Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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wandten, wo sie selten mit Altersgenossen zusammen- 
kommen. Zudem habe ich ihnen eine Hütte gebaut, 
die im Vergleich mit den armseligen Wohnungen 
ihrer Landsleute königlich genannt werden darf. 
Nach dem Schulunterricht müssen sie zur Arbeit, 
entweder in ihre Pflanzungen, oder in den Garten 
oder sie werden sonst irgendwo beschäftigt. Das 
Arbeiten ohne jegliche Beaufsichtigung hält schwer 
für die kleinen Baininger. Jeden Augenblick ent- 
stehen Zwistigkeiten und Schlägereien. In einem 
Nu stehen sie als Kämpfende einander gegenüber. 
Steine, Holzstücke, Taroableger fliegen hinüber und 
herüber, die Verwundeten heulen, und die Sieger 
springen jubelnd in die Höhe, weil sie so gut ge- 
zielt haben. Mein Erscheinen bringt dann wieder 
Ruhe für einige Zeit. Um zugleich die Aufsicht 
über sie zu führen und doch auch wieder in meiner 
Arbeit nicht gestört zu sein, halte ich mich #m mitt- 
leren Zimmer des Hauses auf, von dem ich die 
kriegslustige Schar besser unter den Augen habe. 
An Regentagen, wenn sie nicht ins Freie können, 
finden die meisten Schlägereien statt." 
RAus fremden HKolonien und 
Produtktionsgebieten. 
DBandel des Dafens von TLourenzo Maraques in den 
UNonaten Jannar bis September 1900. 
Die Einfuhr des Hafens von Lourenzo Mar- 
ques bewerthete sich in den Monaten Januar bis 
September 1900 anf 2745 943 Milreis, wovon 
781516 Milreis auf die Einfuhr aus dem Mutter- 
lande und 1964 427 Milreis auf die Einfuhr aus 
fremden Ländern entfielen. Die Ausfuhr erreichte 
einen Werth von 654597 Milreis, die Wieder- 
ausfuhr einen solchen von 6256718 Milreis und 
der Transitverkehr einen Werth von 1593189 
Milreis. Der Küstenhandel belief sich auf 684770 
Milreis, der Transitverkehr auf dem Seewege 
auf 20 291 Milreis und die Umladung auf 210 803 
Milreis. 
(Boletin Offcial do Governo Geral da Provincia de 
Mozambique.) 
Werth der letztjährigen Baumwollernte in den 
Dereinigten Staaten von Amerika. 
Die Baumwollernte des Jahres 1900 im Süden 
der Vereinigten Staaten von Amerika wird infolge 
der hohen Preise den außergewöhnlich hohen Werth 
von 450 bis 500 Millionen Dollars erreichen. 
Trotz des im Vergleich zu früheren Jahren nur ge- 
ringen Ertrages der Ernte, die von dem bekannten 
und besonders in Europa tonangebenden Sachver- 
ständigen Neill auf höchstens 9750 000 Ballen ge- 
schätzt wird, dürfen damit die Farmer im Süden 
auf einen um 150 bis 200 Millionen Dollars 
  
reicheren Erlös aus dem Verkauf der rohen Baum- 
wolle rechnen, als ihnen solcher in früheren Jahren 
zu Theil geworden ist. Aber auch im Uebrigen 
bringt die Baumwollernte dem Süden in der letzten 
Saison überreiche Einnahmen. Dahin gehört in 
erster Linie der Ertrag aus dem Verkauf des 
Baumwollsamens, der bei dem hohen Preise der 
letztährigen Baumwollernte den Gesammtwerth auf 
500 Millionen Dollars bringen dürfte. 
Ferner kommt die Verarbeitung der rohen Baum- 
wolle wie des Baumwollsamens in Betracht; man 
darf annehmen, daß die Baumwollfabriken des 
Südens in der laufenden Saison 1750000 Ballen 
im Werthe von 75 bis 80 Millionen Dollars ver- 
arbeiten werden, gegen 1500000 Ballen in der 
vorhergehenden Saison. Aus dem Rohmaterial 
werden sie voraussichtlich Baumwollwaaren im Werthe 
von 225 Millionen Dollars herstellen, so daß durch 
diese Fabmkation ein Mehrwerth von 150 Millionen 
Dollars geschaffen werden wird. Der Baumwoll= 
samen findet Verwendung zur Herstellung von Baum- 
wollsamen-Oel, -Mehl, -Kuchen und dergl., und 
schließlich kommt auch der Werth der bisher haupt- 
sächlich zu Düngzwecken verwandten Baumwollhülsen 
in Betracht, für deren Verwerthung zur Papier- 
fabrikation neuerdings eine Erfindung gemacht worden 
ist, die, falls sie sich bewährt, in der Popierindustrie 
eine vollständige Umwälzung herbeiführen dürfte. 
Der Verkauf dieser Baumwollprodukte dürfte in der 
Saison 1900/1901 den ungewöhlich hohen Erlös 
von etwa 100 Millionen Dollars liefern. 
Somit wird der Süden der Vereinigten Staaten 
seiner letztjährigen Baumwollernte voraussichtlich 
folgende Einnahmen zu verdanken haben: Für die 
Baumwolle und den Baumwollsamen etwa 500 
Millionen, für daraus hergestellte Baumwollwaaren 
einen Mehrwerth von 150 Millionen und für sonstige 
Baumwollprodukte 100 Millionen, insgesammt 750 
Millionen Dollars. 
(Nach der New-VYorker Handelszeitung.) 
Die Rautschukindustrie Boliviens. 
Beni und die Provinz Caupolican sind die 
Hauptgebiete der bolivianischen Kautschukmdustrie. 
Im Jahre 1896 wurden etwa 16000 Personen 
mit dem Einsammeln von Kautschuk beschäftigt, und 
seitdem hat sich die Zahl derselben sehr stark ver- 
größert. Bis jetzt ist noch wenig geschehen, um das 
Kautschukgebiet dem Verkehr zu erschließen. Die Me- 
thode der Kautschukgewinnung in Bolivia ist sehr 
unvollkommen und hat große Verluste zur Folge. 
Der beste Kautschuk kommt von Bäumen, welche an 
Stellen wachsen, die das ganze Jahr mit Wasser 
bedeckt sind. Weniger guter Kautschuk kommt von 
solchen Bäumen, deren Wurzeln nur einen Theil 
des Jahres im Wasser stehen. An hoch gelegenen 
Stellen kommt Kautschuk in großer Menge vor, ist
	        
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