sie alle wollen von hier aus bedient
und beaussichtigt werden. Die Schulhäuser, die zu-
gleich als Kapellen dienen, sind entweder aus Matten
von Palmblättern gebaut, oder aber sie haben Wände
aus Lehm oder Blech und sind nur mit Matten
bedeckt. Ist solch eine Hütte baufällig, dann steht
es trotz allen Ermahnens und Treibens oft geraume
Zeit an, bis der Schaden ausgebessert oder eine neue
Hütte gebaut wird. Früher hat uns in solchen Fällen
unser Komitee in Basel mit einem kleinem Geldbeitrag
unter die Arme gegriffen; jetzt geschieht das nicht
mehr, um die Neger frühe dazu zu erziehen, daß sie
für ihre Schulbedürfnisse selber sorgen. Bei den
Schülern müssen wir uns oft wundern, was für
nette Fortschritte im Lernen viele von ihnen trotz der
schwierigen Verhältnisse machen. Viele können im
Neuen Testament ganz fließend lesen, schreiben recht
sauber und korrekt, sind bewandert in den vier Rech-
nungsarten, können eine ganze Anzahl Bibelsprüche,
Liederverse und Katechismusfragen auswendig, und
viele biblische Geschichten erzählen sie wie am Schnür-
chen. Singen können sie nicht gerade schön, dagegen
aber tüchtig schreien! Wer die Iungend hat, sagt das
Sprüchwort, der hat auch die Zukunft. Wenn wir
die Liuste unserer Taufbewerber ansehen, so finden
wir, daß sich meistens nur solche zum Unterricht
melden, die unsere Schule besucht haben. Wir dürfen
daher wohl sagen: die Schule ist der wichtigste Zweig
unserer Kameruner Missionsarbeit; ihm müssen wir
deshalb auch am meisten Zeit und Kraft widmen.
In der Zeitschrift „Die Katholischen Missionen“
finden wir über die Thätigkeit der Steyler Mission
in Togo folgende Nachricht, die einem Brief des
P. Kost entnommen ist:
In Lome ist es allmählich gelungen, die Wohnungs-
verhältnisse der Missionäre zu bessern und dadurch
dieselben mehr gegen die schädlichen Einwirkungen