unter allen Umständen die Möglichkeit eines Über-
greifens von Seuchen ausschließt, so dürfte doch der
Umstand, daß in vorliegendem Falle durch dieselbe
der Ausbreitung der Pest in eklatanter Weise vor-
gebeugt wurde, selbst die erbittertsten Gegner in ihrem
Urteile über die Zweckmäßigkeit dieser Maßnahme
milder stimmen.
Um gesunde Herden zu immunisieren, ist während
des diesjährigen Seuchenganges ausschließlich von der
Gallen= und nachfolgenden Blutimpfung Gebrauch
gemacht worden, doch wird, soweit das bisher geübte
Verfahren Anwendung findet und sich der betreffende
Viehbesitzer einverstanden erklärt, insofern von dem
bisherigen Modus abgewichen, als die Verimpfung
von 1 coem Rinderpestblut eine zweite Impfung mit
einer größeren Menge Pestblut folgt, die je nach der
Größe und Schwere der Tiere zwischen 3 und 10 ccm
schwankt. Man geht hierbei von der Erwägung aus,
daß unter Umständen die durch die Einimpfung von
Galle hervorgerufene Immunität eine derartig hohe
sein kann, daß 1 cem Blut nicht genügt, um bei den
Impflingen eine offensichtliche Erkrankung und damit
eine dauernde Immunität hervorzurusen. Es stützt
sich diese Annahme auf die in mehreren Fällen zur
Beobachtung gelangte Wahrnehmung, daß Tiere, die
im vorigen Jahre auf die Verimpfung von 1 ccm.
Pestblut gar nicht oder wenigstens nicht merkbar
reagiert hatten, dieses Jahr der Krankheit zum
Opfer fielen.
Bezüglich allgemeiner Beobachtungen, die sich im
Verlaufe des diesjährigen Seuchenganges haben fest-
stellen lassen, verdient vor allem die erfreuliche Er-
scheinung an erster Stelle Erwähnung, daß die Pest
bei weitem nicht mehr einen solch bösartigen Charakter
zeigt wie in früheren Jahren; hat allerdings die
Seuche eine Herde befallen, so ist die Sterblichkeits-
ziffer immer noch eine hohe und der Krankheitsver-
lauf der einzelnen Fälle meist sogar ein recht stür-
mischer, die Ansteckungsfähigkeit dagegen ist bereits
stark herabgesetzt, weshalb es sehr viel leichter als
früher gelingt, die Seuche auf ihren Herd zu be-
schränken. Die Erklärung hierfür dürfte in dem
Umstande zu suchen sein, daß die Nachkommen der
vielfach schon in mehreren Generationen geimpften
Rinder eine sich allmählich steigernde teilweise Immu-
nität ererben. Von hohem Interesse in dieser Be-
ziehung ist die mehrfach gemachte Beobachtung, daß
Föten, d. h. die ungeborenen Kälber von eingegangenen
hochträchtigen Kühen, bei der Sektion an der Magen-
und teilweise auch an der Darmschleimhaut schwere
Entzündungserscheinungen als die ausgesprochenen
Merkmale der Rinderpest aufweisen. Auf Grund
dieses Befundes liegt die Vermutung nahe, daß die
Föten, nachdem sie an der Erkrankung der Mutier
teilgenommen, nach Genesung derselben als im Mutter-
leibe immun gewordene, sog. gesalzene Kälber zur
Welt kommen. Diese Annahme findet ihre vollste
Bestätigung. Denn wenn man, wie es versuchsweise
geschehen, solchen Kälbern wenige Tage nach der
88
Geburt ohne vorherige Gallenimpfung virulentes
Rinderpestblut einimpft, stellen sich nicht die geringsten
Krankheitserscheinungen bei ihnen ein. Alle diese
Erfahrungen sollten bei etwaigen Erwägungen über
die Zweckmäßigkeit der Einführung einer Zwangs-
impfung sehr wohl berücksichtigt werden; erst wenn
unsere sämtlichen Rindviehbestände während mehrerer
Jahre mit Erfolg durchgeimpft wären, würde der
Seuche der Boden entzogen sein und das Schreck-
gespenst der Rinderpest endgültig dem Schutzgebiet
den Rücken kehren.
Otavi-Minen- und Eisenbahngesellschaft.
In der vor einigen Wochen stattgehabten General-
versammlung dieser Gesellschaft wurde die Bilanz,
einstimmig genehmigt, der Verwaltung Entlastung
erteilt und die satzungsgemäß ausscheidenden Mit-
glieder des Verwaltungsrates, Geh. Kommerzienrat
v. Hansemann und Dr. Scharlach, wiedergewählt.
In den Vorstand sind an Stelle der ausgeschiedenen
Herren Dr. Hartmann und Regierungsbaumeister
Plock die Herren Bauingenieur Müller von der
Werra und Dr. Gloner eingetreten. — Aus einem
umfassenden Schlußbericht des Mineningenieurs
Christopher James, der mit mehreren Beamten,
27 Bergleuten und mehreren hundert eingeborenen
Arbeitern die Untersuchung aller bekannten Kupfer-
minen im Otavigebiet gründlich durchgeführt hat,
teilt die Direktion der Gesellschaft in folgendem das
Wesentliche mit:
Die Untersuchung der Minen von Guchab und
Nagaib blieb ohne nennenswertes Resultat, während
die Mine von Afis einen Erzkörper zwar von wenig
Umfang, aber von guter Qualität ergab.
Auf der Mine von Tsumeb hatten die Arbeiten
unter Führung des Herrn James einen bedeutenden
Erfolg. Er berechnet, daß dort 293 330 t hoch-
gradigen Erzes mit einem durchschnittlichen Gehalt
von 12,61 pCt. Kupfer und 25.29 péCt. Blei und
190 519 t geringgradigen Erzes mit einem Durch-
schnittsgehalt von 2,91 pCt. Kupfer und 4,37 pCt.
Blei tatsächlich ausgerichtet und zur Förderung bereit
find. Mit der Minenausrüstung, die Herr James
vorschlägt, würde es etwa vier Jahre und acht Mo-
nate dauern, um das hochgradige Erz auszubringen,
und während derselben Periode würde sich nach
Abzug aller Unkosten für Förderung, Verschmelzung,
Eisenbahn= und Seetransport sowie Generalunkosten
bel einem Kupferpreise von 60 2 per Tonne auf
7761 t Kupfer und bei einem Blelpreise von 12 8
per Tonne auf 14 679 t Blel ein Gewinn von
390 000 2 pro Jahr erzielen lassen. Wird jedoch
der inzwischen auf 50 8 per Tonne gesunkene Kupfer-
preis zu Grunde gelegt, so würde sich der jährliche
Gewinn auf 312 000 K vermindern. Dabei ist weder
das geringhaltige Erz, noch das in dem Blei ent-
haltene Silber berücksichtigt, obgleich Herr James