Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Geschäftsjahres fertiggestellt. Dieselbe wird durch 
eine 100 PS-Turbine, für welche der Bau eines 
Zuleitungsdammes von 700 m nötig war, betrieben. 
Zu der Anlage gehören zwei massive Trockenhäuser 
mit zusammen vier Trockenböden von je 100 qm 
Fläche, Pulperhaus, Maschinenhaus mit Kaffeeschäl- 
und Poliermaschine, drei Gär= und Waschceisternen 
und eine 4500 m lange, aus verzinktem Eisenblech 
hergestellte Kaffeetransportrinne, mittelst welcher die 
Kaffeekirschen aus der Mitte der Pflanzung den 
Pulpern zugeführt werden. 
Die Ausgaben belaufen sich auf 149 589 Mk., 
davon Abschreibungen 20 600 Mk. Verwaltungs- 
und Wirtschaftskosten in Sakarre 97 098 Mk., Ver- 
waltungskosten in Berlin (einschl. 8500 Mk. für eine 
Reise des Vorstandes nach Ostafrika) 31 836 Mk. 
Der Nettoerlös aus Kaffee beträgt 20 640 Mk. 
Verfügbare Mittel sind am Schlusse des Geschäfts- 
jahres vorhanden: Bankguthaben 25 833 Mk., noch 
nicht eingeforderte 25 pCt. auf Aktien 125 000 Mk. 
(Tropenpflanzer.) 
Ramerun. 
Eine daussa Rarawane in Buta. 
Der Kaiserliche Gouverneur von Kamerun be- 
richtet aus Busa unter dem 20. Dezember v. Js.: 
Als erfreuliches Zeichen für den Ausschwung des 
Handels durch Erschließung des ferneren Hinterlandes 
darf es betrachtet werden, daß vor kurzem eine 
Haussa-Karawane von 103 Köpfen von Banyo 
kommend in Bu5a eintraf, um am nächsten Tage 
nach Viktoria weiter zu gehen. Die Leute, zum 
erstenmal hier gesehen und in ihren malerischen 
Haussatrachten weidlich angestaunt, sind unter Führung 
eines Schutztruppensoldaten der Station Banyo in 
42 Tagen von dort hermarschiert und äußerten sich 
über den Weg recht befriedigt. Vor allem hat ihnen 
die absolute Sicherheit imponiert; sie sind voll- 
kommen unbewaffnet und führen schwere Elfenbein- 
lasten mit sich im Werte von über 10 000 Mk. 
Die Leute sind mit dem Dampfer „Nachtigal“ von 
Viktoria nach Duala gebracht worden, von wo sie 
nach Absatz ihrer Waren den Heimweg antreten 
werden. Falls die Kameruner Kaufshäuser sich ent- 
schließen wollten, Waren feil zu halten, die von den 
Haussa begehrt werden, was zurzeit durchaus nicht 
der Fall ist, so ist ein dauernder Zuzug aus dem 
Innern und damit eine vollkommene Neugestaltung 
des Kamerunhandels sicher. 
In Yaunde befindet sich bekanntlich schon seit 
längerer Zeit eine ansehnliche Haussaniederlassung, 
welche mit den dort ansässigen Firmen lebhaften Handel 
betreibt. Es scheint überhaupt, als ob Yaunde sich 
immer mehr zu einem Handelszentrum entwickeln 
wollte. 
  
66 — 
Unternehmungen gegen Semikore. 
Uber den weiteren Verlauf der Unternehmungen 
gegen den unbotmäßigen Häuptling Semikore, über 
dessen Bestrafung durch den Hauptmann v. Schimmel- 
pfennig wir seinerzeit berichtet haben, ist nach einem 
Bericht des Stationsleiters von Yaunde, Oberleut- 
nants Scheunemann, folgendes mitzuteilen: 
Söämtliche Unterhäuptlinge Semikores haben sich 
nunmehr gestellt und um Frieden gebeten. Semikore 
selbst hielt sich zur Zeit des Abganges des Berichts 
— im September v. Is. — zwar noch im Busche 
versteckt, wird sich inzwischen aber voraussichtlich ge- 
stellt haben, da ihm für den Fall, daß er sich frei- 
willig stelle, das Leben zugesichert worden war. 
Der Hauptteil der Besatzung ist nach Yaunde 
zurückgekehrt. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung 
ist in Etum ein Unteroffizierposten mit 35 Mann 
zurückgeblieben. 
Wige#nschaftliche Lammlungen. 
Der Stabsarzt Dr. Hösemann hat der zoolo- 
gischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde in Berlin zwei von ihm und dem ver- 
storbenen Leutnant Schulz in Kamerun angelegte 
Naturaliensammlungen als Geschenk überwiesen. Sie 
umsaßten: 
14 Säugctierschädel und Präparate in Alkohol, 
2 Vogelbälge, 21 Schlangen, 10 Eidechsen, 5 Fische, 
419 Schmetterlinge, 138 Käfer, 8 Neuropteren, 20 
Hymenopteren in Düten, ein Glas Hymenopteren in 
Alkohol, 143 Dipteren in Alkohol, 9 Dipteren trocken 
konserviert, 1 Odonate, 26 Orthopteren, 63 Rhyn- 
choten, davon 6 in Alkohol, 3 Tausendfüßer, eine 
Sammlung Spinnentiere, 6 Krebse, 3 Würmer. 
Die Konservierung der Tiere war gut. Unter 
den Säugern befand sich ein besonders starkes Exem- 
plar einer Wildkatze, ein junges Schuppentier und 
eine Spitzmaus, die besonders willkommen waren; 
ferner ein Crocidura leucorhina Huet und ein 
Anomalurus chrysophaenus Dubois, zwei Kongo- 
formen. Die beiden letzten Arten waren vorher für 
den Süden von Kamerun nicht nachgewiesen. Die 
Reptilien und Amphibien sind wegen ihrer Fund- 
örter besonders interessant, namentlich eine fußtlose, 
im Boden mit der Schnauze wühlende Enechse der 
Gattung Amphisbaena. Die Fische enthielten zwei 
für das Museum neue Spezies. Der wissenschaftliche 
Wert der Schmetterlinge ist beträchtlich, weil sich 
zahlreiche dem Museum fehlende Heteroceren darunter 
befinden. Die Käfer enthielten seltene, zum Teil 
neue Arten. Unter den Hymenopteren sind sehr 
wertvolle Minutien. Auch unter den übrigen In- 
sekten befinden sich gute Stücke. Die Krebse geben 
erwünschten Aufschluß über die Verbreitung mancher 
Arten.
	        
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