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wandten, wo sie selten mit Altersgenossen zusammen-
kommen. Zudem habe ich ihnen eine Hütte gebaut,
die im Vergleich mit den armseligen Wohnungen
ihrer Landsleute königlich genannt werden darf.
Nach dem Schulunterricht müssen sie zur Arbeit,
entweder in ihre Pflanzungen, oder in den Garten
oder sie werden sonst irgendwo beschäftigt. Das
Arbeiten ohne jegliche Beaufsichtigung hält schwer
für die kleinen Baininger. Jeden Augenblick ent-
stehen Zwistigkeiten und Schlägereien. In einem
Nu stehen sie als Kämpfende einander gegenüber.
Steine, Holzstücke, Taroableger fliegen hinüber und
herüber, die Verwundeten heulen, und die Sieger
springen jubelnd in die Höhe, weil sie so gut ge-
zielt haben. Mein Erscheinen bringt dann wieder
Ruhe für einige Zeit. Um zugleich die Aufsicht
über sie zu führen und doch auch wieder in meiner
Arbeit nicht gestört zu sein, halte ich mich #m mitt-
leren Zimmer des Hauses auf, von dem ich die
kriegslustige Schar besser unter den Augen habe.
An Regentagen, wenn sie nicht ins Freie können,
finden die meisten Schlägereien statt."
RAus fremden HKolonien und
Produtktionsgebieten.
DBandel des Dafens von TLourenzo Maraques in den
UNonaten Jannar bis September 1900.
Die Einfuhr des Hafens von Lourenzo Mar-
ques bewerthete sich in den Monaten Januar bis
September 1900 anf 2745 943 Milreis, wovon
781516 Milreis auf die Einfuhr aus dem Mutter-
lande und 1964 427 Milreis auf die Einfuhr aus
fremden Ländern entfielen. Die Ausfuhr erreichte
einen Werth von 654597 Milreis, die Wieder-
ausfuhr einen solchen von 6256718 Milreis und
der Transitverkehr einen Werth von 1593189
Milreis. Der Küstenhandel belief sich auf 684770
Milreis, der Transitverkehr auf dem Seewege
auf 20 291 Milreis und die Umladung auf 210 803
Milreis.
(Boletin Offcial do Governo Geral da Provincia de
Mozambique.)
Werth der letztjährigen Baumwollernte in den
Dereinigten Staaten von Amerika.
Die Baumwollernte des Jahres 1900 im Süden
der Vereinigten Staaten von Amerika wird infolge
der hohen Preise den außergewöhnlich hohen Werth
von 450 bis 500 Millionen Dollars erreichen.
Trotz des im Vergleich zu früheren Jahren nur ge-
ringen Ertrages der Ernte, die von dem bekannten
und besonders in Europa tonangebenden Sachver-
ständigen Neill auf höchstens 9750 000 Ballen ge-
schätzt wird, dürfen damit die Farmer im Süden
auf einen um 150 bis 200 Millionen Dollars
reicheren Erlös aus dem Verkauf der rohen Baum-
wolle rechnen, als ihnen solcher in früheren Jahren
zu Theil geworden ist. Aber auch im Uebrigen
bringt die Baumwollernte dem Süden in der letzten
Saison überreiche Einnahmen. Dahin gehört in
erster Linie der Ertrag aus dem Verkauf des
Baumwollsamens, der bei dem hohen Preise der
letztährigen Baumwollernte den Gesammtwerth auf
500 Millionen Dollars bringen dürfte.
Ferner kommt die Verarbeitung der rohen Baum-
wolle wie des Baumwollsamens in Betracht; man
darf annehmen, daß die Baumwollfabriken des
Südens in der laufenden Saison 1750000 Ballen
im Werthe von 75 bis 80 Millionen Dollars ver-
arbeiten werden, gegen 1500000 Ballen in der
vorhergehenden Saison. Aus dem Rohmaterial
werden sie voraussichtlich Baumwollwaaren im Werthe
von 225 Millionen Dollars herstellen, so daß durch
diese Fabmkation ein Mehrwerth von 150 Millionen
Dollars geschaffen werden wird. Der Baumwoll=
samen findet Verwendung zur Herstellung von Baum-
wollsamen-Oel, -Mehl, -Kuchen und dergl., und
schließlich kommt auch der Werth der bisher haupt-
sächlich zu Düngzwecken verwandten Baumwollhülsen
in Betracht, für deren Verwerthung zur Papier-
fabrikation neuerdings eine Erfindung gemacht worden
ist, die, falls sie sich bewährt, in der Popierindustrie
eine vollständige Umwälzung herbeiführen dürfte.
Der Verkauf dieser Baumwollprodukte dürfte in der
Saison 1900/1901 den ungewöhlich hohen Erlös
von etwa 100 Millionen Dollars liefern.
Somit wird der Süden der Vereinigten Staaten
seiner letztjährigen Baumwollernte voraussichtlich
folgende Einnahmen zu verdanken haben: Für die
Baumwolle und den Baumwollsamen etwa 500
Millionen, für daraus hergestellte Baumwollwaaren
einen Mehrwerth von 150 Millionen und für sonstige
Baumwollprodukte 100 Millionen, insgesammt 750
Millionen Dollars.
(Nach der New-VYorker Handelszeitung.)
Die Rautschukindustrie Boliviens.
Beni und die Provinz Caupolican sind die
Hauptgebiete der bolivianischen Kautschukmdustrie.
Im Jahre 1896 wurden etwa 16000 Personen
mit dem Einsammeln von Kautschuk beschäftigt, und
seitdem hat sich die Zahl derselben sehr stark ver-
größert. Bis jetzt ist noch wenig geschehen, um das
Kautschukgebiet dem Verkehr zu erschließen. Die Me-
thode der Kautschukgewinnung in Bolivia ist sehr
unvollkommen und hat große Verluste zur Folge.
Der beste Kautschuk kommt von Bäumen, welche an
Stellen wachsen, die das ganze Jahr mit Wasser
bedeckt sind. Weniger guter Kautschuk kommt von
solchen Bäumen, deren Wurzeln nur einen Theil
des Jahres im Wasser stehen. An hoch gelegenen
Stellen kommt Kautschuk in großer Menge vor, ist