Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

die Kirchen sagt er: „Es giebt jetzt zwölf Kirchen 
im Bezirk. Zwei schöne neue sind seit meinem ersten 
Besuch (vor sechs Jahren) erstanden, eine in Lukunor, 
ein Steinbau, sehr groß, und eine in Ouiop. Beide 
sind mit fremdem Holz gedielt. Neun Kirchen sind 
wieder aufgebaut, vergrößert und anderweit verbessert 
worden. Für zwei Kirchen sollen jetzt Glocken be- 
schafft werden.“ Deutlich traten die Fortschritte in 
geistiger Beziehung bei der Mortlockbevölkerung her- 
vor. Der farbige Missionsgehülfe Moses drückte dies 
in einer an die Eingeborenen gehaltenen, deren An- 
schauungen angepaßten Ansprache, wie folgt, aus: 
„Als ich euch vor wenigen Jahren besuchte, da be- 
merkte ich, daß, wenn der Missionar kam und zu 
euch sprach, euer Gesicht weggewendet war und ihr 
nach anderen Leuten oder nach den Bäumen sahet; 
aber jetzt ist euer Auge auf den Sprecher geheftet, 
und euer Gesicht zeigt, daß ihr Antheil an dem 
nehmt, was man sagt.“ Zugleich ist eine moralische 
Hebung der Eingeborenen eingetreten. Der Bericht 
sagt darüber: „Gewisse Laster müssen sich jetzt ver- 
stecken. Gewisse Tugenden nehmen festere Gestalt an, 
und eine bessere sittliche Führung hat sich Bahn ge- 
brochen. Vielweiberei, Ehebruch und Unzucht sind 
jetzt entehrend, Kampf und Streit werden getadelt, 
Stehlen wird nicht geduldet, häßliche und gemeine 
Ausdrucksweise wird verabscheut.“ Ueber die allge- 
meine Lage der Inselbewohner sagt Mr. Price: „Auf 
allen Inseln sind die Leute an irdischen Gütern reicher 
geworden; nicht so sehr, weil die Erträgnisse zuge- 
nommen hätten, sondern weil die Leute llüger ge- 
worden sind und fleißiger sich um den Reichthum 
ihrer Inseln kümmern und arbeiten, um die Ertrags- 
fähigkeit des Landes zu heben. Sie lernen jetzt den 
Werth irdischer Güter allmählich schätzen. Es ist gar 
kein Grund vorhanden, warum nicht viele jener Kirchen 
bald sich selbst unterhalten können.“ Ueber Ruk sagt 
derselbe Missionar u. A.: „Indirekt ist die Errichtung 
deutscher Herrschaft eine Hülfe für unser Werk ge- 
wesen. Verschiedene Häuptlinge bitten jetzt um Lehrer, 
seitdem Krieg nicht mehr zu fürchten ist. Im Ganzen 
ist das Werk dort ermuthigend und die Zukunft ver- 
heißungsvoll.“ Ueber Ponape berichtet er u. A.: 
„Die Civilisation schreitet hier wie in den anderen 
Theilen der Inselgruppe fort, und neue und bessere 
Häuser werden erbaut. Der Gouverneur fördert 
Fortschritte in jeder nur möglichen Weise, und Ponape 
wird sicher mehr und mehr kultivirt. Der Gouver= 
neur hat die Herzen der Bevölkerung gewonnen und 
scheint ein gerechter, gütiger und verständiger Beamter 
zu sein, der die Missionare und ihr Werk nach 
Kräften fördert.“ 
  
RAus fremden RHRolonien und 
Produktionsgebieten. 
Dandel der Gilbert- und cEllice-Inseln im Jabre 1900. 
Der Handel der Gilbert= und Ellice-Inseln ge- 
staltete sich in den letzten fünf Jahren, wie folgt: 
830 
/ Ausfuhr 
Jahr Einfuhr Kopra Haifischflofsen Zusammen 
Werth in Pfund Sterling 
1896 12 829 19 591 467 20 058 
1897 16 132 16 739 305 17 044 
1898 20 115 32 739 617 33 356 
1899 25 487 26 131 580 26 711 
1900 20 359 21 165 417 21 582 
Trepang wird nur in geringen Mengen gesam- 
melt, obwohl diese Industrie einer Entwickelung fähig 
wäre. Die Preise sind aber zu gering, um die Ein- 
geborenen zum Sammeln und Bearbeiten von Trepang 
zu veranlassen. Perlmutterschalen sind wohl zei- 
weise gefunden und ausgeführt worden, es ist in- 
dessen noch nicht untersucht worden, ob die Inseln 
für die Gewinnung von Perlmutterschalen Aussicht 
bieten. 
Das Einfuhrgeschäft könnte sich heben, wemn mehr 
auf die örtlichen Bedürfnisse Rücksicht genommen und 
mehr Waaren von besserer Qualilät eingeführt würden. 
The Board of Trade Journal. 
  
Errichtung einer Lootsenstation in Dortugiesisch-Guinel. 
Einer Mittheilung der Wochenschrift „West-Afrikol“ 
zufolge hat die portugiesische Regierung am Eingange 
des Jattakanals (Portugiesisch-Guinea) eine Lootsen- 
station in Verbindung mit dem Feuerschiff . Rie 
Ave“ errichtet. Alle Schiffe mit Ausnahme vor 
Fischer= und Küstenfahrzeugen müssen bei der Ein- 
und Ausfahrt in den Kanal von Jatta und Ar3: 
einen Lootsen nehmen. Die Gebühren dafür sind 
folgende für Segel= wie Dampsschiffe: 
Außerhalb des Kanals und innerhalb nach Bissoo- 
1—10 Fuß 820 Reis für den Fuf, 
10—15 5650 
über 15 250 = 
Außerhalb des Kanals und innerhalb nach Bolamo. 
1—10 Fuß. 1100 Reis für den Fu 
10—15 = . 700 = s-- 
übek15-..450--- 
Dazu wird eine Leuchtthurmgebühr von 4½ Mir 
reis für das Schiff erhoben. 
  
Ueber die wirthschaftliche Lage Lambesiens. 
Ein in Lourengo Marques erscheinendes Ble# 
bringt einige interessante Nachrichten über die wirtz- 
schaftliche Lage Sambesiens. Es giebt dort de 
folgenden gewerblichen und Ackerbau-Gesellschaf#n 
und Firmen: · 
DieMosambiqukGesellschafydieeinenTW 
besuchtenSambesiuferöinnehat—dieLupth 
und die Bororgesellschaft — in Mopea die Mosam- 
bique-Zuckergesellschaft (Companhia do Assucar de 
Mocambique) — die Sambesigesellschaft — die 
ostafrikanische Z uckergesellschaft Companhia Assurcoreire 
da Africa Oriental) — in Quilimane die Oel= und 
Seifengesellschaft — die Sambesi-Kohlengesellschat 
— die Goldfields Sambesia News Company — die 
 
	        
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