Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

sandtschaften großer Häuptlinge bewiesen. Der Stamm 
ist nach Südosten geworfen; zwei große Elfenbein- 
zähne und die Häuptlingsfahne sind erbeutet. Ein 
weiteres Nachdringen habe ich unterlassen, da der 
Zweck durch Bestrafung der Stadt völlig erreicht ist. 
Diesseits keine Verluste erlitten. 
Während am 15. März Assistenzarzt Berké 
über Bagam Bambulluä unmittelbar zur Sation 
marschierte, besuchte ich zunächst Babadju. Die 
Lage dieses bislang nur dem Vernehmen nach 
bekannten Ortes ist auf den Karten ziemlich genau 
angegeben. Von Babadju über das Babadju- 
flüchtlingsdorf Fongo marschierend, wurde am 
17. März in Bambulluä gelagert, hauptsächlich um 
die Lage eines an den Nordabhängen des Muti- 
berges gelegenen Sees festzustellen, der ringsum 
von bewaldeten Abhängen umschlossen, ungemein dem 
Barombisee ähnelt. Der See soll einen in den 
Miffi sich ergießenden Abfluß haben. Von Bam- 
bullud überschritt ich sodann in der Richtung auf 
Bagangu wiederum das Gebirge, um am 19. März 
auf der Station anzulangen. Erstaunt war ich über 
die geringe Breite des Scheidegebirges zwischen den 
Zuflüssen des Bia und des Nun an den von mir 
durchzogenen Stellen. Marschiert man auf der 
Straße Bali—Bamenda—Bambuis, so macht das 
Gebirge einen gewaltigen Eindruck, und mit Schrecken 
denkt man der Zeit, da man es übersteigen soll. 
Und wie bequem führen im Gegensatz hierzu die 
Straßen Bambilli—Babanki— Tungo und Station— 
Bagangu—Bambulluä über dasselbe! Die Breite 
ist hier gering, auf beiden Straßen ist das Gebirge 
an einem Tage zu überschreiten. Herrscht im allge- 
meinen auf dem Gebuge Gras als Bedeckung vor, 
so tritt doch auch Wald, vor allem an den Abhängen, 
sehr häufig auf. Ob in diesen Wäldern Gummi 
enthalten ist, habe ich nicht in Erfahrung gebracht, 
vermutlich dürfte es aber der Fall sein. Elefanten 
sollen häufig sein; zu Gesicht habe ich keine bekommen. 
Das Vorhandensein zahlreicher Büffel und Antilopen 
hier im Gebirge, vor allem am Bambulluäsee sowie 
an den Ebenen des Nun habe ich bereits berichtet. 
Die Höhe des Gebirges schätze ich auf 1600 bis 
2200 m über dem Meere. Nach dem von Norden 
nach Süden fließenden Nun zu senkt sich das Ge- 
birge allmählich. Die Bewässerung dieses Gebtetes 
ist reichlich. An größeren Bächen dürfte wohl der 
15 bis 20 m breite, aus dem Gebirge westlich Ba- 
badju dem Nun zufließende Miffi zu erwähnen sein. 
Die Wasserläufe sind meist mit dichtem Busch, der 
vor allem aus Palmenarten besteht, umgeben. Viel 
Raphiapalmen fand ich bei Bamissing und Bakembat, 
und der Marsch durch die Parklandschaft bietet hier 
großen landschaftlichen Reiz. Die Bebauung des 
Landes ist fleißig durchgeführt. Zu erwähnen ist 
vielleicht, daß an einzelnen Orten, wie Bagangu, 
Bambulluä, neben der allgemein auftretenden süßen 
Kartoffel auch die von Zintgraff in Bali eingeführte 
europäische Kartoffel gezogen wird und gut fort- 
  
86 — 
kommt. Aufgefallen ist in Bagam das häufige Vor- 
handensein von Baumwolle, die hier wie übrigens 
auch in Bali zu Zeug, Kappen 2c. verarbeitet wird. 
Der Reichtum an Vieh ist erheblich;: in Bakembat 
zeigte das Rindvieh teilweise schon Ansatz zum Buckel. 
Wie schon die starke Bebauung beweist, ist das Land 
reich bevölkert; vor allem südlich von Bagam reiht 
sich Ort an Ort. Obwohl die Bevölkerung mit 
Ausnahme der Balis desselben Hauptstammes sein 
dürfte, ist das Sprachengewirr groß. Jeder Ort 
hat seine besondere Sprache. Allerdings macht sich 
dieser Umstand wenig störend bemerkbar, da die 
Balisprache fast überall, wenn auch nur von einzelnen 
Leuten beherrscht wird. Balidörfer findet man viel- 
fach; große Bedeutung ist ihnen allerdings nicht 
zuzusprechen. 
Emfluß üben die Balis überhaupt hier nicht aus. 
Auf handgewerblichem Gebiet sind neben den bereits 
erwähnten Baumwollarbeiten vor allem Holzschnitze- 
reien, wie Tanzmasken, Häuptlingsstühle, Betten rc., 
und Metallarbeiten zu erwähnen. Je mehr man in 
das uns bislang noch verschlossene Gebiet nach Osten 
und Süden vordringt, um so erheblicher scheinen die 
Leistungen auf diesem Gebiete zu sein. So sah ich 
bei Häuptlingen mehrfach sehr gut gearbeitete Pfeifen- 
köpfe aus Messing= und Bronzeguß. Eisen wird ja 
im Lande selbst aus dem häufig auftretenden Eisen- 
stein gewonnen, Messing dürfte von der Küste oder 
von den Haussamärkten eingeführt werden, über den 
Ursprung der Bronze aber habe ich nichts erfahren 
können. Der Handel wird m das Gebiet teils von 
Haussas über die Märkte Bango und Bamum ver- 
mittelt — Bagam ist selbst ein von Bamums be- 
suchter Markt —, teils von der Küste, und zwar, 
wie ich zu meinem großen Erstaunen erfuhr, über 
Bangwa. Em Handelsweg führt, angeblich durch 
große Ortschaften, von Babadju nach Fontem. 
Bebung der Diebzucht unter den Zakwiri. 
Der Kaiserliche Gouverneur von Kamerun be- 
richtet aus Busa unter dem 11. Dezember v. Is.: 
In erfreulicher Weise beginnt sich das Interesse 
der intelligenteren Elemente unter den Bakwiri am 
Gebirge für Hebung der einheimischen Viehzucht zu 
regen. So haben sich unter Führung des einsichtigen 
Häuptlings Efesuan von Bonjongo die Dörfer um 
Bonjongo herum zu einer Art „Zuchtverein“ zu- 
sammengetan, den sie aus freien Stücken der Aufsicht 
des Bezirksamts unterstellt haben; sie werden etwa 
100 Bakwirikühe zusammenbringen und diese auf 
dem ihnen gehörigen, sehr guten Weideland zwischen 
Bonjongo und Mapanja einkoppeln. Die Station 
Buöa hat ihnen für diese Kuhherde einen hier ge- 
züchteten, sehr guten Kreuzstier zur Verfügung gestellt, 
den Efesua gestern hier abholte. Esesua war von 
mehreren seiner Nebenhäuptlinge begleitet. Die Leute 
äußerten ihre unverhohlene Bewunderung über Stamm-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.