Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

des Klimas zu schützen. Das Häuflein der Christen 
ist stetig gewachsen (jetzt an 1500), und die zahl- 
reich besuchten Missionsschulen (an Knaben allein 
über 800) berechtigen zu den schönsten Hoffnungen 
für die Zukunft. Mit den Erwachsenen ist hier 
wie in den meisten afrikanischen Missionen im All- 
gemeinen wenig anzufangen. Die herrschenden heid- 
nischen Sitten und Gewohnheiten üben einen so 
mächtigen Einfluß auf die Neger aus, daß es fast 
wie ein Wunder erscheint, wenn Jemand den Muth 
zeigt, allen diesen Einflüssen zu trotzen. Die Fetisch- 
Priester wissen ihre despotische Gewalt über die 
Menge mit wirkungsvollen Mitteln aufrecht zu er- 
halten, so daß ihre Ungnade und ihre Drohungen 
gar sehr gefürchtet werden. Allerdings hat die 
Regierung ihnen bezüglich ihres verbrecherischen 
Treibens das Handwerk gelegt, wenigstens für die 
Oeffentlichkeit. Aber zweifellos geschieht noch vieles, 
was nicht an das Tageslicht kommt, den Betheiligten 
aber als eine Strafe des erzürnten Fetisches gilt. 
Bislang hatte sich die Thätigkeit der Missionäre 
hauptsächlich auf die Küste und deren nächste Um- 
gebung beschränkt. Im vergangenen Jahre hielt 
die Mission die Zeit für gekommen, auch im Innern, 
hier allgemein „Busch“ genannt, Missionsstationen 
anzulegen. Schulen waren freilich schon seit einigen 
Jahren vereinzelt im Innern eingerichtet worden; 
aber bei ihrer weiten Entfernung von der Küste 
war die nothwendige regelmäßige Visitation der- 
selben seitens der Missionare ausgeschlossen. Die 
erste Buschstation wurde im vorigen Jahre in Atak- 
828 
  
  
pame, ca. 36 bis 40 Stunden von der Küste nord- 
wärts gelegen, errichtet. Zwei Patres und ein 
Bruder sind daselbst stationirt. 
Nach einem Artikel von D. A. Merensky in der 
„Allgemeinen Missions-Zeitschrift“ bietet die Arbeit 
der Rheinischen Missionsgesellschaft in Deutsch- 
Südwestafrika ein erfreuliches Bild. Es arbeiteten 
hier 35 Rheinische Missionare auf 25 Stationen, 
und wenn noch einige Lücken ausgefüllt sind, wird 
eine weitere Anlegung von Hauptstationen nicht mehr 
nöthig sein. Augenblicklich geht durch Südwestafetika 
eine große Bewegung zum Chrisftenthum hin. Der 
letzte Jahresbericht der Rheinischen Gesellschaft zeigt, 
daß 1899 500 Heiden getauft werden konnten und 
1064 im Taufunterricht standen, von denen die 
Mehrzahl auf die bis dahm ziemlich unzugänglichen 
Herero kam. Auf der Station Okahandja wurden 
123 Erwachsene getauft, und 141 traten wieder in 
den Unterricht. Auf einer anderen Station Otji- 
hasnena, auf welcher die Gemeinde bisher nur 51 
erwachsene Glieder zählte, standen am Schluß des 
Jahres 188 im Taufunterricht. Im Einzelnen ist 
noch zu erwähnen, daß am 30. Juli (1899) in Be- 
thanien die stattliche Friedenskirche eingeweiht werden 
konnte, an der man zwei Jahre lang gebaut hatte. 
Zwei neue Stationen sind angelegt worden: im Osten 
  
  
Otjlkango. Der Mangel an tüchtigen eingeborenen 
Gehülfen machte sich bei dem gesteigerten Bedürfniß 
sehr fühlbar. Zur Ausbildung der Epvangelisten ist 
in Okahandja das Seminar „Augustineum" gegründet, 
welches sich in gedeihlicher Entwickelung befindet. Die 
deutsche Kolonialregierung steht den Eingeborenen und 
der Mission wohlwollend gegenüber. — Statistik der 
Rheinischen Mission in Deutsch-Südwestafrika im 
Jahre 1899: Stationen 25, Seelenzahl der Ge- 
meinden 10 989, Taufen von Erwachsenen 385, von 
Kindern aus den Heiden 124, Katechumenen 1064, 
Schüler 2218, Aufbringungen der Gemeinden 
13 267,69 Mk.*) Erinnert sei noch daran, daß im 
deutschen Theil des Ovambolandes auch 12 finnlän- 
dische Missionare arbeiten, welche auf drei Stationen 
725 Christen gesammelt haben. 
Ein in „Kreuz und Schwert“ veröffentlichter 
Brief des P. Ziegenfuß berichtet über die Missions- 
station Windhoek Folgendes: 
Vor Allem ist es die herrliche Lage, die unserem 
Missionshause den Charakter einer recht günstigen 
Stelle in Groß-Windhoek verleiht; auf einem sauft 
ansteigenden Hügel, ungefähr im Centrum der Stedt, 
liegt in freier und luftiger Höhe die Station der 
Unbefleckten Empfängniß“, eigentlicher Sitz des Prä- 
fekten des apost. Vikariates in Nieder-Cmmbebasien 
Ein Flügel des geplanten Missionsgebäudes ist mit 
an der Sonne getrockneten Ziegelsteinen bereits 1892 
aufgeführt; die Südhälfte umfaßt vier Zimmer mit 
einer kleinen Hausbibliothek, die Nordhälfte diem 
provisorisch als Missionskirchlein. Sämmtliche Räune 
sind nur mit dem Allernothwendigsten versehen; der 
Fußboden ist mit Steinplatten belegt, vier weiß 
Wände und darüber das mit schweren Steinen be- 
schwerte Wellblechdach. Die an sich einförmize 
Fassade des Hauses ziert eine dieses Jahr erbantm 
und hier zu Lande geradezu unentbehrliche Verande 
Linker Hand schiebt sich, nur einige Schritte vom 
Missionshause entfernt, ein zweiter Flügel senkrec 
zu unserer Wohnung vor. Durch die erste Thür 
treten wir direkt in das kleine Speisezimmer, das 
mit einer Küche und dem Proviantraume in Vel- 
bindung steht. Hieran schließen sich der Reihe nac 
aneinander an der Schlafraum für vier Loaienbrüder. 
das Schullokal für etwa 30 Kinder und die ver- 
schiedenen Werkstätten, wie Schmiede, Schreinerd., 
Schusterei und Schneiderei. Werfen wir nun eiren 
Blick in den Garten am Fuße des Hügels. Gerade 
ist der Bruder Gärtner damit beschäftigt, die Wein- 
reben zu beschneiden und zu einer prächtigen Weg- 
laube mitten durch den Garten aufzubinden. Eintze 
Negerknaben, flink und behende, helsen ihm bem 
Bewässern der Beete, beim Umgraben des Bodens- 
*) Mutlerweile ist der Jahresbericht pro 1900 erschienen. 
der melden darf, daß die Bewegung zum Christenthum hur- 
besonders auf den nördlichen Hererostationen, noch zuget 
nommen hat. Die Gesammtzahl der Getauften ist am 
  
die Station Okazeva und im Hererolande der Platz 12 164, die der Katechumenen auf 1623 gestiegen.
	        
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