Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

— 829 
andere tragen um die Wette in kleinen Körben oder 
Kasten guten Grund herbei und nehmen Steine mit 
fort. Des Morgens haben sie Schule und des 
Nachmittags steht auf dem Stundenplane „Hand- 
arbeit“ verzeichnet. Der untere Theil des Gartens 
ist für weitere Weinpflanzungen bestimmt; ein kleiner 
Theil des dazu bestimmten Feldes muß noch urbar 
gemacht und umgegraben werden. 
Von der Maristenmission in Samoa häören wir 
in derselben Zeitschrift: 
Unsere Schule von Apia ist dieses Jahr ganz 
besonders gesegnet, die Zahl der Schüler ist auf 
112 gestiegen, was in den vergangenen Jahren nie 
der Fall gewesen. Gewöhnlich hatten wir 80 bis 
90 Kinder, die unsere Schule besuchten. Wir haben 
etwa 50 katholische Kinder, die übrigen sind pro- 
testantisch. Alle machen uns Freude durch ihren 
Fleiß und ihr gutes Betragen. Die Kinder sind 
verhältnißmäßig sehr talentvoll. Um aber fremde 
Sprachen zu erlernen, Deutsch oder Englisch, haben 
sie viele Schwierigkeiten zu überwinden; es sind 
schon 4 bis 5 Jahre erforderlich, bis sie in diesen 
Sprachen genügend unterrichtet sind. Es fällt ihnen 
cecht schwer, ihre so leichte und zugleich wohlklingende 
Muttersprache ein wenig bei Seite zu legen. Be- 
ondere Anlagen bemerkt man bei vielen für die 
Mathematik, und mehrere haben es in diesem Fach 
zu einer schönen Fertigkeit gebracht. 
iebe und Gewandtheit zeigen sie zu gymnastischen 
lebungen. Kraft und Muth, selbst Kampfeslust 
cheint ihnen nicht zu fehlen. Die Lehrgegenstände 
„er oberen Klasse sind folgende: Religion, Lesen, 
Schreiben, Rechnen, Geographie, Geometrie, Welt- 
ind Naturgeschichte, Diktate, Aufsatz, Sprechübungen, 
geschäftsbriefe und Zeichnen. Große Sorge wird 
uch darauf verwandt, unsere Schüler mit der 
eutschen Sprache vertraut zu machen. Die bis- 
erigen Erfolge sind befriedigend. Vor zwei Jahren 
ründeten die Brüder hier eine zweite Schule, die 
leckerbauschule. Dieselbe befindet sich außerhalb der 
Stadt auf einem großen Landgute. Sie ist aus- 
chließlich für Samoanerknaben bestimmt, denen man 
ort eine gute Erziehung giebt und ihnen zeigt, wie 
e den fruchtbaren Boden ihrer schönen Heimaths- 
nsel bebauen können, um aus demnselben reiche 
Schätze zu ziehen. Es ist gewiß ein edles Streben, 
anach zu trachten, das aufkommende Geschlecht die 
hzewohnheit der Arbeit zu lehren, da das Volk hier 
in träges, arbeitsloses Leben führt. Würden sie 
yre Felder bebauen, so könnten sie daraus viel 
kutzen ziehen. Dieses ist also der Zweck dieser neuen 
lckerbauschule. Die Jünglinge, welche diese Schule 
erlassen, werden im Stande sein, selbst Pflanzungen 
on Kaffee, Kakao und Vanille anzulegen, oder wenn 
e das nicht wollen, so können sie ihre Dienste als 
frbeiter den hier wohnenden Fremden anbieten. 
das Land ist sehr fruchtbar und Vieles würde hier 
edeihen, wenn die nöthigen Hände da wären, um 
  
Große Vor- 
  
sttellten Mißbräuche soweit als möglich ab." 
die Erde zu bebauen. Man hofft, daß jetzt, seitdem 
das Land unter deutscher Schutzherrschaft steht, Alles 
neuen Ausschwung nehmen wird. In Moamoa geht 
Alles gut voran. Die Schüler sind gegenwärtig sehr 
zahlreich. Alle sind froh und zufrieden. Nach ihren 
Unterrichtsstunden arbeiten sie mit den Brüdern in 
den Pflanzungen; diese letzteren befinden sich in 
einem herrlichen Zustande. Die vor zwei Jahren 
angelegte Kakaopflanzung scheint am meisten zu ver- 
sprechen. Auch der Kaffee steht gut in Wachsthum. 
Neulich wurde auch Vanille in Moamoa eingeführt. 
Daneben haben die Brüder große Bananen= und 
Tarofelder. Moamoa hat eine schöne Zukunft vor 
sich. Unser Bischof wird dort ein Dorf gründen, 
die Schwesternschule und die Schule von Vaea dort- 
hin verlegen, so daß in Moamoa einst ein reges 
Leben herrschen wird. Die Ansicht von Moamoa- 
ist wunderschön. Die Schule der Brüder liegt in 
einem fruchtbaren Thale, ganz umgeben von Bergen 
und Hügeln, welche mit ihren immergrünen Wäldern 
dem Auge einen entzückenden Anblick darbieten. In 
den nahen Bergen entspringen rauschende Wald- 
bäche, die an mehreren Stellen herrliche Wasserfälle 
bilden. Was man in Moamoa besonders schätzt, ist 
die dort herrschende Einsamkeit. Man ist fern von 
dem Lärm und Tumult der Stadt. Soll es ja 
auch ein Asyl werden für die Missionare, welche 
dort in Krankheit und Alter Ruhe und Verpflegung 
suchen werden. — Der Geburtstag des Kaisers ist 
dieses Jahr in Samoa aufs Beste gefeiert worden. 
Die katholische Mission hat sich dabei in Nichts über- 
treffen lassen. Die ganze Stadt prangte im Fest- 
gewande, Fahnen und Kränze waren überall. 
Oeffentliche Spiele und Belustigungen, Tänze und 
Vorträge der Samoaner und Talolos, Festreden 
und Fackelzüge — nichts fehlte. In der katholischen 
Kirche wurde ein feierliches Hochamt celebrirt, 
welchem der Gouverneur, der Richter und der Hohe 
Häuptling Mataafa beiwohnte. P. Meyer hielt eine 
deutsche Predigt, in welcher er den Kaiser feierte. 
Der Bischof sprach auf Samoanisch. Damals lag 
kein Kriegsschiff vor Samoa; es wurden aber 
dennoch in Muldvai 21 Kanonenschüsse abgefeuert, 
zur großen Freude der Eingeborenen. 
  
Einem in dem Oktoberheft der Zeitschrift „The 
Missionary Herald“ veröffentlichten Berichte über 
die Thätigkeit und die Erfolge der Bostonmission auf 
den deutschen Karolinen entnehmen wir Folgendes: 
Am 1. März segelten die Missionare Price und 
Stimson von Ruk aus nach der Mortlockgruppe. 
„Auf jeder Insel“, schreibt Mr. Price, „begrüßten 
uns begeisterte Gemeinden von 125 bis 500 Mit- 
gliedern. Wir predigten ihnen, prüften die Tauf- 
bewerber, tauften die, die die Prüfung bestanden, 
trauten Paare, die auf uns gewartet hatten, tauften 
Kinder, feierten das heilige Abendmahl, nahmen Ein- 
blick in die Verhältnisse der einzelnen Kirchen und 
Ueber 
5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.